Kommentar:Kreative Ideen müssen her

Eltern ist es egal, warum ihr Kind keinen Platz im Kindergarten bekommt. Sie brauchen ihn einfach

Von Birgit Goormann-Prugger

Die Situation ist mehr als unbefriedigend. Seit dem 1. August 2013 gibt es in Deutschland für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Das ist nun bald vier Jahre her, und nach wie vor können sich auch die Eltern im Landkreis Freising nicht sicher darauf verlassen, einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu bekommen, wenn sie einen brauchen.

Man kann den Städten und Gemeinden gar nicht einmal den Vorwurf machen, dass sie nicht genügend Einrichtungen bauen. Der Ausbau der Kindertagesstätten findet statt, doch es fehlt das Personal. Erzieher werden dringend gesucht und dennoch schlecht bezahlt. Paradox ist das. Den Eltern ist das aber alles egal. Frauen wollen und müssen heutzutage nach der Geburt ihres Kindes früher in den Beruf zurück. Das traditionelle Alleinverdienermodell funktioniert in der Boomregion mit seinem völlig überhitzten Wohnungsmarkt nicht mehr. Auch das Modell Ehe funktioniert oft nicht mehr lebenslang, die Zahl der Alleinerziehenden steigt also. Wenn in einer solchen Situation ein verlässlicher Betreuungsplatz fehlt, stehen Existenzen auf dem Spiel. Nur-Mütter warnt man überdies gebetsmühlenartig vor der Teilzeitfalle mit drohender Altersarmut.

Aus dieser Misere kommt man nur mit unkonventionellen Ideen und Kreativität heraus. Die Idee der Mitarbeiterwerbung mit bezahlbarem Wohnraum, die Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher im Planungsausschuss formuliert hat, erscheint da zielführend - und zwar langfristig. Es ist nämlich nicht nur die Erzieherin, die sich von ihrem Gehalt in Freising und im weiteren Umkreis nur schwer eine Wohnung leisten kann. Das gilt auch für ebenso dringend benötigten Altenpflegekräfte. Zudem wird der demografische Wandel mit all seinen Folgen für die Gesellschaft weiter voranschreiten.

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