Süddeutsche Zeitung

Konzert im Mariendom:Strahlende Töne

Der Freisinger Asamchor brilliert mit Bachs "Magnificat" - allen voran begeistert Solist Alex Potter

Philipp Weigl

- Magnificat - "Meine Seele preist den Herrn". Mit diesen Worten aus dem Lukasevangelium, in welchen Maria auf die Geburt Jesu verweist, beginnt Bachs Vertonung des "Magnificat". Dieses, von weihnachtlicher Vorfreude geprägte Werk des Barockkomponisten wurde neben zwei weiteren Bach- Kompositionen am vergangenen Sonntag vom Asamchor Freising sowie dem Ensemble "Sans Souci" unter der Leitung von Gunther Brennich aufgeführt. Für das Konzert im Mariendom engagierte der Chorleiter unter anderem junge talentierte Solisten aus Freising und der Region, welche dem Konzertpublikum bereits aus etlichen Aufführungen bekannt waren. Der Stargast war jedoch der namhafte Englische Countertenor Alex Potter, welcher zum wiederholten Mal in Freising gastierte. Seinem Auftritt fieberten besonders alle Liebhaber der Barockmusik im Originalklang entgegen. Chorleiter Brennich bemüht sich in seinen Aufführungen stets um die historisch korrekte Verwirklichung des Klangideals der Musik jener Zeit. Dabei wurde er zuverlässig vom Barockensemble "Sans Souci", welches auf historischen Instrumenten musizierte, unterstützt. Zur Einstimmung auf den Konzertabend erklang Bachs Orchestersuite Nr.3. Nach dem fulminanten Beginn der Ouvertüre - Brennich wählte hier ein hohes Tempo - gelang auch der Vortrag des anschließenden Fugatos klanglich gut differenziert. Mit dem zweiten Satz, dem "Air", kam eines der bekanntesten Stücke der Musikgeschichte zum Erklingen. Die Melodie wurde erfreulich temporeich sowie ohne unangebrachtes Pathos interpretiert und erzeugte beim Zuhörer ihre erhebende, weihevolle Wirkung. Die darauffolgenden Tanzsätze Gavotte, Bourée und Gigue wurden vom Ensemble temperamentvoll und mitreißend vorgetragen und beschlossen die Suite. Die anschließende Bach-Kantate "Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust" für Alt (Solo) begann mit einer ruhigen, beschaulichen Arie, dargeboten vom wunderbaren Alex Potter (Altus). Dessen Stimme fügte sich nahtlos in den Instrumentalklang ein und trat nur dann glanzvoll in den Vordergrund, wenn dies angezeigt erschien. Abwechselnd folgten nun Rezitative und weitere Arien, welche Potter eindringlich und leidenschaftlich vortrug. Der Sänger hat wie nur wenige andere ein sicheres Gespür für musikalische Nuancen und besitzt zudem die Fähigkeit, den genauen Zeitpunkt zu finden, einen Ton zu öffnen und zum Strahlen zu bringen. Das nun folgende Magnificat sollte der Höhepunkt des Konzerts werden. In prachtvollem Klang eröffnet der Asamchor das Werk.

Der Chor trat besonders durch eine sehr präzise rhythmische Gestaltung und feine dynamische Abstimmung der Stimmen hervor. Die darauffolgende Arie trug Katharina Heißenhuber (Sopran II) mit ihrer schlanken, lyrischen Gesangstimme gut vor. Nach der andächtig musizierten Choralmotette "Vom Himmel hoch", kam Anne Reich (Sopran I) als die Entdeckung des Abends an die Reihe. Sie sang ihre Arie wundervoll inbrünstig und drang mit ihrem strahlendem Sopran auch in den letzten Winkel des Doms vor. Im Anschluss an einen Chorsatz folgte die Bass-Arie. Benedikt Eder trug diesen Part energisch und hervorragend akzentuiert vor und hinterließ damit einen bleibenden Eindruck. Man darf auf seine zukünftige Entwicklung gespannt sein. Das anschließende "Misericordia" wurde äußerst anrührend und ergreifend von Robert Sellier (Tenor) im Duett mit Alex Potter dargeboten; vielleicht der besinnlichste Moment im Konzert. Nach einem weiteren Chorsatz folgte die Tenor-Arie. Sellier glänzte bei dieser aufwühlend-dramatischen Arie . Nach weiteren solistischen Einlagen, unter anderem mit dem von Potter beeindruckend vorgetragen "Esurientes implevit bonis", wurde das Konzert vom Chor mit dem "Gloria" grandios beschlossen. Mit minutenlangem Applaus feierten die zahlreichen Zuschauer die Künstler für ihre Darbietung. Nach soviel Bach dürfte sich auch der Ungläubige ein wenig frommer auf den Heimweg gemacht haben.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2012
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