Flughafen München:Krach wegen des Fliegerkrachs

Fluglärm - Flugzeug im Landeanflug

An Schlaf nicht mehr zu denken? Landkreisbewohner beschweren sich seltener.

(Foto: dpa)
  • Eine Online-Karte zeigt, welchen Lärm Flugzeuge am Flughafen München machen.
  • Weitere Messstationen sind für Haimhausen, Markt Schwaben, Forstinning und Zorneding geplant.
  • Inwieweit das Monitoring die Anzahl der Beschwerden über Fluglärm beeinflusst, kann niemand sagen.

Von Gerhard Wilhelm

Seit Mai 2014 gibt es das sogenannte Lärmmonitoring für Jedermann. Das ist eine Online-Karte, die mit 20-minütiger Verzögerung darüber informiert, welchen Lärm startende und landende Flugzeuge an 16 stationären Messstationen rund um den Airport München erzeugen. Jetzt sind auch die mobilen Lärmmessstellen aufgenommen worden, die zurzeit im Landkreis Dachau bei Ziegelberg und Rudelzhofen stehen.

Für 2016 sind noch Stationen in Haimhausen, Markt Schwaben, Forstinning und Zorneding geplant. "Der Flughafen München ist damit der erste in Deutschland, der dies anbietet", sagte Hermann Blomeyer, Leiter der Abteilung Umweltschutz bei der Flughafen München Gesellschaft (FMG), am Mittwoch bei der 57. Sitzung der Fluglärmkommission.

Inwieweit das Monitoring die Anzahl der Beschwerden über Fluglärm beeinflusst, kann niemand sagen. Robert Biberger, der Fluglärmbeauftragte für den Münchner Flughafen, hatte aber Positives zu berichten: Nur 13 schriftliche und mündliche Beschwerden von zehn Bürgern gingen bei ihm im Zeitraum von 1. Oktober 2015 bis zum 29. Februar ein, was 2,6 Beschwerden im Monat ausmacht.

Im vergangenen Berichtszeitraum, der sich immer zwischen den beiden Sitzungen der Fluglärmkommission befindet, waren es 5,4 Beschwerden je Monat gewesen. Die meisten Beschwerden - vier - kamen aus Fahrenzhausen. Fast jede zweite ging beim Flughafen wegen Störung der Nachtruhe ein.

Georg Kölbl von der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, interpretierte den Rückgang der Beschwerden allerdings nicht als Beweis, dass alles besser geworden sei, wie es die FMG gerne sehe: "Die Leute resignieren doch mittlerweile und deshalb werden es weniger Beschwerden". Auch Herbert Knur, Vorsitzender der Fluglärmkommission, sah keinen Grund für eine Entwarnung.

Flughafen München: Auf dem Online-Monitoring werden die gemessenen Dezibelzahlen der Lärmstationen angezeigt und welches Flugzeug startet oder landet.

Auf dem Online-Monitoring werden die gemessenen Dezibelzahlen der Lärmstationen angezeigt und welches Flugzeug startet oder landet.

(Foto: SZ-Bildstelle)

So könne man nicht sagen, wie es gerne von der FMG dargestellt werde, dass es nur rund 1000 direkt vom Fluglärm betroffene Menschen gebe. Wenn man sich den Bereich ansehe, wo es einen Dauerschallpegel von 60 bis 70 Dezibel gebe, sei die Zahl der Betroffenen "schon heftig".

Knur fordert dauerhafte Zahlung des passiven Lärmschutzes

Herbert Knur forderte deshalb auch, bei der derzeit geplanten Überarbeitung des Gesetzes zum besseren Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm, für Schulen und vor allem für die Schlafräume von Kindergärten und Horte sicher zu stellen, dass der zugesagte passive Lärmschutz, zum Beispiel durch Lärmschutzfenster, nicht mehr einmalig zu zahlen sei, sondern dauerhaft, wenn bei Verschleiß Ersatz angeschafft werden müsse.

Weiter umstritten ist das Thema Feinstaubbelastung. Wie Herbert Knur berichtete, soll noch in diesem Jahr vom Bundesumweltministerium ein großes Forschungsvorhaben gestartet werden. In seiner Funktion als Vorsitzender habe er das bayerische Innenministerium als Genehmigungsbehörde des Airports und die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Der Flughafen München könnte bei den Untersuchungen über die Gefährlichkeit von Fein-und Ultrafeinstäuben, die unter anderem bei Verbrennungen auch in Automotoren entstehen, Pilotfunktion übernehmen.

Für die FMG ist das Thema jedoch kein großes, da nach ihren Messungen der seit 1. Januar 2015 geltende Grenzwert für Feinstäube in Höhe von 25 Mikrogramm je Kubikmeter deutlich mit einem Wert von elf Mikrogramm je Kubikmeter im Durchschnitt unterboten werde, sagte Hermann Blomeyer. Auch bei Benzol und Stickstoffdioxid seien die Werte nach Schulnoten gewertet "gut". Als Vergleich führte Blomeyer die Messwerte an der Landshuter Allee in München an.

Zum Schluss gab es aber auch Hoffnung auf weniger Fluglärm - wenn auch wohl frühestens von 2030 an - und wenn die Triebwerkshersteller mitspielen. Dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist es gelungen, mittels Drucklufteinspeisung in die Motoren den Lärmpegel um zehn Dezibel zu senken - also zu halbieren.

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