Kultur in Kranzberg:Ein Konzert als Geburtstagsgeschenk

Kultur in Kranzberg: Die Freude am Singen und an der Gemeinschaft eint die Chormitglieder des Sängerhorts Kranzberg, hier bei einem Konzert im Herbst 2006 im Pfarrstadl.

Die Freude am Singen und an der Gemeinschaft eint die Chormitglieder des Sängerhorts Kranzberg, hier bei einem Konzert im Herbst 2006 im Pfarrstadl.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Kranzberger Sängerhort gibt erstmals nach der Corona-Pause ein Konzert mit der neuen Chorleiterin Verena Szabo und feiert zugleich sein 100-jähriges Bestehen. Die Vorfreude ist groß.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Groß feiern will der Sängerhort Kranzberg seinen runden Geburtstag nicht, obwohl ein besonderes Jubiläum ansteht. Der Chor ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden und gehört somit zu den ältesten Ortsvereinen. Geplant ist das traditionelle Herbstkonzert, nach zwei Jahren Corona-Zwangspause ist es für die 21 Sängerinnen und Sänger allein schon ein Geschenk, wieder einmal auf der Bühne stehen zu können. Am Samstag, 19. November, ist es soweit. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Pfarrstadl. Wer dabei sein möchte, sollte nicht mehr lange zögern. Ein großer Teil der Karten ist bereits verkauft. Das Programm beschreibt Chormitglied Albert Wirth als "eher modern", ein paar ältere Stücke seien aber auch dabei. "Wir sind ziemlich breit aufgestellt."

Für Chorleiterin Verena Szabo, 42, ist es der erste große Auftritt mit dem Kranzberger Sängerhort. Die Musiklehrerin aus Freising hat die Leitung im Juni 2021 während der Pandemie übernommen. Sie habe damals eine neue Aufgabe gesucht, erzählt sie, und sich sehr auf das Singen in der Gemeinschaft gefreut, als das wieder möglich war. Die Chormitglieder seien sehr offen, sehr engagiert, Gemeinschaft sei ihnen wichtig. Als "unheimliches Glück" bezeichnet sie es, dass der Sängerhort über viele Männerstimmen verfügt. Ein Verhältnis Männer-Frauen fast 50 zu 50, das ist keine Selbstverständlichkeit.

Kultur in Kranzberg: Hier der Sängerhort bei einem Konzert 1997.

Hier der Sängerhort bei einem Konzert 1997.

(Foto: privat)

Die Initiative, den Sängerhort zu gründen, ging in den 1920er Jahren von Georg Schuhmann, Jahrgang 1886, aus, er wird als ein sehr musikliebender Mensch beschrieben. "Schon bald trat der Gesangsverein mit verschiedenen Aktivitäten ins noch bescheidene Kranzberger Kulturleben", heißt es in der Gemeindechronik. Der Lehrer Karl Grimminger übernahm im Dezember 1922 als Chormeister die Proben, es handelte sich um einen reinen Männerchor.

Schon im folgenden Jahr gab es erste Schwierigkeiten: Im Oktober 1923 erhielt der Verein die Kündigung für den Probenraum im Fischerwirt - wegen eines zu hohen Stromverbrauchs, eine Begründung die man auch in die heutige Zeit verorten könnte. Zunächst probte der Verein dann bei Vorsitzendem Georg Adldinger, schon ein Jahr später ging es zurück ins Stammlokal. Nicht einmal ein Jahr später eskalierte die Situation erneut, weil der Sängerhort bei der Sonnwendfeier am Pantaleonsberg auch Bier des damaligen Pantaleonsberg-Besitzers Kohlmaier angeboten hatte. Fast zehn Jahre lang traf sich der Chor daraufhin bei Familie Neumair, bekannt als Sellbaur. Auch das gesellschaftliche Leben nahm an Fahrt auf, es fanden mehrere Ausflüge statt. 1937 findet sich der letzte Eintrag in der Vereinschronik der Vorkriegszeit.

Mehrere Versuche, den Verein wiederzubeleben

1950 wurde der Sängerhort wiederbelebt, 37 Mitglieder zählte er damals. Neben öffentlichen Auftritten gehörten Ständchen bei Geburtstagsfeiern der Mitglieder zum Alltag. Schon wenige Jahre später schwächelte der Verein erneut. Anfang 1956 beschlossen die Mitglieder, die Proben auszusetzen. Im Oktober 1958 startete ein neuer Vorstand noch einmal einen Anlauf, den Singbetrieb aufzunehmen, auch dieser Versuch scheiterte bald. Im Frühjahr 1960 wurden die Proben erneut eingestellt.

Anton Kratzl und Ferdinand Kistler gelang es 1979 schließlich, den Sängerhort als Freizeitchor endgültig wiederzubeleben - seither sind auch Frauen willkommen. Kurz darauf zog der Verein vom Fischerwirt in den Pfarrstadl. Auf Initiative Wirths wurde 1990 zudem ein Kinderchor gegründet, der 2003 an die Musikschule verlagert wurde. Jeder neue Chorleiter brachte seinen musikalischen Stil ein, was gerade in den vergangenen 40 Jahren das Repertoire des Chores laut Albert Wirth stark veränderte und verbreiterte. "Lag die Gewichtung unter Franz Weber vor allem beim Volkslied, bei Oper und Operette, so fügte Norbert Huber dem jazzige Elemente und Schlager hinzu". Mit Jan Prochazka, der den Chor von 2003 bis 2020 leitete, seien afrikanische Lieder und Lieder aus dem westeuropäischen Sprachraum ins Repertoire gekommen. Bei Verena Szabo werde jetzt auch auswendig gesungen und szenisch.

Eine bunte Mischung aus Pop und Klassik

Albert Wirth hofft, dass der Chor bald wieder mehr Zulauf hat. Die Kranzberger hatten sich über etliche Neuzugänge gefreut, in der Corona-Zeit aber haben einige wieder aufgehört. Anfangs hätten sie nur in einem großen Raum mit Abstand singen können, die Maske durfte nur am Platz abgenommen werden, erinnert sich Verena Szabo an ihre erste Zeit. Auch mussten die Teilnehmenden doppelt geimpft oder getestet sein. "Das war eine komische Situation." Jetzt aber freut auch sie sich auf das erste große Konzert. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine bunte Mischung aus Pop und Klassik, von Grönemeyers "Mambo" bis zum "irischen Segen", am Klavier begleitet Charles Muchingile die Sänger.

Für das leibliche Wohl ist am Samstag, 19. November, im Pfarrstadl gesorgt. Einlass ist von 19 Uhr an, das Konzert beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf "beim Rauschecker" an der Oberen Dorfstraße 26 in Kranzberg.

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