Landgericht Landshut:Anwalt kritisiert Prozessführung

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Im Prozess gegen einen 52-jährigen Mann, der früher im nördlichen Landkreis gelebt hat und im März 2014 seine frühere Freundin auf einem Parkplatz bei Allershausen vergewaltigt haben soll, hat der Anwalt des Opfers am Montag die in seinen Augen einseitige Prozessführung beanstandet. "In dieser Verhandlung werden immer nur Dinge thematisiert, die darauf abzielen, meine Mandantin unglaubwürdig zu machen", kritisierte der Anwalt: "Ich weiß nun, wohin die Reise hier geht." Vorsitzender Richter Ralph Reiter konterte: "Ich weiß nur, wohin meine Urlaubsreise geht - wohin die Reise hier in der Verhandlung geht, steht noch nicht fest."

Der Angeklagte hatte sich mit seiner Ex-Freundin getroffen, um mit ihr über die Rückzahlung eines gemeinsamen Kredits aus früheren Tagen zu reden. Dabei sei es zu einvernehmlichem Sex gekommen, so die Version des 52-Jährigen. Der Angeklagte habe sie vergewaltigt, sagt die als Nebenklägerin auftretende Frau. In der Verhandlung am Landgericht wurde sie nach mehreren Anzeigen gefragt, die es in ihrer Familie gegeben hat. Unter anderem soll sie ihren Sohn wegen versuchten Raubs angezeigt haben, das Verfahren wurde mangels Tatnachweises eingestellt. Der Nebenklage-Anwalt echauffierte sich darüber, dass seine Mandantin als besonders anzeigewütig dargestellt werde, um ihre Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Am dritten Prozesstag wurde auch eine Handytonaufnahme präsentiert, die die Nebenklägerin bei dem Treffen mit ihrem Ex heimlich gemacht hat. Konkrete Hinweise auf eine Vergewaltigung brachte die Aufnahme, die nicht bis zum Ende des Treffens mitlief, nicht. In eine sexuelle Richtung ging es nur an einer Stelle, als der Angeklagte vom "geilen Arsch" seiner Ex-Freundin sprach und sie ein "Danke" erwiderte.

© SZ vom 23.02.2016 / axka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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