Kommentar:Der Verbraucher muss mitspielen

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Die Landwirte stehen unter massivem Druck, auch weil die Konsumenten ihren Worten nicht immer Taten folgen lassen

Von Petra Schnirch

Die Ampertal-Gemeinden sind auf dem richtigen Weg. Sie wollen Öko-Modellregion werden. Die Projekt-Idee besticht dadurch, dass nicht nur Papier gefüllt werden soll wie bei manch anderem vollmundig klingenden Konzept, sondern konkrete Maßnahmen zur Direktvermarktung angepackt werden. Was noch fehlt, ist das Okay aus dem Landwirtschaftsministerium. Welcher Landstrich aber sollte geeigneter sein für eine solche Initiative als der boomende Landkreis Freising, in dem viele die Sorge umtreibt, dass der ländliche Charakter auch dort, wo er noch vorhanden ist, verloren geht?

Durch die Genossenschaft Tagwerk mit ihren Läden, der Biometzgerei in Oberhummel und das Label "Freisinger Land" gibt es bereits Initiativen, die Wertschöpfung in der Region zu belassen und die Transportwege kurz zu halten. Auch Supermärkte bieten zum Teil Lebensmittel aus dem Freisinger Umland an. In dieser Richtung muss mehr unternommen werden, will man die kleinteilige Struktur der Landwirtschaft bewahren - was ja nach eigenem Bekunden fast jeder will.

Ebenso wie beim Bienen-Volksbegehren sind die Verbraucher gefragt, beim Einkauf auf Qualität und Herkunft der Lebensmittel zu achten. Dass dies noch nicht so ganz funktioniert, zeigt ein Beispiel aus dem Landkreis. Der Allershausener Bio-Bauer Ralf Huber berichtete bei der Vorstellung der Modellregion-Pläne von einem Kollegen, der seinen Betrieb umgestellt hat, aber keine Molkerei findet, die seine Bio-Milch zu den dafür angemessenen höheren Preisen abnimmt. Das zeigt, dass Landwirte unter massivem Druck stehen - und dass die Konsumenten Worten nicht immer Taten folgen lassen. In einer Öko-Modellregion mit steigendem Direktvermarktungsanteil in Gastronomie und Kantinen könnte sich das bis zu einem gewissen Grad ändern. Auch bei Verbrauchern und in Schulen soll für dieses Prinzip geworben werden. Jetzt müssen die Ampertal-Gemeinden hoffen, dass auch die Jury mitspielt.

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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