Kommunalpolitisches Forum sucht nach Lösungen:Kein Platz mehr zum Leben

Kommunalpolitisches Forum sucht nach Lösungen: Als die Fischergasse unterhalb des Dombergs entstand, ahnten die Freisinger nicht, wie knapp Wohnraum in ihrer Stadt Jahrhunderte später werden würde.

Als die Fischergasse unterhalb des Dombergs entstand, ahnten die Freisinger nicht, wie knapp Wohnraum in ihrer Stadt Jahrhunderte später werden würde.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eingezwängt zwischen Flughafen, Landschaftsschutzgebiet, Überschwemmungsbereich und Bannwald hat Freising kaum mehr Möglichkeiten, Wohnungen zu bauen. Kommt die dritte Startbahn, wird alles noch schlimmer.

Von Peter Becker, Freising

Als sich im Mittelalter die Stadt Freising unterhalb des Dombergs ausbreitete, haben deren Bewohner bestimmt nicht geahnt, dass dort Wohnungen einmal ein knappes Gut werden könnten. In der Gegenwart ist es so, dass in Freising keine Einfamilienhäuser mehr genehmigt werden. Der Mehrgeschossbau mit allen seinen Vor- und Nachteilen soll helfen, den Mangel vor allem an bezahlbarem Wohnraum zu beheben. Wie das in Freising und der Region München geschehen kann, dazu hat sich der Bayerische Städtetag in seinem kommunalpolitischen Forum "Städtebau gegen Wohnungsnot" im Freisinger Rathaus Gedanken gemacht. Und die Kreistagsfraktion der Grünen kehrte von ihrer Klausur mit der Forderung zurück, der Landkreis möge mehr Dienstwohnungen für seine Angestellten schaffen und einen "Runden Tisch Wohnen" einrichten.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher skizzierte während des kommunalpolitischen Forums in einem halbstündigen Referat die Lage der Stadt Freising. Eingezwängt zwischen dem Flughafen im Süden, Landschaftsschutzgebieten und dem Überschwemmungsbereich der Moosach im Westen sowie dem Bannwald im Norden gibt es kaum mehr Möglichkeiten, Wohnungen zu bauen. Die Zeiten des klassischen Einfamilienhauses, dessen Bau auf dem Land noch möglich ist, sind hier längst vorbei. Es gibt die Möglichkeit, den Bannwald im Freisinger Norden zu überspringen und auf dem ehemaligen Militärgelände Bauland auszuweisen. "Doch dann entsteht eine Trabantenstadt ohne Anbindung, warnte Eschenbacher. Potenzielles Bauland gibt es auch im Nordosten der Stadt. "Doch das ist in landwirtschaftlicher Hand, das kriegen wir nicht", sagte Eschenbacher dazu. Werde die dritte Startbahn am Flughafen gebaut, würden sich die Probleme der Stadt durch verstärkten Zuzug weiter verschärfen.

Es besteht die Gefahr, dass irgendwann nur noch Menschen mit viel Geld oder solche mit Anspruch auf eine Sozialwohnung etwas finden

Günstigen Wohnraum zu schaffen, ist eine der großen Herausforderungen für die Stadt. Beim sozialen Wohnungsbau wäre es von Vorteil, wenn so viele Wohnungen wie möglich in den Händen der Stadt blieben, sagte Eschenbacher. Wichtig sei vor allem die Bindungsfrist, sonst stünde sein Nachfolger in 25 Jahren vielleicht wieder vor denselben Problemen wie er. Vor einer weiteren Gefahr warnte der Freisinger Oberbürgermeister. Würden die Bezieher mittlerer Einkommen vernachlässigt, könnten sich irgendwann nur noch Menschen in Freising eine Wohnung leisten, die über sehr viel Geld verfügen. Oder aber Menschen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten.

Die Fraktion der Grünen im Kreistag will indes den Landkreis stärker in die Pflicht nehmen. Deshalb fordert sie in einer Pressemitteilung, dass dieser seinen Anteil an Dienstwohnungen aufstocke. Damit übernehme er Verantwortung für seine Angestellten und trage dazu bei, die angespannte Wohnraumsituation zu entschärfen. "Gleichzeitig wäre er Vorbild für Unternehmen, sich auf dem Wohnungsmarkt zu engagieren", meinen die Grünen mit Blick auf den "Arbeitgeber Flughafen". Die "großen Herausforderungen" will die Fraktion zusammen mit den anderen Parteien an einem "Runden Tisch" lösen. Vorbild ist ein "Arbeitskreis Wohnungsnot und Wohnungswesen" aus dem Landkreis Ebersberg. Der bereitet entsprechende Themen zur Beschlussfassung vor. Landrat Josef Hauner scheine Interesse zu haben, lautet der Eindruck der Grünen.

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