Prozess am Landgericht:Angeklagter macht reinen Tisch

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18-Jähriger gibt Einbruch bei seinem Ex-Chef zu. Den Schlag auf den Kopf des Opfers soll ein anderer ausgeführt haben. (Foto: Armin Weigel/dpa)

18-Jähriger gibt Einbruch bei seinem Ex-Chef in Kranzberg zu. Den Schlag auf den Kopf des Opfers soll ein anderer ausgeführt haben.

Von Alexander Kappen, Landshut/Kranzberg

Am ersten Verhandlungstag hatte das Brüderpaar, das sich nach einem aus dem Ruder gelaufenen Wohnungseinbruch im Februar 2020 in Kranzberg nun wegen versuchten Mordes am Landshuter Landgericht verantworten muss, noch geschwiegen. Bei der Fortsetzung des Prozesses am Donnerstag machten die beiden mittels Erklärungen ihrer Verteidiger erstmals Angaben - und gaben dem Fall eine überraschende Wendung. Der jüngere Bruder, zur Tatzeit erst 17 Jahre alt und inzwischen volljährig, gab zu, in die Wohnung seines ehemaligen Arbeitgebers eingebrochen zu sein und zwei Mobiltelefone sowie ein Elektroschockgerät, ein Pfefferspray und 700 Euro Bargeld gestohlen zu haben.

Allerdings nicht mit seinem Bruder, sondern einem anderen Mann, der nicht auf der Anklagebank sitzt. Dieser sei es auch gewesen, der seinem Ex-Chef, als der aufwachte, eine Taschenlampe auf den Kopf geschlagen habe. Laut Anklage erlitt der Mann, der als Nebenkläger fungiert, lebensgefährliche Verletzungen.

Ein Mann, der nicht auf der Anklagebank sitzt, soll bei dem Einbruch mitgewirkt haben

Der 18-Jährige gab am Donnerstag an, dass er im Alter von 14 Jahren zunächst aus seinem Geburtsland Rumänien zu seinem fünf Jahre älteren Bruder, heute 23, nach Österreich gezogen sei. Später kamen die beiden nach Deutschland. Über eine Ebay-Anzeige habe er einen Job im Betrieb des Nebenklägers gefunden, so der Angeklagte. Dabei habe er mitbekommen, dass sein Chef Bargeld in der Wohnung habe. Bereits ein paar Monate vor der Tat im Februar habe er aus der Wohnung Geld gestohlen, gab der 18-Jährige zu - zum Leidwesen seines Verteidigers, der zuvor noch gesagt hatte, man sage dazu nichts, weil es nicht Gegenstand der Anklage sei.

Der 18-Jährige selbst hatte offenbar kein Problem damit, wo er gerade dabei war, reinen Tisch zu machen. Eigentlich hätte er auch bezüglich des angeklagten Einbruchs und Mordversuchs im Februar die Aussage verweigern wollen. Aber nun mache er doch Angaben, um seinen Bruder zu schützen, erläuterte sein Anwalt. Nach Version des 18-Jährigen lieh er sich am Tatabend zusammen mit einem Bekannten, der den Einbruch mit ihm verübt haben soll, das Auto seines älteren Bruders unter einem Vorwand aus.

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In Landshut hat der Prozess gegen zwei Brüder begonnen, die einen Mann in dessen Wohnung lebensgefährlich verletzt haben sollen. Der Jüngere der beiden war zum Tatzeitpunkt erst 17 Jahre alt.

Von Alexander Kappen

Der 18-Jährige versicherte, er sei davon ausgegangen, dass niemand in der Wohnung war

In Wahrheit habe er mit seinem Kumpel in die Wohnung des Nebenklägers einbrechen wollen, weil er dort Geld vermutete. Das Handy des Bruders, dessen Parker er selbst bei der Tat getragen habe, sei in der Mittelkonsole des Autos gelegen und habe sich deshalb in der Nähe des Tatorts ins Funknetz eingeloggt. Einer der beiden Einbrecher hatte bei der Tat zudem Schuhe des Bruders an, die vor der Abfahrt vor der Wohnungstür standen.

Der 18-Jährige versicherte, er sei davon ausgegangen, dass niemand in der Wohnung war - weil kein Licht gebrannt habe und das Auto des Ex-Chefs nicht dort gestanden sei, wo er es sonst immer geparkt habe. Darum sei er bei der Tat auch unmaskiert gewesen. Nach Angaben des Angeklagten klauten dieser und sein Bekannter zunächst Werkzeug aus einem Geräteschuppen, betraten dann durch die nicht verschlossene Eingangstür das Haus des Opfers und brachen mit dem Werkzeug dann im Haus die zugesperrte Wohnungstür auf. Er selbst habe die 700 Euro aus dem Schlafzimmer gestohlen.

In der kommenden Woche soll dann das Opfer des Überfalls aussagen

Als der Nebenkläger aufgewacht sei und einen Elektroschocker in der Hand gehalten habe, habe sein Kumpel dem Mann eine Taschenlampe auf den Kopf geschlagen. An mindestens einen Schlag könne er sich erinnern. Die Einbrecher machten sich davon.

Zurück in der Wohnung des älteren Bruders beschlossen sie, mit diesem, der in der besagten Nacht ohnehin mit Freundin und Kind nach Rumänien reisen wollte, mitzufahren. Er selbst sei weder bei der Tat noch bei der Vorbereitung dabei gewesen, sagte der 23-Jährige, er habe davon erst danach erfahren. Der Komplize des 18-Jährigen sei in Rumänien irgendwann verschwunden. Die beiden Brüder wurden festgenommen. Dass der 23-Jährige beim Einbruch dabei gewesen sein soll, basiert offenbar auf Angaben des Nebenklägers. Dieser will ihn erkannt haben, "obwohl er meinen Mandanten zuvor nur einmal kurz gesehen hat", so dessen Verteidigerin. Bevor das Opfer kommende Woche aussagt, soll ihm bei der Polizei noch eine Wahllichtbildvorlage gezeigt werden - unter anderem mit Fotos des Bekannten des 18-Jährigen.

© SZ vom 09.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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