Kommentar:Die Nervosität steigt

Kurz vor der Landtagswahl gehen CSU und Startbahngegner wegen beschmierter Plakate aufeinander los - doch es geht um ein bisschen mehr als den üblichen Ärger

Von Johann Kirchberger

So kurz vor Landtagswahlen ist es eigentlich nicht weiter ungewöhnlich, dass sich die Aufgeregtheiten häufen, dass geholzt wird und sich die Parteien und Kandidaten gegenseitig beschuldigen, falsche Behauptungen aufzustellen, die Wahlplakate des jeweils anderen zu beschädigen sowie einen unfairen oder gar schmutzigen Wahlkampf zu führen. Auch mit Anzeigen gegen Unbekannt hat sich die Polizei in solchen Zeiten seit jeher zu beschäftigen. Wenn dabei nicht gerade Kommissar Zufall hilft, dann kommt freilich ebenso wenig heraus, wie bei der Anzeige gegen einen unbekannten Radldieb. Nach einigen Wochen wird das Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

Heuer freilich scheint es besonders hoch herzugehen. Dabei sind es diesmal gar nicht die Parteien untereinander, die gehen meist recht anständig miteinander um, es sind die CSU und die Startbahngegner, die sich ineinander verbissen haben. Die einen werfen den anderen vor, auf Plakate und Schaufenster "Heimatzerstörer und Volkszertreter" zu malen, die anderen sprechen von Verleumdungen und übler Nachrede. Es geht aber diesmal auch um ein wenig mehr, als den üblichen Ärger um ein bei Nacht und Nebel angemaltes Hitlerbärtchen auf dem Konterfei eines Kandidaten. Es geht um das Direktmandat für den Landtag. Es geht um die politische Karriere von Florian Herrmann und die ihm unterstellten Träume von einem Ministeramt. Christian Magerl von den Grünen nämlich wird zugetraut, dass er diesmal am CSU-Mitbewerber vorbeiziehen könnte. Dass ihm dies dank seines Engagements gegen den Bau der dritten Startbahn gelingt, fürchten die einen und hoffen die anderen.

Magerl selbst und seine Grünen halten sich aus allen Scharmützeln heraus und führen einen relativ ruhigen Wahlkampf. Herrmann dagegen ist einer der Protagonisten der momentanen Schlammschlacht. Ob er mit seinem Kampf gegen die Startbahngegner nur seine Anhänger motivieren oder auch zusätzliche Wählerstimmen gewinnen kann, wird sich zeigen. Spannend ist es allemal. Zum Glück ist am Sonntagabend hoffentlich alles vorbei, so wie sonst am Aschermittwoch.

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