Kritik von den Kollegen:Plaudertasche Erich

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Grünen-Fraktionssprecherin wirft CSU-Vorsitzendem Irlstorfer vor, mit Indiskretionen Entscheidungen zu beeinflussen

Kerstin Vogel und Birgit Goormann-Prugger

In das seit Tagen anhaltende öffentliche Geplänkel um die Zukunft des Alpenvereins haben sich nun auch die Grünen eingeschaltet. Dabei geht es der Sprecherin der Stadtratsfraktion, Rosi Eberhard, allerdings weniger um den Vorschlag, die Kletterhalle möglicherweise nach Pulling zu verlegen (wir haben berichtet), sondern um "die ewige Zündelei" von CSU-Stadtrat Erich Irlstorfer. Ständig plaudere dieser Themen aus, die im Ältestenrat der Stadt besprochen würden, lautet ihr Vorwurf. Das habe man beim Thema Hallenbad schon so erlebt, dann bei der Eishalle und nun gehe dieses Spiel mit der Kletterhalle des Alpenvereins weiter.

Dabei tage der Ältestenrat, in dem auch Eberhard Mitglied ist, bewusst nicht-öffentlich, damit strittige Themen hier auch einmal vorbesprochen werden könnten, so die Sicht der Grünen-Politikerin. Dass derartige Gespräche dann regelmäßig wenige Tage später an die Öffentlichkeit gebracht würden, sei ein Unding, so Eberhard. Auch die Anregung, den Alpenverein nach Pulling zu verlagern und vielleicht das Vereinsheim des SV Pulling zu integrieren, sei von Irlstorfer lediglich als Idee erwähnt worden - "und wurde eher ablehnend aufgenommen". Zustimmung sei allerdings ohnehin nicht Aufgabe des Ältestenrats, unterstreicht Eberhard: "Da wird nichts beschlossen."

Ihr Vorwurf an die Adresse Irlstorfers: Indem er ständig Themen aus dem Rat nach außen trage, "treibt er den Stadtrat vor sich her". Zuletzt habe man das bei der Eishalle so erlebt. Auch hier habe der CSU-Vorsitzende das Thema immer wieder in der Öffentlichkeit lanciert und so den Eindruck erweckt, diese Maßnahme sei absolut unverzichtbar, so Eberhard, in deren Fraktion sich offenbar jedoch ein Umdenken abzeichnet. Mit Blick auf die aktuell geschätzten Kosten von insgesamt 4,8 Millionen Euro könne es sein, "dass zumindest Teile der Stadtrats-Grünen da nicht mehr so begeistert sind", deutete sie am Dienstag an. SPD-OB-Kandidatin Eva Bönig hatte am Montagabend bereits Kritik an dem Ortsvorsitzenden der CSU geäußert: "Es war nicht das erste Mal, dass Vorschläge von Herrn Irlstorfer bei den Vereinen zu Verunsicherung und Irritationen führen."

Irlstorfer selber ist sich unterdessen keiner Schuld bewusst und widersprach nun auch dem Vorwurf, er habe noch gar nicht mit den betroffenen Vereinen über seinen Vorschlag gesprochen. Dieser Eindruck war sowohl bei FW-OB-Kandidat Benno Zierer als auch bei der Stadt Freising entstanden. Alpenvereins-Vorsitzender Christian Rester aber sagte am Dienstag, Irlstorfer habe ihn vor der Veröffentlichung seiner Pulling-Idee angerufen. Gleichwohl bleibt Rester bei seiner Ablehnung und will erst alle Möglichkeiten ausschöpfen, die der Standort am Seilerbrückl biete. Es sei aber nicht so, dass man mit ihm nicht reden könne, sagte er. Geredet werden soll bei einer Zusammenkunft von Alpenvereinsmitgliedern mit allen Fraktionsvorsitzenden am 1. März im Vereinsheim. Dabei soll geklärt werden, was sich der Alpenverein wünscht und welche Schwierigkeiten es bei den Erweiterungsplänen aus Sicht der Stadt gibt. Auch die Presse ist laut Rester dazu eingeladen. Probleme mit der Geheimhaltung wird es an diesem Abend also nicht geben.

Der Alpenverein bemüht sich seit Jahren um eine Baugenehmigung für eine Erweiterung seiner Kletteranlage, die vor allem bei den Jugendlichen sehr beliebt ist. Der Alpenverein mit seinen über 3000 Mitgliedern sieht hier seine Zukunft. Die Verhandlungen mit der Stadt Freising gestalteten sich von Anfang an schwierig, auch weil der Anbau auf einem Grundstück der Stadt errichtet werden soll. Diskussionen gab es ebenso um die Art und die Dauer des Mietvertrages.

© SZ vom 22.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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