Krater im Boden, Schutthaufen im Nebel:Wenn einer eine Reise tut

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Oberbürgermeister Thalhammer und die Verwaltung informieren über den Fortgang der städtischen Baustellen

Kerstin Vogel

In all dem Nebel sieht es am Donnerstagmorgen auf dem Gelände der ehemaligen Stein-Kaserne irgendwie nach Endzeit aus: Krater im Boden, Erd- und Schutthaufen ragen aus dem trüben Grau, dazwischen entlaubte Bäume auf eingezäunten Inseln - Phantasie braucht man schon, um sich vorzustellen, dass hier eigentlich gerade mit Nachdruck an der Zukunft der Stadt Freising gearbeitet wird: 800, vielleicht 900 Menschen sollen hier einmal wohnen, ihre Kinder in den neuen Kindergarten an der Asamstraße schicken, im geplanten Verbrauchermarkt einkaufen und sich in der Parkanlage des Quartiers erholen. Die Kasernengebäude sind heuer planmäßig dem Erdboden gleichgemacht worden; Baufeldfreimachung heißt das in der Fachsprache - und dass diese nahezu abgeschlossen ist, davon überzeugte sich am Donnerstag die Stadtverwaltung. Angeführt von OB Dieter Thalhammer war man auf "Baustellenreise" gegangen. Rund 5,1 Millionen Euro hat es gekostet, die Bundeswehrgebäude abzureißen, die alten Straßen aufzubrechen, das Material zu sortieren, teilweise abzufahren, den verbleibenden Boden auf Altlasten hin zu überprüfen und Gefahrstoffe zu entsorgen. Gefunden wurde mit Arsen belasteter Kies, doch ansonsten blieben größere Überraschungen aus. Als nächstes wird die Stadt nun bis 2015 rund 5,8 Millionen Euro in den Straßenbau für das neue Wohnviertel investieren müssen, inklusive eines neuen Kreisels zur Erschließung von der Mainburger Straße her. Aktuell liegt der Bebauungsplan für die Stein-Kaserne zur Ansicht aus, im Dezember soll er vom Stadtrat als Satzung beschlossen werden, wie der Chef des Stadtplanungsamtes Gerald Baumann den weiteren Zeitplan skizzierte. Auch das erste Wohnbauquartier soll schon demnächst vergeben werden, und es läuft die Planung für den neuen Kindergarten an der Asamstraße, der noch einmal mehr als vier Millionen Euro verschlingen wird. 2013 sollen dort die ersten Kinder betreut werden. Für den Verbrauchermarkt an der Mainburger Straße rechnet Baumann demnächst mit dem Bauantrag. Baubeginn soll hier im kommenden Frühjahr sein, die Bauzeit wird etwa ein Jahr betragen, weshalb auch 2012 mit den Bauarbeiten an der Mainburger Straße begonnen werden muss. Hart gearbeitet wird derzeit auch im Freisinger Goldbergviertel, wo die große Baustellenreise am Morgen begonnen hatte. Die im März vom Stadtrat beschlossene Sanierung der maroden Straßen auf einer Fläche von 17 000 Quadratmetern läuft, der erste Bauabschnitt umfasst noch heuer Heinestraße, Ferdinand-Zwack-Straße zwischen Wippenhauser Graben und Blumenstraße sowie die Mozartstraße zwischen Ferdinand-Zwack-Straße und TU-Gelände. Das übrige Viertel ist dann 2012 an der Reihe. Insgesamt 2,27 Millionen Euro müssen hier investiert werden, ein Großteil dieser Summe allerdings wird auf die mehr als 200 Anlieger des Viertels umgelegt. 70 bis 90 Prozent dürfte deren jeweiliger Anteil betragen, schätzt Stadtbaudirektor Gerhard Koch, aber das muss alles noch für jeden Einzelfall berechnet werden. Nicht mitzahlen müssen die Bürger für die Sanierung von drei Brücken über den Wippenhauser Graben, die mit erledigt wird. Schwierig sind die Sanierungsarbeiten vor allem deshalb, weil in dem engen Quartier neben den Bauarbeiten der Verkehr aufrechterhalten werden muss - und weil man teilweise belastetes Aushubmaterial gefunden hat. Ein in anderer Hinsicht "ganz wichtiges Projekt" stellte Landschaftsarchitektin Charlotte Reitsam den Reisenden in Sachen Baustellen am Donnerstag kurz vor: Für die Kletterfelsen auf dem geplanten neuen Spielgelände am Karwendelring sind gerade die Fundamente gelegt worden. Ende November sollen die Elemente für den Aufbau der neuen Spielattraktion geliefert werden - in Einzelteilen, weil über dem Gelände eine Hochspannungsleitung verläuft, die eine Anfahrt der kompletten Felsen unmöglich macht. Die Kletterfelsen selber sind maximal drei Meter hoch, selbstverständlich TÜV-geprüft und mit dem entsprechenden Fallschutz versehen. Rund 100 000 Euro kostet der Aufbau der Kletterlandschaft, doch das Geld scheint gut investiert: Sie erfahre viel Zuspruch aus der Umgebung, weil endlich etwas für die Kinder im Freisinger Norden getan werde, sagte Reitsam am Donnerstag - tatsächlich soll der Aufbau der Kletterfelsen jedoch nur der Anfang sein. Auf einer Fläche von rund 1,5 Hektar entlang des Karwendelrings plant die Stadt, den so genannten "Karwendelpark" zu bauen, zu dessen Attraktionen am Ende auch eine asphaltierte Abfahrtsstrecke in Richtung Holzgartenstraße sowie ein Bolzplatz im Osten des Geländes gehören sollen. Insgesamt investiert die Stadt in den kommenden Jahren rund eine Million Euro in das neue Spielgelände, das dann wiederum auch den Kindern aus dem neuen Wohngebiet an der Stein-Kaserne zur Verfügung stehen soll.

© SZ vom 11.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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