Kommentar:Der Weg ist frei

Die Freisinger bestätigen, dass sie eine offen fließenden Stadtmoosach wollen. Zum Ruhm des CSU-Ortsverbandes trägt der eindeutige Ausgang des Bürgerentscheids nicht gerade bei

Von Kerstin Vogel

Es ist also offenbar doch so, dass der Freisinger Stadtrat seine Entscheidungen nicht völlig an den Bürgern vorbei trifft. Die bis zuletzt nahezu immer einstimmig gefällten Beschlüsse zur Innenstadtkonzeption sind am Sonntag via Bürgerentscheid eindrucksvoll bestätigt worden: Eine Zustimmung von weit über 70 Prozent lässt nun kaum noch Raum für anderweitige Interpretationen, zumal auch die Wahlbeteiligung mit 47,5 Prozent zumindest auf einem angemessenen Niveau lag.

Die Entscheidung ist fraglos gut für Freising, weil jetzt der Weg endgültig frei ist für den ganz großen Wurf. Die Bürger müssen sich nicht wieder mit Halbheiten zufrieden geben, mit einer nur irgendwie ein bisschen umgestalteten Innenstadt. Der schöne und richtige Entwurf aus dem Realisierungswettbewerb kann jetzt zum Wohle aller in allen Details ausgearbeitet werden, so wie es der Stadtrat unter Einbeziehung der Bürger schon seit 2009 vorbereitet hat. Der von der CSU im Wahlkampf lancierte Verdacht, dass die Freisinger ihre schöne neue Innenstadt gar nicht wollen, hat sich nicht bestätigt - im Gegenteil. Und so müssen sich die Christsozialen einmal mehr fragen lassen, ob dieser Bürgerentscheid nicht doch nur ein Wahlkampfmanöver war, ein Versuch, sich ins Gespräch zu bringen, weil man auf die echten Themen und Ideen des eigenen Programms nicht vertrauen mochte. Gebracht hat dem Ortsverband dieses Manöver schon bei der Wahl nichts, die hat man bekanntlich verloren, und ob der Ausgang der Abstimmung jetzt zum Ruhm der Freisinger CSU beitragen wird, darf bezweifelt werden.

Für die Innenstadt und das tatsächliche Gelingen des ganz großen Wurfes wird es nun noch darauf ankommen, dass die Stadt auch die letzten Zweifler mit ins Boot holen kann, dass sie diejenigen Anwohner, die unter den Baumaßnahmen vielleicht wirklich zu leiden haben, nicht alleine lässt und Wege findet, vor allem die Geschäftsinhaber in dieser Zeit bei ihrem Kampf um Kunden zu unterstützen. Eine wichtige Rolle könnte dabei dem neu gegründeten Verein "Aktive City" zukommen - so wie man sich das bei der nahezu immer einstimmig beschlossenen Innenstadtkonzeption einmal gedacht hat.

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