GesundheitAngst vor strahlendem Granitpflaster

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Allein in der Oberen Hauptstraße sind in Freising mehr als 100 000 Granitsteine verlegt worden.
Allein in der Oberen Hauptstraße sind in Freising mehr als 100 000 Granitsteine verlegt worden. (Foto: Marco Einfeldt)

Georg Kißlinger warnt vor dem Verlegen des Gesteins auf dem Kranzberger Kirchenvorplatz, weil gefährliches Radon freigesetzt würde. Das Bundesamt für Strahlenschutz aber gibt Entwarnung.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

In vielen Kommunen wurden oder werden zentrale Plätze und Straßen neu gestaltet, etwa in der Freisinger Innenstadt oder auf dem „Plan“ in Moosburg. Häufig fällt die Wahl dabei auf Granitpflaster. Auch die Kranzberger Gemeinderäte hatten sich dafür ausgesprochen, dort soll der Kirchenvorplatz aufgewertet werden.

Im Herbst sollte es losgehen mit ersten Bauarbeiten. Doch es gibt weiteren Diskussionsstoff. Zum einen hob der Gemeinderat die Ausschreibung auf, weil das einzige Angebot deutlich über der Kostenschätzung lag. Zum anderen will Georg Kißlinger die Gemeinde davon abbringen, „uranhaltige und strahlende radioaktive Granitblöcke“ zu verwenden.

Einmal stand der Kranzberger bereits eine halbe Stunde vor Beginn einer Gemeinderatssitzung auf dem Rathausplatz, um über sein Anliegen zu informieren. Auch bei den nächsten beiden Zusammenkünften im September und Oktober will er dort sein. Kißlinger warnt, dass durch den Verkehr „Granitstraßenstaub, Granitpartikelstaub“ erzeugt würde. Dieser habe mit „Uran und radioaktiven Strahlungen dieselben Eigenschaften wie das Urgestein“, schreibt Kißlinger in einem Aufruf an die Bürger.

Der Entwurf für den Kirchenvorplatz des Landshuter Büros „Raum + Zeit“ hat den Kranzberger Gemeinderäten am besten gefallen.
Der Entwurf für den Kirchenvorplatz des Landshuter Büros „Raum + Zeit“ hat den Kranzberger Gemeinderäten am besten gefallen. (Foto: Büro "Raum + Zeit")

Die Partikel seien flugfähig. „Jeder Bürger des Dorfs wird – mehr oder weniger – mit der Atemluft die mit Uran radioaktiven strahlenden Granitpartikel einatmen und sich selbst kontaminieren“, schreibt Kißlinger weiter und verweist auf die Folgen von Tschernobyl. Er befürchtet eine „existenzielle Bedrohung“. Deshalb bittet er die Bürger, sich zu beschweren, damit der Beschluss aufgehoben werde.

Was aber sagen Fachleute zu diesen Befürchtungen? Ja, erklärt Jörg Dilling, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesamt für Strahlenschutz, Granit sei bekannt dafür, dass er Radionuklide enthalte. Das aber treffe auf alle Gesteine und Böden zu. „Natürliche Radioaktivität haben wir immer und überall“, selbst in Pflanzen und im menschlichen Körper. Entscheidend sei die Konzentration, wie lange man der Strahlung ausgesetzt sei und wie diese auf den Menschen einwirke. Selbst in Innenräumen bei Granit-Küchenplatten sieht die Behörde eine „in der Regel vernachlässigbare Strahlenbelastung“.

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Auch der Aufenthaltsort spiele eine Rolle, zum Beispiel werde Radon im Freien durch den Luftzug weggetragen und verdünnt, sagt Dilling. Granit werde auch deshalb gern für Pflasterarbeiten verwendet, weil der Stein sehr hart sei und es wenig Abrieb gebe. Zwar würden mit dem Staub grundsätzlich auch Radionuklide freigesetzt. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Menschen so viel Staub durch den Abrieb von Pflastersteinen einatmen, dass wirklich eine Gefährdung entsteht“, sagt der Experte. Um dies im konkreten Fall genau beurteilen zu können, müsse man die Höhe der Radioaktivität in dem Gestein kennen. Üblicherweise sei aber keine Gefährdung zu erwarten.

Selbst beim Zuschnitt von Granitplatten im Freien sei das nicht der Fall. Wenn jemand dagegen täglich ausschließlich damit arbeite, beispielsweise in einem Steinbruch, könne das anders aussehen. Da griffen Arbeitsschutzmaßnahmen, etwa mit dem Tragen von Staubmasken oder durch das Befeuchten bei Schnittarbeiten.

Auch in Gartenerde werden sich natürliche Radionuklide finden

Zur genauen Bewertung sei eine Messung erforderlich. Anschließend könne durch Experten die Strahlenbelastung ermittelt werden. Die Daten könnten dann mit den Werten, die auf den Intranetseiten des Bundesamtes für Strahlenschutz veröffentlicht sind, verglichen werden, schildert Jörg Dilling. Für einen weiteren Vergleich könnten Messungen an der Erde aus einem heimischen Garten vorgenommen werden, empfiehlt er. „Auch hier werden sich natürliche Radionuklide finden.“

Die Bauarbeiten in Kranzberg werden wohl neu ausgeschrieben, darüber entscheidet der Gemeinderat im Herbst.

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