Kraftwerk stellt Pläne vor:Fit für die Energiewende

Gasturbine soll Engie-Standort in Anglberg stärken

Von Katharina Aurich, Zolling

Der Kraftwerksbetreiber Engie plant, das Kohlekraftwerk in Anglberg bei Zolling fit für die Energiewende zu machen, um den Standort langfristig zu erhalten. Kurz nachdem das Unternehmen seine Pläne für den Bau einer Klärschlammtrocknungsanlage bekannt gab, liegen nun die Unterlagen für den Bau einer Gasturbine auf dem Tisch. Am Dienstag stellte Kraftwerksleiter Lothar Schreiber das Projekt den Zollinger Gemeinderäten vor.

Strom aus Kohle sei ein Auslaufmodell und spätestens 2020 würden die Atomkraftwerke abgeschaltet, so dass es zu Engpässen im Netz kommen könnte, so Schreiber. Deshalb plane der Gesetzgeber, den Bau von Reservekraftwerken zu fördern, die schnell aus Gas Strom erzeugen, um die Netzstabilität aufrecht zu erhalten. Das Neue daran sei, dass nicht die gelieferte Strommenge bezahlt werde, sondern die Bereitschaft, ihn wie für den Notfall bereit zu stellen. Es werde eine Ausschreibung für Anbieter dieses Stroms geben, so Schreiber. Das Kraftwerk Zolling rechne sich dafür gute Chancen aus.

Die strategische Lage des Standorts Zolling ist für ein solches Reservekraftwerk optimal. Denn die Gasleitung, die das Unternehmen Open Grid plant, führt in nur 1000 Metern Entfernung am Kraftwerk vorbei und könnte angezapft werden. Außerdem gebe es eine Starkstromleitung, in die der Strom eingespeist werden könnte, schildert der Kraftwerksleiter.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Turbine im Bestand unterkommt und dafür keine neuen Flächen versiegeln werden müssten. 120 Millionen Euro will Engie in den Bau der Gasturbine investieren. Jetzt warte das Unternehmen auf die Entscheidung der Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur, wie hoch diese Leistung vergütet wird und beginnt bereits mit den Planungen. Es sei ein Risiko, das Vorhaben ohne Planungssicherheit zur Genehmigung einzureichen, aber das Unternehmen wolle den Standort sowie die Arbeitsplätze erhalten und sich an der Energiewende beteiligen, betonte Schreiber. Wie lange die Turbine jährlich laufen wird, kann er nicht abschätzen. Dies hängt davon ab, wie viel regenerativ erzeugter Strom zur Verfügung stehe und wie viel verbraucht wird. Man gehe von 500 bis 1000 Stunden jährlich aus, informierte der Kraftwerksleiter.

Im Moment läuft eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Projekt, das die Regierung von Oberbayern genehmigen muss. In der UVP werden die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, auf Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt sowie auf Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft untersucht.

Für die Zollinger Gemeinderäte stehen die Lärm- und Schadstoffemissionen aus der Turbine, die ähnlich einer Flugzeugturbine aufgebaut ist, im Vordergrund. Gemeinderat Georg Völkl merkte an, dass man bereits genug Lärm von Flugzeugturbinen zu verkraften habe. Bernd Franke vom ifeu-Institut in Heidelberg, der die UVP für das Vorhaben durchführt, versicherte, dass alle Grenzwerte deutlich unterschritten würden und wenn die Turbine laufe, die Menschen in den Wohngebieten davon nicht gestört würden.

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