Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Langenbach:Zwei, die sich einig sind

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Die parteifreie Susanne Hoyer will Bürgermeisterin bleiben. Thomas Holst von der CSU will ihr das Amt streitig machen. In ihren Zielen unterscheiden sich beide nicht allzu sehr voneinander. Es wird also eine reine Persönlichkeitswahl werden

Von Karlheinz Jessensky, Langenbach

Von einem Kommunalwahlkampf ist öffentlich in der Gemeinde Langenbach nicht allzu viel zu merken. Die amtierende Bürgermeisterin Susanne Hoyer hat diesmal einen Gegenkandidaten, den bisher politisch weitgehend unbekannten CSU-Bewerber Thomas Holst, ein Mann, der am Ostseestrand geboren ist. Bei den vergangenen Wahlen vor sechs Jahren hatte Hoyer noch zwei Gegenkandidaten, von den Freien Wählern Oberhummel (FWO) und der Langenbacher SPD. Und Hoyer, Volljuristin und in der Rathausverwaltung als Bauamtsleiterin groß geworden, hatte keine Probleme. Sie siegte mit 61,4 Prozent im ersten Wahlgang.

Was Wunder, dass viele Langenbacher glauben, die Sache wäre am 15. März auch diesmal auf Anhieb erledigt. FWO und SPD haben keine eigenen Kandidaten aufgestellt, wohl auch angesichts der Aussichtslosigkeit des Unterfangens. Die Resonanz auf Hoyers Nominierung durch die Freien Wähler Langenbach ist in den sozialen Netzwerken überwältigend. Hoyer ist selbst eine fleißige Facebooknutzerin mit vielen Followern. Auch Holst ist auf dieser Schiene unterwegs. Öffentliche Showveranstaltungen sind bisher nicht bekannt, eine Podiumsdiskussion oder dergleichen. Es gibt halt die üblichen Pflichtveranstaltungen zu irgendeinem lokalen oder allgemeinen Thema. Die CSU hat sich da den Führerscheinumtausch vorgenommen und die leidige Situation mit der Dorfstraße, die seit Jahren auf eine Lösung wartet. Was will man sich in einem Wirtshaussaal auch gegenseitig vorhalten, ist man sich in den Zielen doch so gut wie einig: die liebens- und lebenswerte Gemeinde zu erhalten und zu fördern. Herausragende, Emotionen auslösende Themen hat Langenbach nicht zu bieten. Diese Wahl wird eine reine Persönlichkeitswahl sein.

Profilierter ist natürlich die Bürgermeisterin. Vor sechs Jahren war sie auch Kandidatin der CSU, vor Monaten sogar als deren Landratskandidatin im Gespräch. Irgendwie hat bei diesen Planspielen das gute Verhältnis zwischen Hoyer und der örtlichen CSU-Vorsitzenden Dorothee Fremann einen Knacks bekommen. Fremann hielt Hoyer vor, sie wisse wohl nicht recht, was sie wolle und ob ihr Langenbach überhaupt noch am Herzen liege. Die Nominierung des unbekannten Holst wurde denn auch vielfach als Querschuss gesehen. Öffentlich schweigt man darüber natürlich, denn politische Ränkespiele sind nichts für den Langenbacher Gemeinderat, der weithin sachlich und problemorientiert agiert.

Politisch unterscheidet die beiden Bewerber sehr wenig. Nahe am Bürger wollen beide sein und mit Herz und Verstand führen. Hoyer sieht sich als Zugpferd und Ideengeberin und die vergangenen sechs Jahre als tollen Erfolg. Große Investitionen seien getätigt und doch die Schulden reduziert worden. Kanalisation und Kläranlage, neues Sportheim, Straßenausbau, neue Wohngebiete, eine Vorzeigeautomation im Rathaus, alles Errungenschaften gegen die auch der CSU-Bewerber nichts einzuwenden hat. Wie auch nicht gegen weitere, moderate Wohnraumschaffung, die Wiederbelebung der Ortsmitten (Langenbach hat mehrere), die Stärkung der Mobilität. Ein kleiner Markt für lokale und regionale Produkte wäre im Sinne beider Bewerber.

Auch die Wirtschaftsförderung und die Energiewende stehen natürlich in beiden Programmen. Vielleicht kleiner Unterschied: Holst und die CSU-Vorsitzende Fremann können sich für die Wirtschaftsförderung und die Energieberatung eigene gemeindliche Beauftragte vorstellen. Susanne Hoyer, die Macherin, wird das wohl selbst mit vorhandenem Personal schaffen: "Ich bin das Zugpferd und die Ideengeberin."

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SZ vom 31.01.2020
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