Süddeutsche Zeitung

Kraftwerk Anglberg:Aus Klärschlamm wird Brennstoff

Neue Trocknungsanlage soll die Zukunft des Kraftwerks in Anglberg sichern. Unterstützt wird das Projekt auch von den Freisinger Stadtwerken, die Fernwärme aus Zolling beziehen

Von Katharina Aurich

Zolling - Neben dem Kohlekraftwerk des Unternehmens Engie in Anglberg werden in Zukunft jährlich etwa 150 000 Tonnen Schlamm aus Kläranlagen der Umgebung getrocknet und dadurch in Brennstoff verwandelt. Für den Bau und Betrieb der Anlage hat sich Engie mit den Stadtwerken Freising und dem Fernwärmeanbieter Bayernwerk Natur zusammengeschlossen. Die drei Unternehmen arbeiten bereits seit längerem zusammen, die Stadt Freising bezieht beispielsweise Fernwärme aus Zolling. Am Donnerstag feierten Vertreter der drei Unternehmen, Planer und Mitarbeiter des Kraftwerks nun den offiziellen Baubeginn mit einem Spatenstich.

Die Klärschlammtrocknungsanlage werde den Standort Anglberg sichern, begründete Kraftwerksleiter Lothar Schreiber das neueste Projekt. Denn das Kohlekraftwerk sei immer weniger am Netz und zunehmend unwirtschaftlich. Außerdem werde der Klärschlamm, der nicht mehr auf Felder ausgebracht werden dürfe, in der neuen Anlage sinnvoll entsorgt, so Schreiber weiter. Er wird mit der Abwärme des Kohle- und auch des Biomasseheizkraftwerks getrocknet, in dem ebenfalls am Standort Anglberg Altholz verbrannt wird.

Die Freisinger Stadtwerke wollten sich am Kraftwerksstandort auch in Zukunft engagieren, denn bisher werde bereits nasser Klärschlamm aus der Domstadt im Kohlekraftwerk mit verbrannt, schilderte Andreas Voigt, Geschäftsführer der Stadtwerke. Der getrocknete Klärschlamm werde einen Teil der Steinkohle, die in Anglberg verstromt wird, ersetzen. Aber man denke auch schon weiter, so Voigt: Wenn das endgültige "Aus" der Steinkohleverstromung beschlossen werde, könnte man den getrockneten Klärschlamm auch im Biomasseheizkraftwerk mit verbrennen.

Kraftwerksleiter Schreiber zeigte sich erfreut, dass es aus der Gemeinde Zolling, auf deren Gebiet die Anlage errichtet wird, keine Einwendungen gegeben habe. Auch die Nachbargemeinde Haag akzeptiere die Anlage. "Wir haben das Projekt kritisch-positiv begleitet", formulierte Zollings Bürgermeister Max Riegler. Allerdings hatten beide Gemeinden auch klar gefordert, dass der Lastwagen-Verkehr für die Anlieferung des Schlamms durch ihre Ortschaften möglichst minimiert werden sollte.

Die Idee, den Schlamm wie die Kohle auf der Schiene anzuliefern, wurde von den Kraftwerksbetreibern nicht verfolgt, da dies - wie auch schon bei der Anlieferung der Holzhackschnitzel argumentiert worden war - zu teuer sei. Projektleiter Herbert Bauer versicherte, dass aus der Anlage kein Lärm zu hören sein werde und keine Gerüche wahrnehmbar seien. Dies hatten Bürger während der Informationsveranstaltungen, die Kraftwerksmitarbeiter in den beiden betroffenen Gemeinden durchgeführt hatten, befürchtet.

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Quelle:
SZ vom 20.10.2018
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