Der erste Kandidat für die Kommunalwahl im kommenden Jahr hat seinen Hut in den Ring geworfen: Vize-Bürgermeister Josef Dollinger (FW) will Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU), die nicht mehr antritt, beerben. In der regulären Jahreshauptversammlung der Freien Wähler wurde er jetzt einstimmig nominiert. Was man auch als Frühstart werten könnte, formulierte Dollinger so: Er habe "die ewige Ungewissheit, macht er's oder macht er's nicht?" beenden wollen. Auch FW-Vorsitzender Reinhard Lauterbach wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt.
Dollingers Ambitionen auf den Chefsessel im Rathaus sind kein Geheimnis. Bereits 2008 und 2014 war er der Kandidat der Freien Wähler und lieferte sich einen erbitterten Wahlkampf mit Anita Meinelt. Für viele überraschend, wurde er dann Meinelts Stellvertreter - was diese zunächst wenig erfreute. Doch die tägliche Rathauszusammenarbeit verbesserte das Klima rasch, und Dollinger rühmte jetzt sogar Meinelts Leistungen im Amt. Deren erfolgreiche Arbeit wolle er ebenso erfolgreich fortsetzen, sagte er in seiner Dankesrede. Josef Dollinger hat sich seine Kandidatur lange überlegt, gestand er seinen Parteifreunden nun. Immerhin ist die Rathausführung kein Halbtagsjob und Dollinger neben seiner politischen Arbeit ein erfolgreicher Unternehmer, Heilpraktiker mit China-Erfahrung, Kinobetreiber und insgesamt ein unermüdlicher Rackerer.
Ludwig Kieninger, langjähriger Stadtrat und nun auch neuer Zweiter Vorsitzender der FW, hielt eine Vorschlagsrede auf Dollinger und lobte ihn in den höchsten Tönen: Dollinger sei ein ehrlicher Mensch, er, Kieninger, habe ihn noch nie bei einer Lüge erlebt, er sei sehr zuverlässig, sehr leistungsfähig, habe enorm viel Energie, Führungsqualität, sei lebenserfahren, Idealist und überhaupt der allerbeste Kandidat, den man haben könne. Von Kieningers Worten war nicht nur die Versammlung beeindruckt, sondern auch der Kandidat, vor allem über das einstimmige Wahlergebnis. Jedenfalls rang er sichtbar um eigene Worte. Anita Meinelt hinterlasse große Fußspuren, sagte Dollinger, und doch werde sich sein eigener Stil wesentlich unterscheiden. Es stünden eine Reihe großer Projekte an, wie Hallenbad, Bebauungsplan Schlesierstraße, Schulzentrum Nord und insgesamt die Bewältigung des Siedlungsdrucks, wo es auch "ein bisserl auf die Bremse zu treten" gelte. In seinem Bericht aus der Stadtratsarbeit hatte Dollinger zuvor die Baulandpreise in den "Amperauen" als gerechtfertigt bezeichnet, die Dachparkplätze beim Gewerbegebiet Amperauen gerühmt und angeregt, die Stadt solle eigene Flächen nur noch an Ökobauern verpachten.
Nun ist Dollinger also in einer Mitgliederversammlung zum Bürgermeisterkandidaten gewählt worden. Von den Freien Wählern war das offensichtlich auch als eine Art Vorwahl nach amerikanischem Muster gedacht, denn Vorsitzender Lauterbach hatte anmoderiert mit den Worten: "Es kommt hoffentlich kein Trump raus." Eigentlich ist, auf gut Bayerisch, "der Kaas jetzt bissen". Doch Dollinger soll im Spätherbst auf einer eigenen Versammlung noch einmal zum Bürgermeisterkandidaten gekürt werden. Doppelt genäht hält besser.
Das Vorstandswahlergebnis: Reinhard Lauterbach (Erster Vorsitzender), Ludwig Kieninger (Zweiter Vorsitzender), Thomas Grundner (Dritter Vorsitzender), Dörte Dähn (Kassierin), Dagmar Seghutera (Schriftführerin), Ingolf von Pressentin (Beisitzer).