Kranzberger Etat für 2020:In Habachtstellung

Auch wenn wegen der Corona-Krise derzeit vieles unwägbar ist, wird die Gemeinde die Aufstellung des Haushalts für dieses Jahr nicht aufschieben. Einige Investitionen und Vorhaben werden geprüft

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Für die Mitglieder des Kranzberger Finanzausschusses war es, wie so vieles derzeit, eine ungewöhnliche Situation. Das Gremium tagte im Saal des Pantaleonsgebäudes, um die notwendige Distanz wahren zu können. Auf der Tagesordnung stand die Vorbesprechung des Haushalts, der in der nächsten Gemeinderatssitzung verabschiedet werden soll. Kämmerer Klaus Burgstaller kündigte aber bereits an, dass die Entwicklung der Einnahmen und Gebühren in den kommenden Monaten regelmäßig Thema sein werde. Aufgrund der Corona-Krise stehe der Haushalt "etwas auf tönernen Füßen".

Trotz der Ungewissheit, wie sich die finanzielle Situation entwickelt, haben die Ausschussmitglieder weitere Projekte in den Etat aufgenommen - ob sie dann tatsächlich verwirklicht werden, wird jeweils der gesamte Gemeinderat entscheiden. Sebastian Ströhl (KGL) sprach sich dafür aus, den Kreisverkehr an der Abzweigung zum neuen Baugebiet in Gremertshausen im Etat zu berücksichtigen, um sich diese Option offen zu halten. Dafür sind Kosten von etwa 700 000 Euro veranschlagt, die Hälfte müsste die Gemeinde tragen. Der Finanzausschuss stimmte dem zu. Allerdings benötigt die Gemeinde zur Verwirklichung des Projekts Flächen von zwei Grundbesitzern.

Für eine Umgestaltung des Dirtparks bei Dorfacker, den Jugendliche mit Unterstützung der Gemeinde und Sponsoren im vergangenen Sommer angelegt haben, werden 25 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Ursula Enghofer (FWG) stellte im Namen der jungen Biker den Antrag. Der Dirtpark erreiche an vielen Tagen seine Kapazitätsgrenzen, deshalb, so die Bitte, solle eine darauf spezialisierte Firma mit den Jugendlichen Änderungsvorschläge ausarbeiten.

Einige für dieses Jahr geplante Vorhaben werden in den nächsten Wochen auf den Prüfstand kommen. Mit dem Bau des Mehrgenerationenhauses sollte im Sommer begonnen werden. Auf Grundlage der eingegangenen Angebote würden sich die Kosten aber um etwa 20 Prozent erhöhen. Deshalb müsse der Gemeinderat in der nächsten Sitzung entscheiden, ob die Arbeiten im Herbst neu ausgeschrieben werden sollen - und sich der Bau somit verzögert, schildert Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG). Ohne den aktuellen Zeitdruck hofft er auf bessere Preise, für einige Gewerke seien nur ein oder zwei Angebote eingegangen. Das Problem: Steigende Kosten würden sich auf die Mieten auswirken, die Wohnungen sollen aber möglichst günstig sein. Auch der Zeitplan für die Friedhofserweiterung könnte demnächst noch einmal zur Diskussion stehen. Auch andere Investitionen werden geprüft, etwa Anschaffungen für Feuerwehr oder Kinderhaus. Er sei auf viel Verständnis gestoßen, sagt Hammerl. Andererseits bräuchten die Vereine womöglich mehr Unterstützung, wenn ein Teil ihrer Einnahmen wegfällt.

Die Gewerbesteuereinnahmen 2020 hat Klaus Burgstaller vorsichtig mit 1,15 Millionen Euro angesetzt, im vergangenen Jahr gingen 1,7 Millionen ein. Der Verwaltungshaushalt wird etwa 8,1 Millionen Euro umfassen, der Vermögenshaushalt für die Investitionen sieben Millionen. Vorgesehen ist eine Kreditaufnahme von etwa fünf Millionen - in erster Linie für das Mehrgenerationenhaus. Trotz der aktuell schwierigen Situation sei es sinnvoll, den Haushalt jetzt aufzustellen und dies nicht aufzuschieben, betonte Burgstaller, "aber wir sind in Habachtstellung und beobachten, wie sich das Haushaltsjahr entwickelt".

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