Süddeutsche Zeitung

Kontroverse Diskussion in Moosburg:Nachverdichtung bleibt ein heikles Thema

Lesezeit: 3 min

Der Bauausschuss stimmt zwei Vorhaben mit relativ knapper Mehrheit zu, die Kritiker halten die geplanten Häuser aber für zu massiv und bezweifeln, dass sie in die Umgebung passen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Das Thema Nachverdichtung lässt die Mitglieder des Moosburger Stadtrats nicht los. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses gab es zum wiederholten Mal sehr kontroverse Diskussionen, als es um den Bau eines Dreifamilienhauses an der Asternstraße und von zwei Mehrfamilienhäusern an der Anton-Nagel-Straße mit insgesamt 16 Wohneinheiten ging. In beiden Fällen sollen die auf dem Grundstück stehenden kleineren Bestandsgebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Und in beiden Fällen stimmte der Ausschuss mit einer relativ knappen Mehrheit von sieben zu vier zu.

An der Asternstraße soll eine Doppelhaushälfte mit drei Wohnungen gebaut werden. Der 13,5 mal 8,5 Meter große Baukörper soll laut Sitzungsvorlage der Bauverwaltung höhen- und profilgleich mit dem direkt anschließenden Haus auf dem Nachbargrundstück werden. Deshalb füge sich das Gebäude in die nähere Umgebung ein. Der Stellplatznachweis entspreche der Satzung, genügend Fahrradabstellplätze würden in der Planung dargestellt.

Sie sehe das "ganz anders als die Bauverwaltung", entgegnete Evelin Altenbeck (Grüne): "Das fügt sich nicht in die Umgebung ein." Man könne "eigentlich nicht sagen, dass das ein Doppelhaus ist, das Nachbarhaus ist nämlich viel größer - und das Grundstück ist zu klein für zwei so große Häuser". Altenbeck übte scharfe Kritik am Bauwerber: "Hier geht es nur um Gewinnmaximierung, von Einfügung kann man nicht sprechen." Nachverdichtung sei sinnvoll, so die Grünen-Stadträtin, "aber als Bauausschuss müssen wir die Verträglichkeit für die Nachbarn abwägen".

Martin Pschorr (SPD) dagegen sah in dem Vorhaben "keine exorbitante Nachverdichtung - das sind drei Wohneinheiten und keine acht oder zehn". Herbert Held, Bauamtsleiter im Rathaus, verwies auf eine Einschätzung des Landratsamtes. Das habe "bei dem größeren Nachbarhaus damals schon festgestellt, dass ein Gebäude mit dieser Kubatur hier möglich ist - warum sollte das auf dem anderen Grundstück dann nicht gehen?". Die Mehrheit des Gremiums folgte der Argumentation.

Den Charakter eines ganzen Stadtviertels sahen die Kritiker der beiden beantragten Wohnhäuser samt Tiefgarage an der Anton-Nagel-Straße in Gefahr. Jörg Kästl (ÖDP) fand klare Worte: "Hier soll mit zwei gewaltigen Vierkant-Bolzen in dem Viertel etwas geschaffen werden, das völlig an der Realität vorbei geht." Bei ähnlichen, bereits bestehenden Gebäuden sehe man, "dass überall geparkt wird, nur nicht in der Tiefgarage". Manfred Tristl (CSU) hielt dagegen: "Der Bauherr ist nicht dafür verantwortlich, wenn die Bewohner die Tiefgarage nicht nutzen." Kästl übte jedoch auch grundsätzliche Kritik: Auch wenn es für das beantragte Vorhaben schon Bezugsfälle gebe, "ist das einfach zu viel, die Siedlung verträgt das nicht".

Ins selbe Horn blies Dritter Bürgermeister und Grünen-Sprecher Michael Stanglmaier: "Man schafft da ein Wohnviertel, das mit dem jetzigen nichts zu tun hat." Und nur weil man schon mal einen Fehler mit der Genehmigung eines solchen Gebäudes gemacht habe, "sollte man das jetzt nicht als Bezugsfall nehmen". Bauamtsleiter Held dagegen verwies auf die geplanten Photovoltaikanlagen und die Begrünung der Flachdächer: "Hier sollen Sachen gemacht werden, die an anderer Stelle von den Grünen immer wieder gefordert werden - und jetzt passt es ihnen trotzdem nicht." Die meisten Dächer in der Gegend hätten ein Satteldach - und da gehen PV-Anlagen auch", konterte Stanglmaier. Er sei "für Nachverdichtung, aber mit Augenmaß und genügend Grünflächen".

Er sei eigentlich ein Fan von Satteldächern, sagte Bürgermeister Josef Dollinger (FW), "aber ich glaube, dass es keine Todsünde ist, wenn sich in einem Baugebiet mal eine anderer Struktur etabliert". Ihm persönlich "gefallen solche Kisten auch nicht unbedingt, aber der Trend geht in diese Richtung - wir brauchen Wohnraum". Martin Pschorr konnte an der Größe der Gebäude nichts Verwerfliches finden. "16 Wohneinheiten auf 1800 Quadratmetern, da gibt es ganz andere Planungen", sagte er. Ludwig Kieninger (FW) meinte gar: "Wenn ich da bauen würde, könnte ich mir nicht vorstellen, was ich anders machen würde - mir gefällt das." Keinen Gefallen fand das Gremium dagegen an einem Vorbescheidsantrag, der an der Gärtnerstraße ein Fünf-Familienhaus anstelle einer bestehenden Garage vorsieht. Das Vorhaben füge sich aufgrund der Wandhöhe nicht in die Umgebung ein.

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SZ vom 18.06.2021
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