Kunststoff-Tafeln verschwunden:Kein Sinn für Nachdenkliches

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Unbekannte entfernen Plakate, die auf die Folgen der dritten Startbahn für Mensch und Umwelt hinweisen sollen

Von Clara Lipkowski, Freising

Sie hingen keine vier Tage an der Straße vor dem Biolandhof Braun, da waren die sieben Plakate schon wieder verschwunden. Eigentlich hatte das Giggenhausener Ehepaar Hartinger-Aichinger mit Sprüchen wie "München denkt weiter...", "Wissenschaftler denken weiter..." und "Ist die Bürgerstimme noch was wert? München sagt Nein zu 3. Startbahn" auf mögliche Folgen aufmerksam machen wollen, sollte der Flughafen ausgebaut werden. Ein Unbekannter hatte wohl etwas gegen die Botschaften und entfernte die Kunststoff-Tafeln vor etwa drei Wochen.

Ein Anruf bei der Straßenmeisterei brachte dem Ortssprecher von Giggenhausen, Christopher Aichinger, und seiner Frau Gabriele Hartinger-Aichinger keine Klärung, wer es gewesen war. Die zuständige Behörde habe angegeben, die Plakate nicht entfernt zu haben, sagt Hartinger-Aichinger. Zwar wäre das naheliegend, denn stehen Plakate zu nah an einer Straße, wie hier an der Staatsstraße 2350, werden Schilder entfernt, weil sie die Verkehrsteilnehmer ablenken oder ihre Sicht beeinträchtigen können - auch dann, wenn sie auf Privatgrund stehen. In der Regel aber werden die Eigentümer dann informiert.

Einen Bescheid haben die Biolandhof-Betreiber Josef und Irene Braun allerdings nicht erhalten. Sie hatten ihren Grund zur Verfügung gestellt, weil auch sie sich vom Bau einer Dritten Startbahn betroffen sähen. Auf Nachfrage bestätigt Sprecherin Christl Steinhart, dass die Plakate weder genehmigt worden sind noch deren Beseitigung angeordnet wurde.

Da die Schilder also offenbar nicht auf offiziellem Weg entfernt wurden, vermuten die Aktivisten Diebstahl. Die Plakate seien auch nicht festgebunden gewesen, sagt Hofbetreiberin Irene Braun, sondern mehr in den Boden gesteckt worden - also leichtes Diebesgut.

Hartinger-Aichinger vermutet nun Startbahnbefürworter hinter der Tat. Wer konkret es gewesen sein könnte, will sie nicht mutmaßen, eine Anzeige hat sie bislang nicht erstattet. Der materielle Wert der Schilder sei ihr nicht wichtig, sagt sie. Sie wisse um die Brisanz des Themas in der Region, ärgere sich aber darüber, dass jemand die freie Meinungsäußerung nicht akzeptiere. Ob sie eine neue Aktion startet, wolle die 40-Jährige abwarten.

Gewirkt hätten die Sprüche jedenfalls sofort, ist sie sich sicher: "Wir haben beobachtet, dass Autofahrer von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde runtergebremst haben, um die Plakate zu lesen." Ziel sei es gewesen, "positive Denkanstöße" zu geben. Zwar sei sie als Giggenhauserin direkt betroffen, käme denn die dritte Bahn, ihr aber gehe es um viel mehr: Sie wolle auf die Folgen im Großen und Ganzen hinweisen: "Die Umwelt, die Ressourcen, die nächsten Generationen werden davon betroffen sein. Der Bau hätte einen ganzen Rattenschwanz an Folgen." Sie sieht vor allem die Mittel- und Unterschicht bedroht, die etwa durch steigende Mieten verdrängt würde. Darüber sagt, sie müssen man mal nachdenken.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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