Kommentar:Seltsame Taktik

OB-Kandidat Rudi Schwaiger (CSU) lässt sich bei einer Podiumsdiskussion vom Ortsvorsitzenden vertreten - aber warum?

Kerstin Vogel

Was mag die CSU mit Rudi Schwaiger da bloß für eine Taktik verfolgen? Klar kann man sich durch gezieltes Zuspätkommen immer ein bisschen Aufmerksamkeit sichern - aber zwei Stunden? Exakt so lang ließ sich Schwaiger am Donnerstag bei der ersten Podiumsdiskussion der Freisinger OB-Kandidaten vom CSU-Ortsvorsitzenden Erich Irlstorfer vertreten, weil er an diesem Abend bei einem Bürgergespräch in Attaching sein Erscheinen zugesichert hatte. Das klingt zunächst zwar löblich, zumal die CSU in Attaching bekanntlich einen schweren Stand hat und Schwaiger den 15 Besuchern dort auch versicherte, er habe eben nicht kneifen wollen. Die Frage ist nur: hätte man nicht als CSU-Ortsverband ein vom CSU-Ortsverband terminiertes Bürgergespräch - und genau darum handelte es sich - auch verschieben können, als man die Überschneidung mit der Podiumsdiskussion festgestellt hat? Und gemerkt haben muss man das vor fünfeinhalb Wochen - da nämlich hatte die Einkaufsgemeinschaft Freisinger Innenstadt die Einladungen verschickt. Das ist eigentlich genug Zeit, um noch umzudisponieren, zumal gerade das Thema Innenstadt für die CSU hochsensibel ist: Die Stadtratsfraktion der Christsozialen ist vor gut drei Monaten auch deshalb auseinandergebrochen, weil sich Kandidat Schwaiger mit verschiedenen Äußerungen zur Innenstadtkonzeption von der Fraktionslinie entfernt hatte - seltsam, dass er nun die Gelegenheit ausließ, sich hier noch einmal nachhaltig zu positionieren. Noch seltsamer allerdings mutet das Verhalten seines Platzhalters Irlstorfer am Donnerstag an. Kaum hatte Schwaiger ihn auf dem Podium abgelöst, war der Ortsvorsitzende auch schon zur Tür hinaus. Das sieht gar nicht nach Taktik aus, eher so, als habe Irlstorfer bereits aufgegeben.

© SZ vom 26.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: