Kommentar:Wirte in der Zwickmühle

Veranstaltungen der AfD stellen Gastronomen vor Probleme

Von Kerstin Vogel

Die Frage ist schwer zu beantworten: Was soll ein Wirt tun, wenn sich die AfD für eine Veranstaltung bei ihm einmietet? Denn abgesehen davon, dass Wirte mit Parteiveranstaltungen offenbar kaum Geld verdienen, ist die "Alternative für Deutschland" grundsätzlich zunächst einmal eine Partei aus dem demokratischen Spektrum. Vertreter ihrer Politik sind auf demokratischem Weg in mittlerweile zehn deutsche Landtage gewählt worden und eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz wird zwar diskutiert, bislang aber ohne Ergebnis. Von einem Wirt nun zu verlangen, hier quasi stellvertretend über das Recht der AfD auf öffentliche Versammlungen zu entscheiden, ist auf den ersten Blick vermessen.

Tatsächlich aber ist es nicht ganz so einfach. Denn bedauerlicherweise bewegen sich im Umfeld der Alternative für Deutschland eben sehr häufig auch die nicht mehr ganz so lupenrein demokratischen Zeitgenossen, darunter NPD-Funktionäre und verurteilte Rechtsterroristen. Und - das macht es richtig schwierig: Zumindest im Fall der Freisinger AfD-Veranstaltung an diesem Mittwoch ist der eingeladene Redner ein Mann, der nachweislich vielfältige Kontakte zur rechten Szene unterhält oder unterhalten hat. Auch hier ist ein Wirt vielleicht nicht wirklich in der Pflicht, etwas zu unternehmen - und keinesfalls rechtfertigt Untätigkeit an dieser Stelle einen wie auch immer gearteten Shitstorm. Aber: Ein Wirt, der sich von diesen Weiterungen deutlich distanziert und von seinem Hausrecht Gebrauch macht, ohne einfach alle Parteien über einen Kamm zu scheren, dieser Wirt würde für die klar überwiegende Mehrheit der Demokraten in der Stadt ein begrüßenswertes Zeichen setzen.

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