Süddeutsche Zeitung

Diskussion im Gemeinderat:Auch Kranzberg soll zum digitalen Dorf werden

Die SPD will eine "coole App" für eine bessere Teilhabe der Bürger.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Kranzberg sollte eine Gemeinde-App einführen - über diesen Antrag von Verena Nerl (SPD) haben die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung lange diskutiert. Für die Bürger würde damit der Zugang zu Informationen verbessert, und sie hätten die Möglichkeit zu einem "besseren und zeitgemäßen Austausch miteinander", heißt es im Schreiben der SPD-Fraktion. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, in der nächsten Fraktionssprechersitzung soll dies noch einmal Thema sein.

In den Unterlagen zur Sitzung hatte die Verwaltung den Antrag um eine kurze Notiz ergänzt, dass der Gemeinderat im Oktober 2019 die Anschaffung des "Rathaus-Service-Portals" des Softwarehauses Komuna beschlossen habe. Dieses Paket beinhalte auch eine Rathaus-App. Die Installation sei für die zweite Jahreshälfte 2020 vorgesehen, wegen der Corona-Pandemie sei das bisher noch nicht möglich gewesen. Diese App sei individuell anpassbar, auch Push-Nachrichten seien in bestimmten Situationen möglich.

Nerl wünscht sich eine App als Diskussionsforum

Nerl zeigte sich in der Sitzung über diese Stellungnahme verärgert, weil sie eine ergebnisoffene Diskussion verhindere. Es gehe der SPD-Fraktion nicht darum, "App-Bashing" zu betreiben, sondern eine gute Lösung zu finden. Das Komuna-Angebot, so ihre Kritik, sei in seiner jetzigen Form eine reine Rathaus-App, eine in eine App gegossene Homepage. Ihre Fraktion aber wünsche ein Applikation, "die eine Teilhabe möglich macht". Eine gute Gemeinde-App sollte aus ihrer Sicht ein Diskussionsforum bieten, ein niederschwelliges Angebot an die Bürger, ihre Meinung zu äußern. Der Austausch von Informationen würde sich dadurch beschleunigen, so Nerl.

Die SPD-Fraktion schlug vor, eine Arbeitsgruppe zu gründen, der Bürger, Gemeinderäte und ein Vertreter der Verwaltung angehören sollten. Sie soll herausfinden, welche Funktionen in Kranzberg benötigt würden. Als positives Beispiel nannte Nerl die Version "Digitale Dörfer", die in Allershausen genutzt wird. "Das ist eine coole App", meinte sie.

Ursula Enghofer (FWG) wandte ein, dass die Verwaltung im Rathaus Diskussionsforen aus Zeitgründen nicht werde betreuen können. Auch fand sie es wichtig, mit den Bürgern Gespräche "vor Ort" zu führen. Anton Hierhager (SPD) erwiderte, dass die sozialen Medien das Kommunikationsmittel der Jugendlichen seien. Man sollte sie nicht zu den großen Konzernen schicken, bei denen man nicht wisse, was sie mit den Daten machen. Für Hierhager gehören solche Diskussionsmöglichkeiten raus aus einem kommerziellen Umfeld. Deshalb sollte man ein solches Projekt offen angehen. Die Komuna-App sei keine Plattform, die junge Leute begeistere. Dort könne man "die Öffnungszeiten der Apotheke nachschauen". Eine innovative App biete die Möglichkeit, eine Nachbarschaftshilfe zu organisieren, es könnten sich eigene Gruppen bilden, Bürger könnten sich dort direkt austauschen.

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SZ vom 07.07.2020/nta
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