Knappe Entscheidung:Herbert Bengler will für die SPD Landrat werden

Freisinger SPD

Die SPD wartete bei der Nominierung ihres Landratskandidaten gleich mit zwei Bewerbern auf. Entscheiden konnten sich die Mitglieder zwischen Herbert Bengler aus Langenbach und Victor Weizenegger aus Neufahrn.

(Foto: Andreas Gebert)

Bei der Nominierungsversammlung der Kreis SPD setzt sich der 63-jährige pensionierte Bankangestellte aus Langenbach ganz knapp gegen den 24-jährigen Neufahrner Studenten Victor Weizenegger durch.

Von Johann Kirchberger, Freising

So etwas hat Seltenheitswert. Die SPD wartete bei der Nominierung ihres Landratskandidaten gleich mit zwei Bewerbern auf. Das Rennen machte schließlich knapp der 63-jährige Kreisrat Herbert Bengler aus Langenbach, der 26 der 48 Delegiertenstimmen auf sich vereinen konnte. Sein Mitbewerber Victor Weizenegger, ein 24-jähriger Student aus Neufahrn, bekam 21 Stimmen, bei einer Enthaltung.

Zehn Minuten lang durften sich die beiden Kandidaten vorstellen und erläutern, warum sie sich um das Amt des Landrats bewerben wollen. Große Unterschiede gab es dabei nicht. Weizenegger, der am Dom-Gymnasium Abitur gemacht hat, Geografie studiert und gerade an seiner Masterarbeit im Studiengang "Umweltsysteme und Nachhaltigkeit" schreibt, bezeichnete den Klimawandel als größte Herausforderung der Menschheit. Er will Ökologie und Sozialpolitik zusammenführen und fordert einen Klimavorbehalt, heißt, jede Entscheidung im Kreistag müsse auf ihre Klimaauswirkung hin geprüft werden. Außerdem will er mehr Pflegekräfte im Krankenhaus und in Pflegeheimen, mehr Engagement des Landkreises beim Wohnungsbau und fordert einen Mietspiegel sowie eine ÖPNV-Initiative. Notwendig sei dabei kein kostenloser Bahn- und Busverkehr, sagte er, sondern ein attraktiveres Angebot. Die 3. Startbahn lehnt er ab und die Digitalisierung bezeichnet er als Chance für den Landkreis. Es sollte möglich sein, Behördengänge weitgehend online zu erledigen.

"Zukunft gestalten ist nicht vom Alter abhängig"

Seine Heimatverbundenheit betonte Herbert Bengler. Der Landkreis Freising gehöre zum Schönsten was Oberbayern zu bieten hat. Und allen, die ihn womöglich für zu alt hielten, sagte er: "Zukunft gestalten ist nicht vom Alter abhängig". Sechs Jahre könne er Landrat sein, und in dieser Zeit könne viel geschehen.

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Der 63-jährige Herbert Benglerr aus Langenbach geht für die SPD als Landratskandidat ins Rennen.

(Foto: Andreas Gebert)

"Six years for future" rief er. Bengler war Abteilungsleiter bei der Münchner Bank und ist seit 1. Oktober in Ruhestand. Den will er nicht nur mit seinen drei Kindern und zwei Enkeln verbringen, sondern die Zeit nutzen, um den Landkreis zu verwalten und vor allem zu gestalten. Weiterentwickeln wolle er den Landkreis, sagte er. Junge Menschen, die sich politisch engagieren wollen, müssten besser unterstützt und die Integration von Ausländern gefördert werden. Außerdem hätte er gerne einen Europabeauftragten im Landkreis, will den Klimaschutz neutral und sozial gestalten, und den Wohnungsbau voranbringen. "Da darf sich der Landkreis nicht wegducken". Mehr Personal im Krankenhaus steht auch auf seiner Agenda, "ein Kreiskrankenhaus muss keine Gewinne machen". Im Kreistag, er führt als Landratskandidat die Liste an, will Bengler eine "starke sozialdemokratische Stimme" sein.

Auf Platz zwei steht Beate Frommhold-Buhl, auf Platz drei Andreas Mehltretter

Auf Platz zwei folgt die Neufahrner Gemeinderätin Beate Frommhold-Buhl. Sie gehört dem Jugendhilfeausschuss des Kreistags an, ist in Neufahrn Sozialreferentin und kümmert sich dort um die Kleiderkammer. Andreas Mehltretter, der auf Platz drei aufkreuzt, hätte gut und gerne auch Landratskandidat sein können. Seine Begrüßungsrede, die er eingangs als Kreisvorsitzender hielt, stand zumindest, was Themen und Inhalte betrifft, den Reden der beiden Bewerber in nichts nach. In den Kreistag will er, damit auch die Schwachen Gehör finden. Die Attenkirchener Gemeinderätin Walburga Braun ist stellvertretende Personalratsvorsitzende im Freisinger Klinikum und wird auf Platz vier gelistet.

Wohnen, wohnen, wohnen, sagte Peter Warlimont, als er seine Arbeitsziele im Kreistag formulierte. Was den Klimaschutz angeht, hält er soziale Belange für genauso wichtig wie ökologische. Er steht auf Platz fünf und kandidiert auch als Oberbürgermeister in Freising. Ihm folgen die 33-jährige Sonderpädagogin Katharina Grill, Echings Bürgermeister Sebastian Thaler und die ebenfalls aus Eching kommende Gemeinderätin und Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Stefanie Malenke.

Als Neunter folgt ein politisches Urgestein der SPD: Toni Neumaier. 18 Jahre Moosburger Bürgermeister, 18 Jahre Stadtrat, 35 Jahre Kreisrat, 48 Jahre SPD-Mitglied und seit mehr als 50 Jahren Gewerkschafter. Ein weiteres politisches Urgestein der SPD tritt indes nicht mehr an, Freisings Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer. Bis Platz 60 hat es die Kreisvorstandschaft geschafft, dass Männer und Frauen sich auf der Liste abwechseln. Deshalb auch folgt auf Platz zehn Christa Summer, seit 18 Jahren Gemeinderätin in Langenbach. Sechs Kreisräte stellt die SPD derzeit, das sollen deutlich mehr werden, haben sich die 70 Kandidaten vorgenommen.

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