Kontroverse Diskussion im GemeinderatZusätzliche Hausaufgaben für das Landratsamt

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Die Anwohner protestieren weiter gegen einen Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen.
Die Anwohner protestieren weiter gegen einen Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen. (Foto: Johannes Simon)

Der Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen bleibt umstritten. Die Gemeinde Kranzberg will sichergehen, dass Zufahrt und Verkehrsaufkommen genau geprüft werden – und dass sie auf keinen Kosten sitzen bleibt.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Geht es im Kranzberger Gemeinderat um den geplanten Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen, reichen die Zuhörerplätze im Sitzungssaal des Rathauses kaum aus. So auch am vergangenen Dienstag. Gekommen waren zahlreiche Anwohner aus Gremertshausen und Sünzhausen, denn Punkt zwei der Tagesordnung war ein Bürgerantrag zum Thema. Mehr als eine Stunde lang diskutierten die Gemeinderäte erneut über Bedenken und mögliche Probleme. Das Ergebnis: Das Landratsamt Freising als Genehmigungsbehörde bekommt nun von der Gemeinde einige Punkte nachgeliefert, auf die es ein besonderes Augenmerk haben soll.

Umstritten ist das Projekt vor allem wegen der engen Zufahrt in den kleinen Weiler Viehhausen und des zu erwartenden Verkehrsaufkommen, wenn die Familien Schönegge, Schwaiger und Sedlmaier dort wie geplant ihren Öko-Gartenbaubetrieb mit Pferdepension und Naturkindergarten ansiedeln. Zudem soll ausgeschlossen werden, dass auf die Gemeinde mögliche Nachfolgekosten für die Infrastruktur zukommen. Im Gemeinderat gibt es aber auch klare Befürworter des Vorhabens.

Anfang Juni hatte der Kranzberger Gemeinderat dem Antrag auf Vorbescheid von Erhard Schönegge und seinen Töchtern mit knapper Mehrheit zugestimmt. In der Gemeinde sammelten Bürger daraufhin vor allem in Gremertshausen Unterschriften. Da mehr als ein Prozent der Bürgerinnen und Bürger unterschrieben hatten, stimmte der Gemeinderat zu, im Zuge eines Bürgerantrags noch einmal die Argumente anzuhören.

Nach Einschätzung von Silvia Tüllmann (FWG) und Rudolf Wildgruber (KGL) müsste über den Vorbescheidsantrag sogar neu abgestimmt werden, weil dort noch die Hauptzufahrt über Sünzhausen priorisiert wird. Sie soll nun jedoch über Gremertshausen führen, die einspurige Straße durch den Wald soll aufgeweitet werden. Die Familie Schönegge hat dort Grund erworben. Das Landratsamt soll sich deshalb auch dazu äußern, ob die Abstimmung wiederholt werden müsste. Zweiter Bürgermeister Anton Hierhager (SPD) glaubt nicht, dass es dazu kommen wird. Beide Straßen seien damals schon betrachtet und viele Bedenken inzwischen „drei- oder viermal geäußert worden“. Dinge aus dem „Reich der Spekulation“ gehörten nicht hier her.

Ursula Enghofer (FWG) sah das anders. Zu kurz gekommen sei bei der Diskussion Anfang Juni, dass „wir deutlich mehr Verkehr haben werden, als das bisher der Fall ist“, wandte sie ein – auch in den Abendstunden und am Wochenende. Die Aussagen der Familie Schönegge dazu seien „sehr defensiv“, doch das Unternehmen solle nach dem Umzug aus Meilendorf weiterentwickelt und vergrößert werden. Wildgruber kritisierte gar, dass die Entscheidung des Gemeinderats Anfang Juni „übereilt“ getroffen worden sei, sagte er und bekam dafür Applaus von den Zuhörern. Für die wirtschaftlichen Interessen eines Unternehmens zerstöre man „eine superschöne Naturoase“.

Die Zufahrtsstraße von Gremertshausen nach Viehhausen ist eng und in weiten Teilen einspurig.
Die Zufahrtsstraße von Gremertshausen nach Viehhausen ist eng und in weiten Teilen einspurig. (Foto: Johannes Simon)
Der Naturgarten Schönegge will seinen Betrieb auf einer bestehenden Hofstelle in Viehhausen ausbauen.
Der Naturgarten Schönegge will seinen Betrieb auf einer bestehenden Hofstelle in Viehhausen ausbauen. (Foto: Marco Einfeldt)

Andere Empfehlungen gingen Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) zu weit oder zu sehr ins Detail, etwa das Finanzierungsmodell der Investoren-Familie zu prüfen. Hammerl erwiderte, das sei Privatsache des Käufers, die Gemeinde dürfe sich da gar nicht einmischen.

Petra Horneber (CSU) hatte ihren Kolleginnen und Kollegen lange zugehört, dann platzte ihr der Kragen. „Ich bin entsetzt“, sagte sie. Man könnte fast denken, hier gehe es um den Bau einer Chemiefabrik. Sie wolle eine Lanze brechen für das Naturprojekt. Außerdem sollen Kindergartenplätze entstehen – permanent rede man darüber, dass diese fehlen.

Tüllmann, die sich auch in der Bürgerinitiative engagiert, legte noch einmal nach und empfahl dem Naturgarten Schönegge, andere Standorte zu prüfen. Die Stadt Freising beispielsweise verfüge über ein „riesengroßes Grundstück“ hinter der Schule in Vötting Richtung Dürnast. „Das würde sich für das Projekt optimal anbieten.“ Anders als Viehhausen sei es gut angebunden.

Schönegge-Umzug
:„Die Natur wird profitieren“

Lilian Schwaiger und Erhard Schönegge widersprechen Befürchtungen, durch einen Umzug des Betriebs mit Pferdehaltung, Gartenbau und Kindergarten nach Viehhausen würde die Landschaft dort versiegelt. Auch werde dort keine Event-Location entstehen.

Von Petra Schnirch

Die Gemeinde will dem Landratsamt nun aufgeben, genau zu untersuchen, ob die Zufahrt auch bei steigendem Verkehrsaufkommen gesichert sei, ebenso ob die Parkplätze und die übrige Infrastruktur ausreichen. Auch Naturschutzbelange sollten sorgfältig geprüft werden. Um Folgekosten für die Gemeinde auszuschließen, müsse man einen städtebaulichen Vertrag mit den Bauherrn abschließen, erklärte Geschäftsleiterin Theresia Schmid. „Das ist gängige Praxis.“

Monika Mühl (FWG) bilanzierte zum Abschluss nüchtern, dass es letztlich „marginal“ sei, was die Gemeinde zu den Schönegge-Plänen sage. Viele Behörden prüften die Pläne und verkauft werde die Hofstelle in jedem Fall. Viehhausen könnte es auch schlimmer erwischen mit einer Biogasanlage oder einem Schweinemastbetrieb, pflichtete ihr Florian Vierthaler (KGL) bei. „Ein Biohof mit Kindergarten ist da die feinere Lösung.“

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