Kultur- und Kongresshalle am Flughafen München:Und zur Eröffnung spielt Coldplay
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Ungeachtet aller Kritik treibt die "SW Munich Real Estate" die Planung voran. Neben dem Bedarf hat man eine enorme Wertschöpfung durch das "Muc-cc" ermitteln lassen.
Von Alexandra Vettori, Freising
Nach der ersten Aufregung im vergangenen Sommer, als die Pläne für ein 20 000 Besucher fassendes Kultur- und Kongresszentrum am Flughafen München bekannt wurden, ist es ruhig geworden. Hinter den Kulissen aber war der potenzielle Bauherr und Betreiber, die Freisinger Firma "SW Munich Real Estate", nicht untätig. So hat man beim Unternehmensberater Deloitte eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse Geschäftsführer Lorenz Schmid im Gespräch mit der Freisinger SZ nun vorgestellt hat.
Untersucht wurde dabei nicht nur der Bedarf an einer Veranstaltungsstätte dieser Größenordnung im Großraum München, sondern es wurde auch ausgerechnet, wie hoch die regionale Wertschöpfung durch das Munich Convention Center - abgekürzt: Muc-cc - wäre. Und die Bruttowertschöpfung von Muc-cc, so betonte Lorenz Schmid, taxierten die Gutachter für die Stadt Freising und die Region in einer Größenordnung von 285 Millionen Euro im Jahr an. 86 Millionen Euro davon seien direkte Effekte, etwa Löhne, Essen und Getränke, Tickets und Hallenmiete, 157 Millionen entstehen laut Prognose in Hotellerie, Gastronomie und dem Einzelhandel. Die Studie geht allein von etwa 500 000 zusätzlichen Übernachtungen in der Metropolregion München pro Jahr durch die Konzert- und Kongressbesucher aus. An die Stadt Freising ginge auch die zu erwartende Gewerbesteuer, denn der favorisierte Standort im Nordwesten des Flughafengeländes, neben der Tankstelle, liegt auf ihrem Gebiet.
Studie prognostiziert järhlich 500 000 zusätzliche Übernachtungen in der Metropolregion München durch Konzert- und Kongressbesucher
Als im vergangenen Sommer der Freisinger Stadtrat erstmals über das Projekt diskutierte, überwog zwar die Zustimmung, doch haben sich seither auch viele kritische Stimmen erhoben. Befürchtet wird vor allem eine weitere Verkehrslawine in einer infrastrukturell schon jetzt sehr stark belasteten Region. Dem hält Jan Manz, bei SW Munich Real Estate zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, die vorhandene hervorragende öffentliche Verkehrsanbindung entgegen. Es gebe zwei S-Bahnen, und der Halt Besucherpark sei fußläufig exakt so weit von der Veranstaltungsstätte entfernt, wie die Allianz Arena in München vom U-Bahnhof Fröttmaning. Dazu kommt eine Busverbindung nach Freising, der Regionalzug Üfex aus Regensburg, der zum Flughafen fährt, und irgendwann der Erdinger Ringschluss. Ein weiterer wichtiger Standortvorteil sei, dass es keine direkten Anwohner gibt.
Für ihn als Freisinger, betonte Lorenz Schmid, sei "Muc-cc" auch ein ganz persönliches Anliegen: "Ich wünsche mir, dass wir mit Muc-cc so etwas für Freising werden, wie die Therme für Erding ist." Dabei, betonte er, ziehe "Muc-cc" mit einer Million prognostizierten Besucherinnen und Besuchern im Jahr gerade mal gut die Hälfte der 1,8 Millionen jährlichen Thermen-Gäste an.
"Ich wünsche mir, dass wir mit muc-cc so etwas für Freising werden, wie die Therme für Erding ist"
Dass es im Großraum München einen Bedarf an einer Halle für 20 000 Menschen gibt, "das kann ich jetzt mit vollster Überzeugung sagen", fasste Schmid die Aussage der Studie dazu zusammen. Die größte Halle in München, die Olympia-Halle, biete 12 500 Plätze. Die neue Halle, die derzeit im Olympiapark entstehe, sei rein für Sport gedacht, der im Konzept von "Muc-cc" nicht vorgesehen ist. Es gehe deshalb nicht um Verdrängung, greift Schmid die aus München laut gewordenen Befürchtungen auf: "Wir treten nicht an, um irgendeine der aktuellen Veranstaltungsstätten zu verdrängen. In München gibt es keine in dieser Größe und dieser Qualität, das Segment ist unbesetzt. Aber es gibt eine große Nachfrage. Die Torte wird einfach größer."
Dass es nicht irgendeine gesichtslose Riesenhalle am Flughafen werden soll, haben die potenziellen Bauherren von Anfang an betont. 35 Stätten auf der ganzen Welt hat sich Schmid angeschaut, er will eine perfekte Akustik, gemacht von Spezialisten, echte Nachhaltigkeit und eine anspruchsvolle Architektur, "auf die man in Freising stolz ist". Ein Wettbewerb, Jan Manz nennt ihn, "Beauty Contest", mit vier Architekturbüros läuft gerade, zwei sind noch in der engeren Auswahl. Bis April soll der Sieger-Entwurf feststehen, der auch das Thema Verkehr beleuchten soll.
Das Wunsch-Grundstück hat die Freisinger Firma zwar noch nicht vom Flughafen gekauft, "wir glauben aber, dass wir den Flughafen überzeugen können", so Schmid. Weil es diesbezüglich Argwohn gab, betonte er, "wir sind keine Flughafen-Tochterfirma oder sonstiger Kooperationspartner, wir sind eine rein privatwirtschaftliche Firma". Dass man die mindestens 200 Millionen Kosten für "Muc-cc" stemmt, davon ist Schmid überzeugt: "Mein Traum ist, dass wir in fünf Jahren dort das erste Konzert hören - von Coldplay."