Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahlen:Ein Kreuzchen mehr

2020 werden Bürgermeister und Gemeinderäte in Eching wieder gleichzeitig gewählt. Sebastian Thaler will weitermachen.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Als der Echinger Bürgermeister Joachim Enßlin (SPD) 1992 sein Amt nach exakt 20 Jahren niederlegte, um Manager der Messegesellschaft München zu werden, geriet der Echinger Wahlturnus in Schieflage. Ein neuer Bürgermeister - gewählt wurde Rolf Lösch (SPD) - musste bestimmt werden und um die reguläre Amtsdauer von sechs Jahren einzuhalten, findet seither die Bürgermeisterwahl getrennt von den allgemeinen Kommunalwahlen statt, bei denen neben Landrat und Kreistag auch die Gemeinderäte bestimmt werden.

Bei der Bürgermeisterwahl 2016 haben beide Kandidaten, Sebastian Thaler (nominiert von SPD, Grünen, Bürgern für Eching und Echinger Mitte) und Thomas Kellerbauer (CSU, FDP), versprochen, zur Kommunalwahl 2020 zurückzutreten, um die Wahlen wieder zu vereinheitlichen. Josef Riemensberger (CSU) hatte diese Option 18 Jahre lang verweigert. Thaler als Gewinner von 2016 steht nun im Wort und er hat auf Anfrage jetzt auch erklärt, die Zusage einzuhalten.

Nach der Angleichung tritt Thaler vermutlich für die SPD an

Informiert hat er sich schon, demnach hat er bis September 2019 Zeit, beim Landratsamt einen "Antrag auf Angleichung der Wahlperioden" einzubringen, den auch der Gemeinderat unterstützen muss. Mit diesem formalen Schritt wird in derartigen Fällen die krumme Konstruktion vermieden, dass ein Bürgermeister erst zurücktreten müsste, um dann wieder antreten zu können.

Für die Echinger Wähler dürfte damit 2020 wieder die über 30 Jahre ungewohnte Situation eintreten, dass der Bürgermeisteraspirant auch Spitzenkandidat einer Partei sein kann, oder anders betrachtet, dass eine Partei mit dem Bürgermeister als Zugpferd werben kann. Es dürfte darauf hinauslaufen, dass Thaler auf der Liste der SPD antritt, die den Ortsfremden 2016 "aus dem Hut gezaubert" hatte.

"Ich werde sicher nicht unter anderer Fahne antreten"

Dass Thaler stattdessen als Kandidat einer der Gruppierungen auflaufen wird, die sich 2016 seiner Nominierung angeschlossen haben, und damit faktisch gegen die SPD ins Rennen geht, dürfte mehr als unwahrscheinlich sein. Auch wenn in Thalers Fall die ansonsten übliche Verwurzelung in der Ortschaft nicht die Basis für die Zusammenarbeit war und die anfängliche Euphorie der Genossen offenkundig etwas abgeflaut ist, wirkt die Zusammenarbeit dennoch absolut stabil.

"Ich werde sicher nicht unter anderer Fahne antreten", betont Thaler. Eine Option wäre freilich, dass er auf gar keine Gemeinderatsliste geht, sondern sich nur zum Bürgermeisterkandidaten nominieren lässt, womit wieder mehrere Unterstützergruppen denkbar wären. Das würde wiederum mit Sicherheit die SPD nicht entzücken, denn ein populärer Rathauschef auf der Liste ist in der Regel für so viele Stimmen gut, dass er zwei, drei Bewerber auf der Liste mit in den Gemeinderat zieht.

Ziehen die anderen Parteien mit Kandidaten ins Feld?

Eine Konsequenz ist freilich, dass andere Gruppierungen dann ebenfalls Bürgermeisterkandidaten nominieren müssen, um eben auch den Effekt eines Spitzenkandidaten zu erreichen. Gibt es einen Bürgermeisterwahlkampf, absorbieren diese Kandidaten in der Regel so viel Aufmerksamkeit und Interesse, dass eine Gruppierung sofort deutlich im Abseits liegt, die nur zur Gemeinderatswahl antritt und keinen Bürgermeisterkandidaten stellt.

In Eching ist bei der Vielzahl der Gruppierungen jedoch kaum vorstellbar, dass jede einen auch nur ansatzweise ernst zu nehmenden Bewerber präsentieren könnte, der sich den immensen Aufwand einer Kandidatur antun würde. Mit CSU, SPD, FWG, den Bürgern für Eching, den Grünen, Echinger Mitte und FDP waren schon 2014 sieben Gruppierungen angetreten. Mittlerweile will die ÖDP ihre Präsenz ausbauen, die AfD hat ihr Stimmenpotenzial in Eching bei Bundes- und Landeswahlen getestet und an relevanten Parteien gäbe es auch noch die Linke.

Keine Bewerber in Sicht

Zehn Bürgermeisterkandidaten? Stand jetzt ist schon nur einer schwer vorstellbar, der 2020 gegen Sebastian Thaler antreten würde. Aus dem amtierenden Gemeinderat sind qua Alter und Engagement überhaupt nur Christoph Gürtner (FW) und Leon Eckert (Grüne) als potenzielle Bewerber denkbar, aber ob beide überhaupt leise Ambitionen besitzen, haben sie noch nicht artikuliert.

Die CSU wird es wohl als ihr Selbstverständnis ansehen, eine Alternative anzubieten, doch wer dies sein könnte, ist derzeit nicht erkennbar. Ihr geborener Kandidat wäre Simon Schindlmayr, doch neben seinem Sitz im oberbayerischen Bezirkstag hat er sich im Gemeinderat bisher nicht so exponiert, als ob er aufs Bürgermeisteramt schielen würde.

Thaler hat die Testphase gut überstanden

Zudem hat sich Sebastian Thaler in seinen jetzt zweieinhalb Jahren im Amt trotz mancher Kritik und diverser fremdverschuldeter Schwierigkeiten, für die im Zweifel der Bürgermeister geradestehen muss, nicht so in Misskredit gebracht, dass man in Eching nach einer Alternative schreien würde.

Die Zeit von 2016 bis zu den Kommunalwahlen 2020 waren nicht nur für Eching ein Test mit dem völlig unbekannten Quereinsteiger, ob der Bürgermeister kann. Es war auch für den jungen Sebastian Thaler eine Schnupperphase, ob er Bürgermeister überhaupt will. Auf Anfrage lässt er freilich keinen Zweifel, dass er 2020 weitermachen möchte. "Dreieinhalb Jahre ist viel zu wenig, um irgendwas zu bewegen", findet er. Zunächst einmal neuneinhalb sollten es schon werden.

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