Kriegsende in Hallbergmoos:Die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten endet

Adolf Leiderer

Adolf Leiderer war das letzte Kriegsopfer in Hallbergmoos. Repro: Karl-Heinz Zenker/oh

Amerikaner marschieren Ende April 1945 in Hallbergmoos ein

Mit dem Einmarsch der Amerikaner haben die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg am 30. April 1945 in Hallbergmoos ein Ende genommen. Eigentlich war dort eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung dazu geplant, wegen Corona aber abgesagt worden. Wie viele Tote der Zweite Weltkrieg in Hallbergmoos und Goldach, damals noch selbständige Orte, forderte, hat der Hallbergmooser Heimatforscher Karl-Heinz Zenker akribisch recherchiert: 92 gefallene Soldaten, 38 Vermisste, acht Soldaten in Kriegsgefangenschaft gestorben; dazu kamen drei Besatzungsmitglieder eines deutschen Me 110-Nachtjägers, der am 13. November 1943 südlich von Goldach abstürzte sowie Vater und Sohn Martin Deuter, die bei einem Luftangriff auf München am 19. Juli 1944 durch eine explodierende Flakgranate in ihrem Hof in Goldach getötet wurden.

Außerdem starben vier Wehrmachtssoldaten bei Kämpfen in den Isarauen Ende April 1945 und am 2. Mai 1945, der Soldat Carol Kiss erlag im Ort seinen Kriegsverletzungen und der Franzose Albert Labro starb am 8. Mai 1945 an den Strapazen des Häftlingsmarsches vom Zuchthaus Straubing. Das letzte Kriegsopfer in Hallbergmoos war das Kind Adolf Leiderer. Zwei Tage vor seinem 11. Geburtstag kam er beim Spielen mit einer Handgranate ums Leben. Damit sind durch den Zweiten Weltkrieg in und aus Hallbergmoos und Goldach insgesamt 150 Menschen ums Leben gekommen.

In der Folge des Zweiten Weltkriegs strömten zwölf Millionen Flüchtlinge nach Deutschland, davon1,7 Millionen nach Bayern, das damals rund acht Millionen Einwohner hatte. In der Hallbergmooser Statistik schlägt sich das laut Zenker nieder. So hatte Hallbergmoos nach der Volkszählung vom 17. Mai 1939 noch 1309 Einwohner, bei der nächsten Volkszählung vom 13. September 1950 waren es schon 1831. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Krieg 58 Soldaten gefallen waren und 23 als vermisst galten. "Bei diesen knapp 500 Personen dürfte es sich um Flüchtlinge gehandelt haben. Das bedeutet, dass auf die 1309 Einwohner von 1939 ungefähr 500 Flüchtlinge kamen, was fast 40 Prozent bedeutet", so der Heimatforscher. Wie deren Unterbringung in den Anfangsjahren aussah, davon erzählt Zenker anhand von Zeugenaussagen in mehreren historischen Sammelblättern. Auch seine Eltern kommen darin vor, stammten sie doch aus Schlesien und dem Sudetenland.

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