In Freising dauert vieles ein bisschen länger. Landshut hat sie bereits seit 1987, Eching seit 1989, Neufahrn seit 1994, nun soll auch die Domstadt endlich eine Baumschutzverordnung bekommen. Zwei Jahre lang lag ein entsprechender Antrag der Grünen im Rathaus. Die Verwaltung hat das Für und Wider einer solchen Satzung sorgfältig geprüft. Und, ja, während frühere Vorstöße keinen Erfolg zeigten, bekommen die Bäume nun auch in Freising endlich eine Lobby.
Natürlich wird sich so mancher Grundstücksbesitzer ärgern, dass es künftig wieder eine Vorschrift mehr gibt. Der Aufschrei vieler Bürger, wenn irgendwo im Stadtgebiet größere Bäume gefällt oder Flächen gerodet werden, zeigt aber, wie wichtig den Menschen ihre grünen Oasen sind und wie sensibel sie mittlerweile auf grobe Eingriffe reagieren. Dies gilt gerade in einer Zeit der zunehmenden Nachverdichtung, in der großzügig angelegte Gärten immer mehr verschwinden und Mehrfamilienhäusern Platz machen.
Es wird höchste Zeit, dass die Stadt hier mit einer Baumschutzverordnung moderierend eingreift - nicht um Hausbesitzer und Investoren zu gängeln, sondern um das Stadtbild, zu dem auch markante Bäume und Grünflächen gehören, zu bewahren. Sicherlich werden auch mit einem solchen Regelwerk weitere Bäume fallen, zusätzlicher Wohnraum ist ja auch dringend notwendig. Mit einer Satzung und etwas gutem Willen der Bauherren kann aber, das zeigen die Erfahrungen in anderen Kommunen, so mancher Baum gerettet werden.
Die Freisinger sollten in der Verordnung deshalb eine Chance sehen. In Zeiten, in denen der Artenschwund vor allem bei Insekten, aber auch Vögeln mit Sorge beobachtet wird, gilt es, ein grünes Netz in der Stadt, einen Lebensraum für viele Tiere zu erhalten - aber auch Respekt vor Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte alten Lebewesen zu zeigen.