Süddeutsche Zeitung

Amt für Jugend und Familie:In allen Bereichen erhebliche Kostensteigerungen

Der Etat des Amtes für Jugend und Familie des Landkreises Freising ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Millionen Euro angewachsen. Die Behörde rechnet mit der Ankunft zahlreicher unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge und muss darauf vorbereitet sein.

Von Peter Becker, Freising

Bis auf den letzten Tropfen ausgewrungen ist Landrat Helmut Petz (FW) der Haushalt des Amtes für Jugend und Familie. Wo es nur möglich war, wurde gespart. Der Ansatz umfasst für das laufende Jahr gut 27,7 Millionen Euro. Das sind 2,4 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr. "Das ist ordentlich", kommentierte Petz. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. Das Jugendamt erwartet steigende Zahlen für die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Hohe Ausgaben verursachen der Kauf von Hardware zwecks Einführung einer elektronischen Akte sowie der Ausstattung für mobiles Arbeiten. Dazu gibt es deutliche Steigerungen bei den Personalkosten. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags stimmte dem Haushaltsentwurf zu.

Die große Unbekannte ist für das laufende Jahr die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Vier Menschen aus dieser Personengruppe sind bereits angekommen. Die Fachgruppe Asyl erwartet eine ähnlich große Flüchtlingswelle wie 2015/16. Bei der Kostenkalkulation hat die Verwaltung die Zahlen von damals für ihre Planung herangezogen und wegen der Preissteigerungen um ein Drittel aufgestockt. Für die Unterbringung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Heimen sind etwa acht Millionen Euro angesetzt, etwa 6,5 Millionen mehr als im Vorjahr. Insbesondere diese Ausgabe treibt den Aufwand des Jugendamts in die Höhe.

Gleiches gilt für die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Vollzeitpflege. Der Kostenansatz stieg um 493 200 auf 513 200 Euro. Die Aufwendung für die Unterbringung in Sammelunterkünften beziffert das Jugendamt auf etwa 1,4 Millionen. Diese Ausgabe erstattet der Bezirk mit etwas zeitlicher Verzögerung zurück. Marianne Heigl (FW) erklärte dazu, dass der Bezirk zwar diese Kosten erstatte, wenn eine Person aber volljährig werde, sei die Jugendhilfe für sie zuständig. Der Kostenaufwand betrage in diesem Fall 200 Euro pro Tag, der Staat erstatte aber nur 40 Euro. "Das ist ein Taschengeld!", kommentierte Marianne Heigl.

In nahezu allen Bereichen des Jugendamtes gibt es zum Teil erhebliche Kostensteigerungen. Die Ausgaben für Personal- und Sachkosten stiegen im Vergleich zum Vorjahr von 5,65 auf 6,01 Millionen Euro. Verantwortlich dafür sind Tariferhöhungen und Neueinstellungen. Die Einführung der elektronischen Akte hatte bereits 2022 begonnen. Sie wird 2023 fortgesetzt. Zugleich stattet das Landratsamt sein Personal für das Arbeiten im Homeoffice aus. Dafür sind 147 000 Euro eingestellt.

Für den Bereich der Förderung von Kindern in Tagespflege wurde der Etat um 348 500 Euro aufgestockt. Er stieg von 4,3 auf gut 4,65 Millionen Euro. Ein Grund dafür ist die Erhöhung der möglichen Schließtage, an denen keine Betreuung stattfindet. Zum anderen ist sowohl die Zahl der Tagesmütter gewachsen als auch deren Entgelt.

Jugendhilfeeinrichtungen stoßen an ihre Grenzen

Mit 90 000 Euro nehmen sich Inobhutnahmen im Vergleich zu anderen Posten im Etat des Jugendamts zwar bescheiden aus. Doch die Ausgaben sind im Vergleich zu 2022 auf das Dreifache angewachsen. Das Jugendamt kommentiert dazu, dass die Jugendhilfeeinrichtungen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Inobhutnahmen gestalten sich immer schwieriger, zusätzlich nehmen daher Bereitschaftspflegefamilien Betroffene auf. Kinder und Jugendliche müssen aktuell länger als bisher in den Inobhutnahme-Stellen verweilen, bis eine weitere Unterbringungsmöglichkeit gefunden ist.

Gestiegen ist der Bedarf an Heilpädagogischen Tagesstätten über die Landkreisgrenzen hinweg. Die Aufwendungen sind im Vergleich zum Vorjahr um 317 000 Euro auf gut 1,2 Millionen Euro gestiegen. Allein auf die neue Heilpädagogische Tagesstätte in Birkeneck entfallen 300 000 Euro für Beiträge und Fahrtkosten. Diese Einrichtung beansprucht der Landkreis Freising im Jahr 2023 wegen des hohen Bedarfs komplett für sich.

Die Zahl der Schulbegleitungen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das Jugendamt hat deswegen die Ausgaben für die ambulante Eingliederungshilfen für seelisch Behinderte um 430 000 Euro auf 3,25 Millionen Euro angehoben. Gestiegen ist ebenso der Betrag, den das Jugendamt für die teilstationären Eingliederungshilfen für seelisch Behinderte vorsieht. Er nahm um 625 000 auf gut zwei Millionen Euro zu. Grund dafür sind steigende Fallzahlen, erwartete Kostensteigerungen bei Einrichtungen und Trägern sowie die Inbetriebnahme der neuen Heilpädagogischen Tagesstätte in Birkeneck.

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