Kommunalwahl in Kranzberg:Hoffen auf ein besseres Klima

Eigentlich haben die Kranzberger Gemeinderäte in den vergangenen Jahren vieles zum Wohle der Bürger auf den Weg gebracht und könnten zufrieden sein. Doch der Ton in dem Gremium ist sehr rau geworden

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die Bilanz der vergangenen sechs Jahre könnte ausgesprochen positiv ausfallen. Die Kranzberger Gemeinderäte haben vieles angepackt und auf den Weg gebracht. Im Gemeindegebiet entstehen nach schwieriger Grundstückssuche zwei kleine Baugebiete für Einheimische. Im Frühsommer ist Baubeginn für das Mehrgenerationenhaus an der Unteren Dorfstraße. Die Schule wird einen Anbau für die Mittagsbetreuung erhalten. Das Naherholungsgebiet Kranzberger See ist noch schöner geworden und auch der Kühnhauser Weiher soll Kinder bald zum Baden einladen. Trotz dieser Erfolge fällt das Resümee zwiespältig aus, denn der Ton in dem Gremium ist sehr rau geworden.

Bei den Aufstellungsversammlungen der Gruppierungen zur Kommunalwahl stimmten die Redner überwiegend versöhnliche Töne an. Seitenhiebe auf den politischen Gegner konnten sich einige dennoch nicht verkneifen. Nach der Konstituierung des neuen Gemeinderats wird sich zeigen, ob sich das Klima ändern wird. Die vier Listen bieten eine interessante Mischung aus erfahrenen Ratsmitgliedern und neuen, in der Gemeinde zum Teil sehr bekannten Gesichtern. Lediglich drei der 16 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte stellen sich am 15. März nicht mehr zur Wahl. Anton Westermeier (KGL) zieht sich nach 18 Jahren zurück, Johann Halbinger (CSU) und Wolfgang Badhorn (KGL) nach je einer Amtszeit.

Kommunalwahl in Kranzberg: Zwei Kandidaten für das Bürgermeisteramt und vier Listen für den Gemeinderat: Am 15. März entscheidet sich, wer künftig im Rathaus die Geschicke der Gemeinde Kranzberg lenkt.

Zwei Kandidaten für das Bürgermeisteramt und vier Listen für den Gemeinderat: Am 15. März entscheidet sich, wer künftig im Rathaus die Geschicke der Gemeinde Kranzberg lenkt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Stark ist diesmal die SPD aufgestellt mit zehn Bewerbern für den Gemeinderat - 2014 waren es vier - und einem Bürgermeisterkandidaten: Anton Hierhager, 62, seit einem Jahr Zweiter Bürgermeister, fordert Amtsinhaber Hermann Hammerl, 59, (FWG) heraus. CSU und Kranzberger Gemeindeliste verzichten auf eigene Bewerber. Viele der Themen der einzelnen Gruppierungen ähneln sich. Mehr Bauland für Einheimische steht bei allen weit oben auf der Agenda. Zuletzt seien vor 30 Jahren vergünstigte Grundstücke an Einheimische vergeben worden, kritisiert CSU-Spitzenkandidat Roland Haslbeck, 54. Eine ganze Generation junger Familien sei in andere Gemeinden abgewandert. Die beiden aktuellen Baugebiete reichen nicht aus, auch darin herrscht Einigkeit, die Bewerberliste ist lang. Geeignete Grundstücke zu finden, ist jedoch nicht einfach, wie sich in den Diskussionen um den neuen Flächennutzungsplan gezeigt hat, der gerade in Arbeit ist. Viele der Flächen, die dafür im Gespräch waren, stießen in der Bevölkerung auf heftigen Widerspruch. Die Kranzberger schätzen den dörflichen Charakter ihrer Gemeinde und die Lebensqualität. "Die Leute kennen sich noch gegenseitig", sagt Hammerl, das Vereinsleben sei sehr lebendig.

Kranzberg investiert derzeit viel in die Infrastruktur. Kanäle und Straßen werden saniert, die ersten beiden Abschnitte des Breitbandausbaus sind abgeschlossen. Schule und Rathaus erhalten einen Glasfaseranschluss. "Wenn wir in dem Tempo weitermachen, geht was vorwärts in Kranzberg", sagt Hammerl. Für das künftige Gremium wünscht er sich jedoch weniger "Blockabstimmungen" und meint damit KGL, CSU, SPD auf der einen und FWG auf der anderen Seite, die sich oft angiften. Es sollte wieder mehr "themenbezogen" entschieden werden, sagt Hammerl. Wobei festzuhalten ist, dass viele Entscheidungen, wenn die grundsätzliche Linie gefunden ist, dann doch oft einstimmig oder mit großer Mehrheit fallen. Derzeit verfügt die FWG als größte Fraktion über sechs Sitze, die KGL über fünf, die CSU über vier, die SPD über einen.

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Auch Hierhager bezeichnet die Auseinandersetzungen im Gemeinderat als großes Dilemma. Er wirbt für einen Neuanfang unter seiner Führung und verweist auf seine Erfahrung als Manager, in schwierigen Situationen Kompromisse zu erzielen. Eines seiner Anliegen ist, die Digitalisierung voranzutreiben und Kranzberg zu einer CO₂-neutralen Gemeinde zu machen. Ein heißes Eisen wird den Gemeinderat auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Die Freie Wählergemeinschaft um Hermann Hammerl macht sich für den Erhalt des Schulstandorts an der Hohenbachern Straße stark. Hammerl spricht sich für den Ersatz der maroden Turnhalle durch eine größere Zweifach-Sporthalle und einen eigenen Trakt für die Mittagsbetreuung aus.

Rudolf Wildgruber, 30, Spitzenkandidat der KGL, will die Gemeinderatsarbeit auch in diesem Punkt ganz offen angehen, sollte er gewählt werden. Wichtig sei ihm vor allem, dass die Schule in Kranzberg erhalten bleibe. Das Streitthema würde der Maschinenbautechniker gern "etwas entschärfen". Roland Haslbeck hält eine Mehrzweckhalle in Kranzberg für notwendig, dazu brauche es eine Standortanalyse. Hierhager setzt noch einen Schritt früher an und hält eine "vernünftige Bedarfsanalyse" für notwendig.

Die Listen

Freie Wählergemeinschaft (FWG):

1. Hermann Hammerl, 2. Sonja Kieslinger, 3. Monika Mühl, 4. Georg Neumair, 5. Silvia Tüllmann, 6. Georg Hammerl, 7. Ursula Enghofer, 8. Stefan Huber, 9. Benedikt Thoma, 10. Andreas Abstreiter, 11. Siegfried Pracht, 12. Karlheinz Kohlstetter, 13. Adelheid Schwarz, 14. Martin Hohenester, 15. Markus Altmann, 16. Hildegard Erlbeck.

Kranzberger Gemeindeliste (KGL):

1. Rudolf Wildgruber, 2. Elfriede Kerschl, 3. Sebastian Ströhl, 4. Silke Fox, 5. Markus Wildgruber, 6. Isabell Schneweis-Fleischmann, 7. Konrad Neumair, 8. Michael Heintschel, 9. Andreas Zelzer, 10. Martin Oberprieler, 11. Thomas Hamacher, 12. Christoph Berger, 13. Simon Altmann, 14. Verena Siehr, 15. Anton Seidenberger, 16. Florian Vierthaler.

CSU:

1. Roland Haslbeck, 2. Petra Horneber, 3. Andreas Adldinger, 4. Franz Braun, 5. Madeleine Riedl, 6. Johanna Haslbeck, 7. Stephan Schikowski, 8. Michael Siebler, 9. Bianca Stark, 10. Frank Otto, 11. Axel Klinge, 12. Wolfgang Heller, 13. Sven Duppelfeld, 14. Kathrin Lillie-Jaschniski, 15. Maximilian Rottenfußer, 16. Benjamin Kasper.

Offene SPD-Liste:

1./2. Anton Hierhager, 3./4. Verena Nerl, 5./6. Salah Arafat, 7./8. Claudia Brunner, 9./10. Hannes Hahne, 11./12. Sandra Silingas, 13. Jakob Lippig, 14. Kai Klicker-Brunner, 15. Heiko Busch, 16. Christoph Nerl.

sz

Während die Kranzberger Gemeindeliste noch keine Wahlempfehlung für einen der beiden Bürgermeisterkandidaten abgeben will, formuliert Haslbeck vorsichtig, aber eindeutig, wen die CSU favorisiere. Es gebe zwei geeignete Bewerber, sagt er, mit dem Sozialdemokraten Hierhager aber wäre es seiner Einschätzung nach leichter, die Ideen der CSU umzusetzen.

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