Kommunalwahl in Kranzberg:Aufbruch in neue Zeiten

Robert Scholz tritt als Kranzberger Bürgermeister nicht mehr an. Lange hat er sich für diese Entscheidung Zeit gelassen. Hermann Hammerl von den Freien Wählern und Johann Halbinger von der CSU bewerben sich jetzt um seine Nachfolge. Der Ausgang der Wahl ist noch völlig offen.

Von Petra Schnirch

Robert Scholz hat sich lange Zeit gelassen. So lange, dass zumindest die Kranzberger Gemeindeliste keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten nominiert hat - in der Kürze der Zeit fand sich trotz vieler Gespräche kein Bewerber. Erst am 19. November, bei der Bürgerversammlung, hatte der Kranzberger Bürgermeister bekannt gegeben, dass er keine dritte Amtszeit mehr anhängen werde. An diesem Abend begann das große Kandidatenraten, wer Robert Scholz (FWG) wohl nachfolgen wird - und die Wahl der Bewerber hat anschließend manchen überrascht.

Zuerst kam die Freie Wählergemeinschaft aus der Deckung. Sie schickt Hermann Hammerl ins Rennen. Der 53-jährige Datenverarbeitungskaufmann und Nebenerwerbslandwirt aus Thurnsberg ist der Wunschkandidat von Bürgermeister Scholz. Dennoch hatte ihn nicht jeder auf der Rechnung. Hammerl, seit sechs Jahren im Gemeinderat, ist eher ein Mann der leisen Töne. Als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Hohenbercha aber - das Amt hat er seit 25 Jahren inne - bewies er beim Bau des neuen Feuerwehrhauses Durchsetzungskraft.

Noch überraschender war die Wahl der CSU. Johann Halbinger wohnt im Ortsteil Sickenhausen, in der Kranzberger Kommunalpolitik ist er bisher ein unbeschriebenes Blatt. Dennoch kennt er die Arbeitsabläufe in einem Rathaus und in kommunalen Gremien: Zunächst arbeitete Halbinger in der Münchner Stadtverwaltung als Personal- und Organisationsreferent, seit dreieinhalb Jahren ist der 46-jährige Kämmerer in der Gemeinde Neufahrn und gleichzeitig auch geschäftsführender Vorstand des Kommunalunternehmens Freizeitpark.

Die Bürgermeisterwahl in Kranzberg gilt als völlig offen, es derzeit kaum jemand, Prognosen abzugeben. Entscheidend wird sein, welchem der beiden Bewerber die Wähler am ehesten zutrauen, die Gemeinde zu führen - denn die Programme der drei bisher im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen unterscheiden sich in den wesentlichen Punkten kaum.

Familienpolitik, eine maßvolle Ausweisung von Gewerbeflächen und den Ausbau der Breitbandversorgung nennen sowohl Halbinger als auch Hammerl als Ziele, Bauland für Einheimische wollen ebenfalls beide schaffen. Zu den zentralen Anliegen gehört für Halbinger zudem der Ausbau regenerativer Energien, etwa durch ein Nahwärmenetz in Baugebieten. Beim Hochwasserschutz strebt er eine interkommunale Zusammenarbeit an. Außerdem sollte die Gemeinde darauf drängen, dass der Kranzberger See saniert wird. Hammerl verweist darauf, dass es bei der Nachmittagsbetreuung der Kinder bald Engpässe geben, damit müsse sich der Gemeinderat demnächst befassen. Um den Breitensport zu fördern, bringt Hammerl den Neubau der Turnhalle ins Spiel - die bestehende sei zu klein und energetisch nicht zeitgemäß.

Wichtig ist beiden Kandidaten der Widerstand gegen eine dritte Startbahn, der örtlichen Bürgerinitiative standen sie vor kurzem Rede und Antwort. Auch bei der Kranzberger Gemeindeliste steht dieser Punkt ganz oben, ebenso der Protest gegen den Tetrafunk, den digitalen Behördenfunk, gegen den sich in Kranzberg eine Bürgerinitiative zur Wehr setzt. Auch für eine transparente, serviceorientierte Gemeindeverwaltung setzt sich die Wählergruppe um Listenführer Martin Oberprieler ein. Ihr Minimalziel: Sie will die bisherigen vier Sitze im Gemeinderat halten,

Als Stachel im Pelz der etablierten Parteien und Wählergruppen könnte sich die kleine Mannschaft der SPD entpuppen. Die Sozialdemokraten treten erstmals in Kranzberg mit einer Vier-Personen-Liste an. Sie schlagen im Vorfeld harsche Töne an, wettern gegen das Bronzezeit-Museum, ziehen neue Mietwohnungen einem Einheimischen-Baulandmodell vor. Alleinerziehende sollten bei den Kindergartengebühren entlastet werden, fordern sie, auch die Kanalgebühren sollten sinken. Fürs Erste hofft Kai Klicker-Brunner, dass die Liste einen Sitz im Gemeinderat erobert.

Kranzberg bekommt nicht nur einen neuen Bürgermeister. Auch einige bekannte Gesichter des aktuellen 16-köpfigen Gemeinderats verabschieden sich. Vor allem die CSU muss auf mehrere etablierte Ratsmitglieder verzichten, die stets viele Stimmen gebracht haben, darunter der stellvertretende Bürgermeister Alfons Berger, Roswitha Schnitzler und Josef Jositz.

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