Prozess am Landgericht Landshut:DNA-Spuren, Observation und Überwachungsvideos

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Ein Kriminalpolizist erläutert in der Verhandlung gegen eine Bande, die unter anderem für eine Einbruchserie in den Kreisen Freising und Dachau verantwortlich sein soll, wie man den Tätern auf die Spur gekommen ist. Zwei weitere der vier Angeklagten legen Geständnisse ab.

Von Alexander Kappen, Freising

Die Liste der ihnen zur Last gelegten Straftaten, die sie unter anderem in den Landkreisen Freising und Dachau begangen haben sollen, ist lang. Aber dass sie sich während der Pandemie nicht an die Infektionsschutzregeln gehalten hätten, das müssen sich die vier Männer, die sich derzeit wegen schweren Bandendiebstahls vor der ersten Strafkammer des Landshuter Landgerichts verantworten müssen, nicht vorwerfen lassen. Denn als die Polizei der Bande auf die Schliche gekommen war und diese bereits überwachte, "ist uns Corona dazwischen gekommen", berichtete ein Beamter der Kripo Erding am zweiten Verhandlungstag als Zeuge. Die Bandenmitglieder hätten sich "wohl sehr konkret an die Ausgangsbeschränkungen gehalten", die damals galten.

So musste die Polizei von November 2020 bis März 2021 warten, bis sie wieder Aktivitäten bei den mutmaßlichen Serientätern feststellen und im Juli 2021 nach einem Einbruch in ein Neufahrner Kino schließlich die ersten von ihnen festnehmen konnte. Der Erdinger Kriminalpolizist schilderte am Dienstag bei der Fortsetzung des Prozesses gegen vier 35, 40, 43 und 50 Jahre alte Männer, die Beute und Sachschaden von jeweils mehreren 100.000 Euro gemacht und verursacht haben sollen, wie man den Tätern nach und nach auf die Spur gekommen ist. Derweil legten zwei weitere der vier Angeklagten mittels Erklärungen ihrer Verteidiger Geständnisse ab.

Zum Prozessauftakt hatte nur der Hauptangeklagte gestanden

Am ersten Verhandlungstag eine Woche zuvor hatte zunächst nur der Hauptangeklagte, ein 43-Jähriger aus Freising, die ihm zur Last gelegten Vorwürfe voll umfänglich eingeräumt. Am Dienstag zogen nun zwei Angeklagte aus Nordrhein-Westfalen nach - ein 50-Jähriger aus Heinsberg, der bei zehn der 17 angeklagten Taten dabei gewesen sein soll, und ein 40-Jähriger aus Hückelhoven. Letzterer war laut Anklage nur bei einem der Einbrüche dabei: bei dem in besagtem Neufahrner Kino, nach dem er schließlich auch von der Polizei gefasst wurde. Laut der Erklärung seines Anwalts war der 40-Jährige dazu auserkoren, mit einem Walkie-Talkie Schmiere zu stehen. Dafür sollte er 2000 bis 3000 Euro bekommen. Doch dann sei er festgenommen worden.

Der 50-Jährige, der bei einem Einbruch auch ohne Maske von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, ließ über seine Verteidiger erklären, dass er bis dahin strafrechtlich nie in Erscheinung getreten und aus einer finanziellen Notlage heraus in die Sache hinein geraten sei. Er habe sich bei einem privaten Kreditgeber aus dem Kosovo Geld geliehen, um sich mit einem Restaurant selbständig zu machen. Aber die Sache mit dem Restaurant habe sich schwieriger dargestellt als geplant, so dass er seine Schulden nicht habe zurückzahlen können. "Im Kosovo werden Schulden nicht über Gerichtsvollzieher eingetrieben, sondern über Drohungen und Gewalt, in vielen Haushalten gibt es Waffen", hieß es in der Erklärung. Er habe schließlich den 43-jährigen Freisinger kennengelernt und bei einem gescheiterten Einbruch in einer Bank in Langenbach mitgemacht. Anschließend auch bei weiteren. Für die Einbrüche in Banken und Gewebebetriebe habe man oft Tipps bekommen. Nachdem er seine Schulden in Höhe von letztlich 50.000 Euro mit der Beute bezahlt habe, sei der Rest in seinen Lebensunterhalt geflossen. "Meiner Familie habe ich erzählt, ich hätte das Geld bei Freunden verdient", hieß es in der Erklärung.

Einer wilden Verfolgungsjagd folgen die ersten Verhaftungen

Der Kripo-Beamte erläuterte dem Gericht unter Vorsitz von Richter Markus Kring anschließend detailliert, wie die Polizei der Bande auf die Spur gekommen ist. Die Ermittlungen seien nach einem Einbruch in einer Freisinger Brauerei im Februar 2020 angelaufen. Dort habe man DNA-Spuren des Freisingers sowie eine schwarze Tasche mit der Aufschrift "Sports" gefunden - so wie später auch an verschiedenen anderen Orten. In der Tasche befanden sich Tatwerkzeuge. Später habe man auch Werkzeugdepots im Kreis Erding gefunden, etwa in einem Waldstück unter einem umgestürzten Baum. DNA-Spuren des Freisingers und Werkzeug fand die Polizei auch in Feuerwehrhäusern, in die die Täter offensichtlich einbrachen, um dort Spreizer zu stehlen. Diese benötigten sie, um Geldautomaten in Banken und Gewerbeimmobilien aufzuhebeln.

Die Staatsanwaltschaft, so der Kripo-Beamte, habe schließlich eine Überwachung des Freisingers genehmigt, um so an die Mittäter zu gelangen. Auf diese Weise erfuhr die Polizei auch von dem Einbruch in das Kino. Nach diesem nahm sie, "nach einer nach wilden Verfolgungsjagd", so der Beamte, die beiden Angeklagten aus Nordrhein-Westfalen fest. Der Freisinger sei zunächst entkommen, er wurde später gefasst. Auch der 35-jährige Angeklagte aus Pfaffenhofen, der laut Anklage nur an einer Tat beteiligt war, nicht aber an der letzten in Neufahrn. Für den Prozess sind weitere Verhandlungstage angesetzt.

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