Süddeutsche Zeitung

Müllvermeidung:Total daneben

Ob Lebkuchenherz oder Comicstrip: Der Planungsausschuss kritisiert Vorschläge für Logos zu einer Kampagne zur Müllvermeidung als komplette Themaverfehlung.

Von Peter Becker, Freising

Ist's die Maus oder ist es der Bär des Heiligen Korbinian? Diese Frage zu einem Kampagnenmotiv zur Vermeidung von Müll hat sich jüngst der Planungsausschuss des Kreistags gestellt. Die von der beauftragten Firma vorgelegten Entwürfe zerrissen die Kreisrätinnen und Kreisräte in der Luft. "Die Begeisterung hält sich in Grenzen", fasste Landrat Helmut Petz (FW) das Ergebnis der Diskussionsrunde in nüchternen Worten zusammen. Jetzt geht es an die Neubearbeitung der Motive - ohne zusätzliche Bezahlung für das ausgewählte Büro.

Die Grünen-Fraktion im Kreistag hatte sich die Kampagne zur Müllvermeidung gewünscht. Die Verwaltung sollte, ausgestattet mit einem Budget von 50.000 Euro, eine geeignete Werbeagentur ausfindig machen. Diese sollte die passenden Motive dazu entwickeln, welche in der jüngsten Sitzung des Ausschusses vorgestellt wurden.

Vorschlag Nummer eins bestand aus der Darstellung eines bayerischen Lebkuchenherzes zum Themenkreis "Abfallvermeidung". Es wirbt dafür, unverpackte Lebensmittel zu kaufen, oder zumindest in Behältnissen, die recycelt werden können. Ein Verbotsschild zeigt Kunststoffe, die zu vermeiden sind. "Warum man unbedingt noch für das Oktoberfest werben muss?", fragte sich Maria Lintl (FSM). Das Logo solle schließlich einen Wiedererkennungswert erzeugen. Alle Vorschläge geißelte sie als "komplette Themaverfehlung".

Vorschlag Nummer zwei beinhaltet einen Comic mit Figuren, die den Freisinger Bären darstellen sollen. Es zeigt ein Verbotsschild mit Kunststoffen, die beim Einkauf unbedingt zu vermeiden sind. Daneben ist der ideale Kunde zu sehen. Vor dem Hintergrund der Freisinger Skyline entsorgt die Comicfigur Abfall in die richtigen Tonnen. Die Darstellung erntete gelinden Spott. Landrat Petz und Kreisrat Michael Stanglmaier (Grüne) fühlen sich angesichts der hybriden Darstellung der Comicfigur an die Sendung mit der Maus erinnert.

Vorschlag Nummer drei weist einen kreislaufartigen Grundaufbau auf. Das Wappen des Landkreises steht dabei im Mittelpunkt. Es zeigt eine Familie beim idealen Einkauf und der Entsorgung des Abfalls in die richtige Tonne.

"Wir hatten uns mehr erhofft", sagte Stanglmaier enttäuscht. Bei den Darstellungen handele es sich nicht um Logos für eine Kampagne, sondern um Erklärgrafiken. Deshalb seien alle drei Entwürfe schlecht, kanzelte er die Vorschläge ab. In einem zweiten Schritt, nachdem ein Logo gefunden ist, soll eine Website zur Kampagne entstehen. Stanglmaier hält das für den verkehrten Weg. Man müsse zu den Leuten gehen, forderte er.

Als "autodidaktischer Schützenscheibenmaler" will sich Robert Scholz Gedanken zu einem geeigneten Motiv machen

Joana Bayraktar (Grüne) kann mit den drei Vorschlägen nichts anfangen. "Sie sind überlastet und am Thema vorbei", kritisierte sie. Und ohne den Einsatz von sozialen Medien und der Präsentation in der Öffentlichkeit bringe die gesamte Kampagne nichts. Laut Peter Warlimont (SPD) erschließe sich den Leuten bei der Betrachtung der Motive gar nicht, worum es eigentlich gehe.

Nicht ernst gemeint war der Vorschlag von Robert Scholz (FW). Er könne sich als "autodidaktischer Schützenscheibenmaler" mal Gedanken über geeignete Motive machen.

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