Kommunalwahl in Attenkirchen:Genug von den ständigen Reibereien

Bisher stehen sich im Gemeinderat zwei Fraktionen unversöhnlich gegenüber. Das soll sich ändern. Bei der Kommunalwahl treten zwei neue Gruppierungen an, sie wollen festgefahrene Strukturen aufbrechen

Von Katharina Aurich, Attenkirchen

Die politische Landschaft in Attenkirchen wird sich nach der Kommunalwahl einschneidend verändern. Mit seiner Gruppierung, der Bürgernahen Gruppe, hat Bürgermeister Martin Bormann bisher mit acht Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat. Kürzlich hat jedoch Birgit Salzbrunn die Fraktion verlassen, sie gehört zu den Gründern der neuen Wählergruppierung "Wir" um den Bürgermeisterkandidaten Mathias Kern. Außerdem gibt es eine weitere neue politische Kraft, die "Grüne offene Liste" (GOL), die Walter Schlott als Bürgermeisterkandidaten nominiert hat.

Auch der amtierende Rathauschef Bormann bewirbt sich wieder um dieses Amt. Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), die derzeit sechs Gemeinderäte stellt, wird im März dagegen keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken. Es seien jetzt schon drei, das sei genug, sagt Sepp Fischer, der Bormann bei der Kommunalwahl 2014 knapp unterlegen war. Die UWG wird im Januar 2020 ihre Kandidatenliste für den Gemeinderat präsentieren. "Natürlich wollen wir wieder stark vertreten sein", sagt Fischer. Eine Empfehlung für einen der drei Bürgermeisterkandidaten will die UWG nicht abgeben. Auch die Bürgernahe Gruppe wird Bormann offiziell erst im Januar nominieren und die Gemeinderatsliste vorstellen.

Kommunalwahl in Attenkirchen: Die Finanzen in Attenkirchen sind knapp, das wird eine der Herausforderungen für den neuen Gemeinderat.

Die Finanzen in Attenkirchen sind knapp, das wird eine der Herausforderungen für den neuen Gemeinderat.

(Foto: Privat)

Bormann hatte vor knapp sechs Jahren von seiner Vorgängerin Brigitte Niedermeier, die 24 Jahre lang Bürgermeisterin war, ohne vorherige Erfahrung als Gemeinderat kein leichtes Erbe übernommen. Die Fraktionen stehen sich seit Jahrzehnten unversöhnlich gegenüber, was sich auch auf die Stimmung in der Gemeinde auswirkt. Kein Wunder, dass die beiden neuen Gruppierungen als eines ihrer wichtigsten Ziele ein Ende der Anfeindungen nennen: Sie möchten die festgefahrenen Strukturen mit Kooperationen aufbrechen, Gräben zuschütten und zum Wohle der Gemeinde an einem Strang ziehen.

Doch nicht nur die Stimmung im Attenkirchener Gemeinderat ist schwierig, Bormann schlug sich auch mit einer defizitären Nahwärmeversorgung sowie einer explodierenden Kostenschätzung für ein neues Feuerwehrhaus herum, beides Projekte, die er von seiner Vorgängerin übernommen hatte. Inzwischen hat der Rathauschef mit dem Gemeinderat entschieden, die Nahwärmeversorgung abzustellen, die Betroffenen zu entschädigen. Für das Feuerwehrhaus wurde ein neuer Standort gefunden, der einfacher und kostengünstiger zu bebauen ist.

Zwei Listen stehen bereits

Grüne offene Liste (GOL):

1. Walter Schlott, 2. Silke Friese, 3. Thilo Mittag, 4. Frédérique Saberschinsky, 5. Torsten Zink, 6. Helga Rothmüller, 7. Michael Ebner, 9. Frank Vanselow, 10. Cornelia Leutgeb, 11. Hans Joachim Joekel, 12. Elke Ritthaler, 13. Dominik Bausenwein, 14. Monika Hütten, Nachrücker: Petra Schiferli, Leonhard Huber.

Wir:

1. Mathias Kern, 2. Veronika Wiesheu, 3.Florian Riedl, 4. Birgit Salzbrunn, 5. Maximilian Lobmeier, 6. Lisa Maier, 7. Christoph Niedermeier, 8. Laura Albrecht, 9. Martin Deml, 10. Marion Hackl, 11. Christian Schreck, 12. Mona Schäffler, 13. Georg Brandl, 14. Petra Hobmeier, 15. Manfred Benker, 16. Julia Reitberger, 17. Stefan Festner, 18. Kathrin Rieger, 19. Michael Eichinger, 20. Stephanie Frank, 21. Andreas Enzensberger, 22. Petra Hanrieder-Böld, 23. Oliver Schmied, 24. Michaela Hartshauser, 25. Stefan Heyl, 26. Veronika Schäftlmeier, 27. Carsten Sperl, 28. Barbara Kraml. Ersatzkandidaten sind Martin Thalmair, Ingrid Goldbrunner, Jürgen Hagl und Katja Hammerbacher.

Die Bürgernahe Gruppe und die Unabhängige Wählergemeinschaft nominieren ihre Kandidaten noch im Laufe des Januars. Die Bürgernahe Gruppe tut dies am Donnerstag, 9. Januar. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Bürgersaal. ka

Die finanzielle Lage der Gemeinde lässt aber im neuen Jahr wenig Spielraum, die Rücklagen betragen rund eine halbe Million Euro, die Schulden 800 000 Euro. Sowohl Walter Schlott als auch Mathias Kern bezeichnen die knappen finanziellen Mittel als Herausforderung für die kommenden Jahre. Derzeit überstiegen die laufenden Ausgaben die Einnahmen, daher sei eine gründliche Analyse der Finanzsituation und der anstehenden Aufgaben notwendig, um Prioritäten zu setzen. Man könne zudem nicht davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts samt der positiven Steuereinnahmen so weiter gehe, sagt Kern. In Zukunft sei Sparen angesagt, um einen ausgeglichenen Haushaltsplan vorzulegen, betont Schlott.

Übereinstimmend nennen die drei Bürgermeisterkandidaten die Schaffung von neuem Bauland als eines ihrer wichtigsten Ziele. Am Anfang der Planung stehen der erste Abschnitt des Baugebiets "Weihersdorfer Feld" sowie das "Obere Straßfeld". Vor allem auch in den Ortsteilen sollen Möglichkeiten für Einheimische geschaffen werden zu bauen. Außerdem nennen die Kandidaten die Verbesserung der Kinderbetreuung als ein Ziel und natürlich steht der Bau des Feuerwehrhauses für alle drei ganz oben auf ihrer Agenda. Alle drei Kandidaten sind sich außerdem einig, dass sie das Ehrenamt stärken wollen. Für Bormann ist außerdem die Umrüstung der Straßenlampen auf insektenfreundliche LED-Beleuchtung, die Errichtung einer E-Bike-Ladestation sowie die Sanierung von Straßen und Gehwegen wichtig. Auch die Mitglieder der "Grünen offenen Liste" und der Gruppierung "Wir" wollen die Gemeinde umweltfreundlicher gestalten und umweltfreundliche Mobilität fördern. Die GOL schlägt darüber hinaus vor, dass die Kommune die Energieversorgung ihrer Bürger selbst übernehmen solle.

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