Kurzkundgebung in Freising:Ude schwört die Startbahngegner ein

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SPD-Spitzenkandidat ruft die Bürger dazu auf, bei der Landtagswahl zu zeigen, "dass diese Region nicht mit sich Schlitten fahren lässt"

Von Kerstin Vogel

Ja, schreiben kann er: SPD-Spitzenkandidat Christian Ude trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Freising ein. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (links) und Bürgermeister Rudolf Schwaiger wachen über diese Tätigkeit. (Foto: Marco Einfeldt)

Das hätte sich noch vor anderthalb Jahren wohl wirklich niemand träumen lassen: Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude steht auf dem Marienplatz in Freising und schwört die Bürger darauf ein, bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag ein Zeichen zu setzen - gegen den Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen. "Zeigen Sie, dass diese Region nicht mit sich Schlitten fahren lässt", lautete sein abschließender Appell. Doch natürlich ist Ude inzwischen Spitzenkandidat der SPD in Bayern, das ist das eine, und es hat einen Bürgerentscheid gegeben, bei dem sich die Münchner gegen den weiteren Ausbau des Flughafens ausgesprochen haben - und an diesem Bürgerwillen ist für Ude nicht zu rütteln, daran lässt er keinen Zweifel.

Er lässt bei diesem Wahlkampfauftritt am späten Freitagnachmittag in Freising allerdings auch keinen Zweifel daran, dass die bayerische Staatsregierung aus CSU und FDP eben nicht gewillt sei, das Votum der Bürger zu respektieren. Erst einen Tag zuvor, beim Richtfest für den Bau des Satelliten-Terminals am Münchner Flughafen, habe der entsandte Staatssekretär Söders keinen Zweifel daran gelassen, dass die Staatsregierung "ohne Wenn und Aber zu einem Ausbau mit dritter Startbahn" stehe. "Es wäre ein schlimmer Irrtum, wenn sie meinen würden, das Thema Startbahn wäre erledigt", rief Ude den Freisingern zu. Er warnte weiter: Wenn die Landtagswahl am Sonntag eine Mehrheit für CSU und FDP ergebe, dann würden deren Vertreter das als eine Art Volksabstimmung für den Flughafenausbau werten.

Seine Folgerung: Die Bürger in Freising, Erding, Dachau, aber auch im nördlichen Landkreis München müssten "ein klares Nein sagen zu den Parteien, die den Flughafenausbau durchsetzen wollen. Sie dürfen jetzt nicht im Endspurt schwächeln, sondern müssen ihre Position in der Flughafenfrage durchsetzen." Alle aktuellen Oppositionsparteien jedenfalls seien inzwischen "klar und verbindlich dagegen", so Udes Versprechen. Es gebe genügend Möglichkeiten, die Zukunft des Flughafens auch ohne eine dritte Startbahn zu meistern.

Dass die Startbahn nicht das einzige Thema bei Udes Kurzauftritt auf dem Freisinger Marienplatz blieb, dafür sorgte eine Aktion der Jungen Union, die nebenan einen riesigen Ballon als "Schuldenberg" aufgeblasen hatte und auf einem Plakat "Chancen statt Schulden" forderte. "Da fragt man sich doch: wen meinen die?" ätzte Ude in Richtung der politischen Konkurrenz. Die Stadt München könne jedenfalls nicht gemeint sein, die habe jetzt weniger Schulden als bei seinem Amtsantritt. Die Regierung Seehofer dagegen habe neun Milliarden mehr Schulden als bei ihrem Start vor fünf Jahren - auch wenn Seehofer persönlich nicht wirklich etwas dafür könne. Schuld trügen seine Vorgänger mit dem Debakel der Landesbank. "Die können also nur sich selber meinen", folgerte Ude: "Und das hier dann auch noch mit heißer Luft aufzublasen: Dümmer kann man es echt nicht anstellen."

© SZ vom 14.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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