Krasser Gegensatz:Viel Arbeit, wenig Wohnraum

Kreisdaten für die Jahre 2008 bis 2014 belegen, dass im Kreis Freising trotz guter Wirtschaftslage nicht genug gebaut wird

Von Alexandra Vettori, Freising

Alles wächst im Großraum München, nur die Zahl der Wohnungen kommt nicht mit. Das ist die wenig überraschende Aussage der neuesten Kreisdaten aus dem Jahr 2014, die der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum gerade veröffentlicht hat. Der Landkreis Freising kommt unter den acht Kreisen der Münchner Region noch einigermaßen gut weg, das Bevölkerungswachstum verlief hier nicht ganz so rasant wie bei den Spitzenreitern Dachau und Ebersberg.

Dafür gibt es überproportional viele Arbeitsplätze, entsprechend ist das Bruttoinlandsprodukt im Kreis Freising das dritthöchste in der Region, nach Stadt und Landkreis München. Trotzdem schwächelt Freising beim Wohnungsbau. 170 400 Einwohner gab es im Kreis zum Stichtag 31. Dezember 2014. Sie erwirtschafteten ein Bruttoinlandsprodukt von gut sieben Milliarden Euro, die Arbeitslosenquote betrug 2,4 Prozent und die Gemeindesteuereinnahmen lagen bei 1300 Euro je Einwohner. Am schnellsten gewachsen sind in den vergangenen fünf Jahren die Landkreise Dachau (6,2 Prozent) und Ebersberg (5,4 Prozent). Im Landkreis Freising lag die Rate bei 2,9 Prozent. Wie der Planungsverband prognostiziert, geht es so weiter, mindestens bis zum Jahr 2034, für die Landkreise Ebersberg (plus 17,4 Prozent), Dachau (plus 17,3 Prozent) und München (plus 16,8 Prozent) sagt man die größten Anstiege voraus.

Gleichzeitig gibt es in allen untersuchten Gebieten immer mehr Jobs, mehr noch als Neubürger. So gewannen von 2009 bis 2014 vor allem die Landkreise Erding (33,7 Prozent) und Dachau (23,3 Prozent) an Beschäftigten. Im Fall Erdings ist die extreme Zunahme jedoch auch einem statistischen Effekt geschuldet, denn bis 2008 wurden alle Beschäftigten des Flughafens dem Landkreis Freising zugerechnet, erst seit 2008 sind sie aufgeteilt auf Gemeinden der Kreise Freising und Erding. Mehr Beschäftigte bedeuten für die Region auch mehr Pendler. In allen Landkreisen ist ihre Zahl seit 2009 gestiegen. Die meisten Kreise sind Auspendlerräume, es fahren also mehr Menschen zum Arbeiten in einen anderen Landkreis. Nur in Freising und den Landkreisen München und Starnberg ist das anders, ins Freisinger Land fahren rund 3400 Menschen mehr zum Arbeiten ein als aus, im Landkreis München sind es sogar 76 000.

Entsprechend weit vorn im Landkreis-Vergleich befindet sich Freising bei den sozialversicherungspflichtigen Jobs: Hier wurden 77 130 gezählt, das sind sechs Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der Region München. Freising liegt damit auf Platz zwei unter den Landkreisen, nur im Münchner Land gibt es mit gut 200 000 Arbeitsplätzen noch mehr. Entsprechend hoch ist das Bruttoinlandsprodukt, bei dem Freising ebenfalls Rang zwei bekleidet, ebenfalls nach dem Landkreis München. Sieben Milliarden Euro werden hier erwirtschaftet, im Kreis München sind es 31,6 Milliarden.

Obwohl der Rubel rollt, liegt Freising beim Wohnungsbau auf den hinteren Rängen. 78 300 Wohnungen wurden bis Ende 2014 verzeichnet, viel zu wenige, wie überall in der Region München. Daran ändert auch nichts, dass in den acht Landkreisen im Jahr 2014 insgesamt über 5700 Wohnungen neu gebaut wurden, das entspricht einer Quote von 4,2 Prozent je 1000 Einwohner. Der Landkreis Freising hat diese Quote nicht erreicht, hier sind im Berechnungszeitraum 639 Wohnungen neu gebaut worden, also 3,8 Prozent je 1000 Einwohner. Weniger waren es nur in den Kreisen Starnberg und Landsberg. Der Geschäftsführer des Planungsverbands, Christian Breu, mahnte bei der Präsentation der Kreisdaten, es brauche in der Region angesichts des zu erwartenden Bevölkerungswachstums mindestens 10 000 neue Wohnungen pro Jahr. "Dabei sind die hohen Zuwandererzahlen 2015 nicht berücksichtigt", so Breu.

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