Süddeutsche Zeitung

Kreistag Freising:CSU, Freie Wähler und SPD verlieren

Freisinger Mitte erobert nach den vorläufigen Zahlen auf Anhieb sieben Sitze. Grüne legen auch auf Kreisebene zu

Von Peter Becker

Die Freisinger Mitte (FSM) hat einen fulminanten Start in ihre erste Kreistagswahl hingelegt. Künftig ist sie als Newcomer im Gremium mit sieben Kreisräten vertreten. Das sind ebenso viele, wie sie die SPD für die kommenden sechs Jahre entsenden darf. Verlierer ist die CSU, deren Mandate im Vergleich zu 2008 um zwei Sitze von 24 auf 22 zurückgegangen sind. In Prozentzahlen bedeutet dies bei den Stimmanteilen einen Rückgang von 33,80 auf aktuell 31,47 Prozent. Zugelegt haben dagegen die Grünen. Sie sind im neuen Kreistag mit 14 anstatt 13 Räten vertreten. Gleich drei Sitze haben hingegen die Freien Wähler verloren. Sie entsenden künftig nur noch 14 statt 17 Mandatsträger ins Freisinger Landratsamt. FSM und Grüne sind die Gewinner der Kreistagswahlen. Alle anderen Gruppierungen haben durch die Bank an Wählerpotenzial eingebüßt. Die Freisinger Mitte kam auf 9,77 Prozent. Auffallend, aber nicht weiter verwunderlich ist es, dass die Gruppierung um Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in den Nachbargemeinden der Kreisstadt viele Anhänger hat. In Freising selbst entschied die FSM (27,18 Prozent) die Kreistagswahl hauchdünn vor den Grünen (26,74) für sich. CSU (16,37) und Freie Wähler (10,03) können da nur betreten die Köpfe schütteln. In Marzling kam die FSM auf respektable 14,04 Prozent. An der Peripherie des Landkreises, in Moosburg sowie den Großgemeinden Eching und Neufahrn spielt die Freisinger Gruppierung aber kaum eine Rolle. Die Grünen können sich wie bereits bei der Landratswahl über ihr gutes Abschneiden in Freising und Marzling freuen. In der Nachbargemeinde kamen sie auf 27,21 Prozent. Die CSU (24,10) und die Freien Wähler (19,28) hatten das Nachsehen. In Neufahrn, Langenbach und Moosburg haben sich die Grünen mittlerweile als zweite Kraft hinter der CSU etabliert. Für die Grünen gilt: In den Städten und größeren Gemeinden, insbesondere in Flughafennähe, sind sie stark vertreten. Auf dem Land spielen sie immer noch eine eher untergeordnete Rolle, wenngleich in Attenkirchen (15,12) und Au (13,86) Achtungserfolge gelangen. Die Basisarbeit der Holledauer Grünen trägt hier allmählich Früchte. Im Vergleich zu 2008 steigerten die Grünen ihren Stimmenanteil landkreisweit von 16,90 auf 19,44 Prozent. Was hilft es dagegen der CSU, wenn sie in den ländlichen Regionen Spitzenergebnisse einfährt, wenn sie bei den Kreistagswahlen in 19 von 24 Kommunen vorne liegt, wenn ihr gleichzeitig vor allem in Freising die Wähler wegbröckeln? 55,37 Prozent in Gammelsdorf, der schwarzen Bastion im Landkreis, stehen magere 16,87 Prozent in der Stadt Freising gegenüber. Vor sechs Jahren waren es hier noch knapp acht Prozent mehr gewesen. Hier spielt ebenso wie in der Nachbargemeinde Marzling eben die Betroffenheit von einem eventuellen Bau der dritten Startbahn eine bedeutende Rolle. Die Freien Wähler müssen sich ebenso fragen, was sie in den vergangenen sechs Jahren falsch gemacht haben. Ihr Stimmanteil sinkt im Vergleich zu 2008 von 24,15 auf 20,15 Prozent. Das ist mit Sitzverlusten im Kreistag verbunden, worüber auch nicht hinwegtröstet, dass die Gruppierung die Kreistagswahl in den drei Gemeinden Kranzberg, Allershausen und Paunzhausen für sich entschieden hat. Die Marginalisierung der SPD im Landkreis schreitet weiter voran. 2008 schenkten noch 13,41 Prozent der Wähler den Sozialdemokraten ihr Vertrauen. Jetzt sind es nur noch 10,51 Prozent. Auch das bedeutet einen Platz weniger im Kreistag. Statt acht Sitzen sind es jetzt nur noch sieben. In vielen Kommunen spielen die Sozialdemokraten nur eine untergeordnete Rolle. In Eching (19,80) immerhin findet sich eine treue Wählerschar. Die hievte die SPD auf Rang zwei hinter die CSU (34,90). Auch die kleinen Parteien mussten Federn lassen. Hart trifft es die FDP. In der Wählergunst fällt sie von 4,37 (2008) auf 2,05 Prozent. Das reicht gerade noch für einen Sitz im Kreistag. Derzeit sind die Liberalen dort mit drei Mandatsträgern vertreten. Die ÖDP verliert leicht an Stimmen. 2008 erreichte sie 3,95 Prozent, 2014 erringt sie 3,75 Prozent. Sie behauptet aber ihre drei Mandate ebenso, wie die Linke ihre zwei. Diese Partei kam nur noch auf 2,5 Prozent (2008: 3,41).

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Quelle:
SZ vom 19.03.2014
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