Bei der Fortsetzung des Prozesses gegen vier 35, 40, 43 und 50 Jahre alte Männer, die sich derzeit wegen einer Vielzahl von Einbrüchen und Einbruchversuchen, unter anderem in den Landkreisen Freising und Dachau, vor der ersten Strafkammer des Landgerichts Landshut verantworten müssen, hat ein Sachverständiger am Dienstag sein Gutachten über die Auswertung von Überwachungsvideos vorgestellt. Demnach könne man davon ausgehen, dass die beiden Hauptangeklagten sehr oder höchstwahrscheinlich mit zwei Männern identisch seien, die auf den Videos zu sehen sind.
Die Beschuldigten, die wegen schweren Bandendiebstahls angeklagt sind, sollen bei den Taten große Geldsummen erbeutet sowie hohen Schaden angerichtet haben. Beute und Schaden betragen jeweils mehrere 100.000 Euro. Die zur Anklage gebrachten Taten ereigneten sich zwischen dem 2. Oktober 2019 und dem 23. Juli 2021. Die Täter brachen in Banken und gewerblich genutzte Gebäude ein, wo sie Geldautomaten oder Tresore aufbrachen. Unter anderem mit Spreizern, die sie zuvor bei Einbrüchen in Feuerwehrhäusern erbeutet hatten. Zu den Tatorten zählten eine Brauerei in Freising, ein Gewerbebetrieb und ein Kino in Neufahrn, Banken in Langenbach und Rudelzhausen sowie zwei Autohäuser in Dachau.
Drei der vier Angeklagten haben bereits gestanden
Der mutmaßliche Kopf der Bande, ein 43-Jähriger aus Freising, sowie ein 50-Jähriger aus dem nordrhein-westfälischen Heinsberg, der bei zehn der 17 angeklagten Taten dabei gewesen sein soll, haben bereits Geständnisse abgelegt. Geständig ist auch ein 40-Jähriger aus Hückelhoven in Nordrhein-Westfalen, der laut Anklage nur bei einer Tat dabei war - bei der in dem Neufahrner Kino, nach der er schließlich verhaftet wurde
Der vierte Angeklagte lässt erst mal alle warten
Der Vierte im Bunde, ein 35-Jähriger aus Pfaffenhofen, hatte am ersten Verhandlungstag erklärt, er sei bei keiner Tat dabei gewesen. Laut Anklage zählt er ohnehin nur in einem Fall zu den Beschuldigten. Als der Vorsitzende Richter Markus Kring ihn am Dienstag bei der Fortsetzung des Prozesses fragte, ob er jetzt vielleicht eine Erklärung abgeben wolle, blieb der Pfaffenhofener dabei - keine Aussage. Für Aufsehen hatte er zuvor nur auf andere Weise gesorgt: Er ließ die versammelten Prozessbeteiligten eine halbe Stunde warten, weil er, wie er telefonisch ausrichten ließ, am Tag zuvor bis spät abends gearbeitet und deshalb verschlafen habe.
Als es dann losgehen konnte, trug der Sachverständige, ein promovierter Anthropologe, sein Gutachten über die von ihm ausgewerteten Bildern aus fünf Überwachungsvideos vor. Auf vieren waren zwei Täter zu erkennen, auf einem drei. Zwei Täter nannte er aufgrund der Ähnlichkeit zu ihrer wiederkehrenden Maskierung die "Eule" und den "Ninja". Nach einer wissenschaftlichen Auswertung seien die beiden Täter in allen fünf Fällen höchstwahrscheinlich identisch. Und es deute - abgesehen von den Geständnisses - auch sehr viel darauf hin, dass es sich bei den Tätern auf den Bildern um den 43-jährigen und den 50-jährigen Angeklagten handelt. Die Identität sei sehr wahrscheinlich bis höchstwahrscheinlich gegeben. Dass es sich bei einem unmaskierten Dritten, der auf einem Bild in schlechter Qualität zu sehen ist, um den 35-jährigen Angeklagten handelt, konnte der Gutachter nahezu ausschließen.