Laienbühne Freising:Schneidige Burschen, sittsame Dirndl und vornehme Honoratioren

Laienbühne Freising: Geschichten aus der guten alten Zeit.

Geschichten aus der guten alten Zeit.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Premiere der Laienbühne glückt auch in ungewohnter Umgebung. In der Luitpoldhalle erlebt das Publikum das "Königlich Bayerische Amtsgericht" und amüsiert sich köstlich.

Von Johann Kirchberger, Freising

In neuer Umgebung, aber mit dem alten Elan, so präsentierte sich die Freisinger Laienbühne bei der Premiere ihres neuen Stücks, oder besser gesagt ihrer neuen Stücke. Denn gespielt werden drei heitere Gerichtsszenen aus dem Königlich Bayerischen Amtsgerichts, das vielleicht bekannteste Werk von Georg Lohmeier. Die meisten im Publikum kannten die Stücke natürlich aus dem Fernsehen. Trotzdem, es machte Spaß, sie wieder einmal zu sehen. Auf einer Bühne in Freising den gestrengen Herrn Amtsgerichtsrat (Andreas Schwarz) zu erleben, der zum Frühschoppen will und deshalb zur Eile drängt, oder zu sehen, wie der Justizwachtmeister (Jochen Fischer) die Zeugen hereinholt, die Hacken zusammenschlägt und die Hand zur Kappe führt.

Drei Episoden aus Lohmeiers Amtsgericht hat Regisseur Wolfgang Schnetz ausgewählt und großartig in Szene gesetzt: den Leichenbitter, den Pfarrgockel und das Bienenhaus. Es sind wunderbare bayerische Begebenheiten, die Lohmeier, der in Freising das Dom-Gymnasium besuchte und der Stadt auch sonst verbandelt blieb, da aufgeschrieben hat. Die Schauspieler der Laienbühne mögen vielleicht nicht so bekannt sein, wie ihre Fernsehkollegen, aber sie standen denen kaum nach. Wunderbar etwa, wie sich der Totengräber (Franz Kaindl) windet, als er beschuldigt wird, zur Beerdigung der quietschfidelen Wiesmaiermutter eingeladen zu haben, um an Geld zu kommen. Oder wie die Pfarrersköchin (Edith Philipp), eine bekannte Ratschkathl, eingestehen muss, den Gockel der Nachbarin erst mit Steinen malträtiert und dann sogar mit einer Sense ins Jenseits befördert zu haben, weil der ihren Hennen nachgestellt habe. Oder wie der Kriegsinvalide und Drehorgelspieler Ludwig Ingerl (Anton Wiesheu) sich lang und breit darüber auslässt, dass ihm der Schmid (Franz Spitzenberger) sein Musikinstrument mit einem Vorschlaghammer zerstört hat. Nur weil er das Lied "Mein Herz das ist ein Bienenhaus" gespielt habe. Köstlich, wie sich der Direktor der Landesnervenheilanstalt (Stephan Leitmeier) darum bemüht, den Schmid in seine Anstalt zu bekommen und der Bürgermeister von Dürling (Richard Brückl) sich schließlich als Drahtzieher der Affäre entpuppt, weil er eine Gaudi haben wollte.

Ja es sind lustige und unterhaltsame Stücke aus der guten alten Zeit, als die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger waren und noch der Prinzregent Luitpold regiert hat. Der ist übrigens auch Teil des Bühnenbilds, das Bernhard Nadler und Bernd Flassak wieder geschaffen haben. Aber auch den übrigen Laienspielern und den vielen Helfern hinter den Kulissen gebührt ein Lob.

Dass sie nicht mehr im altwehrwürdigen Asamsaal aufgetreten sind, sondern erstmals in der Luitpoldhalle, fiel fast nicht auf. Denn die Stadt hat alles Mögliche getan, um eine moderne Bühne aufzubauen. Sie hat mehr schwarze Wände, andere Maße und ist Teil eines Raum-in-Raum-Konzepts. Wären da nicht die Seitenwände des neuen "Theatersaals" gewesen, die einen Blick auf die Lüftungskanäle erlauben, wären die Veränderungen vielleicht gar nicht aufgefallen. "Die Stadt hat ein professionelles Theater geschafften", lobte Laienbühne-Vorsitzende Angela Flohr vor der Aufführung. Etwa fünf Jahre bis zum Ende der Asam-Sanierung wird es nun die Heimat der Laienspieler bleiben. Auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat indirekt etwas zum Gelingen der Aufführung beigetragen, indem er einige Stühle aus dem Rathaussaal zur Verfügung stellte. Ansonsten bedankte sich der OB für das wunderbare Spektakel. Da wollte Schnetz nicht nachstehen und lobte sein wunderbares Ensemble. Die Vorbereitung und Proben hätten viel Mühe, aber auch viel Spaß gemacht. In der Tat, es hat sich gelohnt. Wäre es anders gekommen, hätte sich die große Laienbühne-Familie aber auch nicht grämen müssen. Denn wie heißt es so schön bei der Einleitung der Amtsgerichts-Episoden: "Auf die Guillotin hat unser Herr Rat eh niemanden geschickt".

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