Kritik an G8:Musikalische Ausbildung leidet

Martin Keeser sieht im verkürzten Gymansium die Ursache für sinkende Teilnehmerzahlen am Wettbewerb "Jugend musiziert"

Kerstin Vogel

- Der Wettbewerb "Jugend musiziert" startet Anfang Februar in Freising in eine neue Runde - und er tut das mit deutlich weniger Teilnehmern als in den vergangenen Jahren. Das liegt zum einen zwar an den Kategorien, die in diesem Jahr einfach nicht ganz so populär sind, wie Musikschulleiter Martin Keeser am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms sagte. Zum anderen gibt er aber auch der verkürzten Gymnasialzeit im "unseligen G 8" die Schuld: Die Schüler hätten durch die gestiegenen Anforderungen in der Schule einfach keine Zeit mehr, um nachmittags zu üben, so seine Kritik.

Junge Menschen heute noch zu einem Musikstudium zu bringen, sei fast unmöglich, beklagt Keeser - und er geht noch weiter: "Das Niveau des deutschen Spitzenmusizierens wird langfristig massiv unter dem G 8 leiden." Die Proben für "Jugend musiziert" könnten eigentlich nur noch an den Wochenenden und in den Ferien stattfinden, bestätigte sein Stellvertreter Odilo Zapf. Unter den 181 gemeldeten Teilnehmern sei nicht ein einziger, der in diesem Jahr Abitur mache, die meisten seien jünger als 15 Jahre.

Dabei kann der pädagogische und kulturelle Faktor der Veranstaltung - und vor allem der Vorbereitung darauf - für Keeser gar nicht hoch genug eingestuft werden. Immerhin handele es sich um den größten europäischen Musikwettbewerb, der begleitet von fachkundigen Jurymitgliedern in drei Stufen von den Regionalausscheidungen bis auf Bundesebene führe und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehe. Tatsächlich gehe es aber weder um Rekorde bei der Teilnehmerzahl, noch um die Jagd nach Preisen und Punkten, stellte der Musikschulleiter klar. Jeder, der an diesem Wettbewerb teilnehme, habe schon gewonnen: Er habe sich ein anspruchsvolles Programm erarbeitet und auf hohem Niveau vor einer strengen Jury bestanden.

Diese Jury setzt sich für jede Kategorie aus drei Mitgliedern zusammen: einem Vorsitzenden, der "fachfremd" ist und meist von den Lehrern der Musikschule gestellt wird, sowie zwei ausgewiesenen Experten für das jeweilige Fach. In diesem Jahr gibt es unter anderem Solowertungen für Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass sowie für Akkordeon und Percussion. Antreten dürfen außerdem Vocal- und verschiedene andere Ensembles - und es gibt eine Solowertung in der nicht ganz unumstrittenen Kategorie "Gesang - Pop", wie Keeser verriet.

Der Wettbewerb wird wie in den vergangenen fünf Jahren gemeinsam mit der Kreismusikschule Erding durchgeführt. Der Veranstaltungsort wechselt jährlich zwischen den beiden Städten - und heuer ist Freising wieder an der Reihe. Unterstützt wird "Jugend musiziert" dabei von den beiden Landkreisen und den beiden Städten Freising und Erding mit jeweils 1500 Euro - denn ganz billig ist die Organisation zumindest auf dem Niveau, das in der Flughafenregion seit Jahren gehalten wird, nicht. Unter anderem wird dafür ein professionelles Programmheft gestaltet und auch die Juroren brauchen zumindest eine Aufwandsentschädigung. Auf 15 000 Euro beziffert Keeser die Gesamtkosten; der Bezirk beteiligt sich ebenfalls mit einem Zuschuss von 2000 Euro, von den Teilnehmern wird eine kleine "Startgebühr" verlangt und "für den überwiegenden Rest" konnte die Münchner Flughafengesellschaft als Sponsor gewonnen werden.

Ermöglicht werden mit dieser Summe fast 20 kleine Konzerte in den verschiedenen Kategorien, die am Freitag, 1., und Samstag, 2. Februar, im Pavillon und anderen Räumen der Musikschule zu hören sein werden. Alle Aufführung sind öffentlich und kostenlos - was auch für das große Konzert der ersten Preisträger gilt, das eine Woche später am Freitag, 8. Februar, um 19 Uhr im Pavillon der Musikschule stattfindet. Bei dieser Gelegenheit wird dann auch noch der "Sonderpreis" der Stadt Freising vergeben.

Der Zeitplan und genauere Informationen finden sich im Internet: www.musikschule.freising.de

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