Kochkurse für Männer:Die "Chefin" feiert Jubiläum

Kochkurse für Männer: Von den Kochschülern wird Erika Hinterberger (am Ende des Tisches) nur "Chefin" genannt, und selbst bezeichnen sie sich als "Hinterbergers Männer".

Von den Kochschülern wird Erika Hinterberger (am Ende des Tisches) nur "Chefin" genannt, und selbst bezeichnen sie sich als "Hinterbergers Männer".

(Foto: Marco Einfeldt)

Erika Hinterberger ist seit 40 Jahren Dozentin bei der Volkshochschule in Neufahrn. Seit der Gründung des Kochkurses für Männer leitet sie diesen auch. Deshalb weiß sie inzwischen: gut gewürzt ist denen wichtig und dass fast immer Fleisch bei den Menüs dabei ist

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Am Anfang war es nur eine Stammtischlaune. Ein Mann erzählte seinen Freunden, dass seine türkische Frau ihm daheim gerne Gerichte aus ihrer Heimat vorsetze, und dass er schon mal von einem "richtigen Schweinsbraten" träume. So kam der Gruppe die Idee, das Kochen doch einfach selbst zu lernen, und die Volkshochschule half bei der Umsetzung. Am ersten Kursabend 1988 gab es Erbsensuppe, mit Käse überbackene Schweinefilets und Blätterteig-Apfeltaschen.

Später wurden die Gerichte immer anspruchsvoller, und jedes Mal wurde etwas wirklich Neues ausprobiert. Der heute 82-jährige Dieter Ohms, der fast vom ersten Abend an dabei war, hat deshalb mittlerweile einen "richtig dicken Ordner" mit Rezepten aus dem Kurs. Die Sammlungen von Gerhard Metzger, Roland Kiene und Robert Dischner dürften aber ebenfalls recht umfangreich sein: Die drei sind auch schon seit den frühen 1990er Jahren dabei.

Erst vor kurzem sind wieder zahlreiche neue Rezepte dazugekommen: für Bresola-Täschchen und italienischen Brotsalat, für Datteln im Speckmantel und Miniquiche, für Eiercocktail-Salat und Ziegenkäsetörtchen, für "falschen Hasen" und Eierlikörmousse. Solche Leckereien gab es bei dem Buffet, das zwölf Männer zu Ehren ihrer "Chefin" zubereitet haben: Erika Hinterberger leitet den Kochkurs seit der Gründung, davor hat sie aber auch schon Unterricht in der Volkshochschule gegeben, und so konnte sie jetzt ihr 40. Jubiläum als Vhs-Dozentin feiern.

Als ihre drei Kinder noch klein waren und sie nicht mehr tagsüber als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin arbeiten konnte, hatte sie sich etwas Neues gesucht. Zunächst sprang sie nur für eine erkrankte Kollegin ein. Sie gab einen Schneider-Kurs und Anleitungen für Weihnachtsgebäck und zeigte, wie man Gewürzsträuße bindet. Wenig später stieg sie dann intensiver ein. Unter dem Motto "Iss das Richtige" bot sie einen Kochkurs an, und seitdem hat die Volkshochschule sie nicht mehr losgelassen. Das mit dem Männerkochkurs konnte sie sich anfangs aber "gar nicht so richtig vorstellen", wie sie später einmal gestand. Doch dann wurde aus dem Experiment eine Institution - und bis heute sind die Männerkochkurse immer schnell ausgebucht.

Von den Kochschülern wird Erika Hinterberger einfach nur "Chefin" genannt, und selbst bezeichnen sie sich als "Hinterbergers Männer". So steht es auch auf den weinroten Schürzen, die sie sich vor einiger Zeit anfertigen ließen und jetzt regelmäßig tragen. Kochende Männer passen in den Kursen besonders gut auf, lassen sich gerne was sagen, und sie wollen selbst richtig hinlangen und nicht nur zuschauen, hat Hinterberger über die Jahre festgestellt: Besonders wichtig sei ihnen außerdem, dass alles gut gewürzt sei - und am besten soll immer auch Fleisch dabei sein. Außerdem legen sie Wert auf die Deko und überhaupt "das Optische", und "sie räumen immer alles schön auf."

Bei aller spürbaren Harmonie lässt sich ein gewisses Konkurrenzdenken aber nicht völlig leugnen: "Manchmal bereiten zwei Gruppen von uns das gleiche Gericht zu, und dann vergleichen wir", erzählt ein Kurs-Teilnehmer. Gänzlich missglückt ist bisher fast nichts. Nur ein Obstsalat, der eigentlich gesüßt werden sollte, wurde versehentlich völlig versalzen - und der Fehler war ausgerechnet der "Chefin" selbst passiert. Unvergessen ist auch der Abend, an dem die Calvadossahne für das Dessert "arg gut abgeschmeckt wurde", wie einer der beteiligten Köche einräumt: "Die Flasche war danach leer." Dafür, dass in den Rezepten nichts Falsches steht, sorgt Hinterberger: Sie probiert alles zu Hause erst einmal selbst aus und achtet darauf, dass in der Vhs-Küche auch "saisonal und regional" gekocht wird. Beim Einkaufen helfen die Männer mit. "Wenn es euch nicht gäbe, wäre ich sicher nicht mehr Dozentin", lobte die Kochlehrerin ihre Schüler bei der Jubiläumsfeier. Beate Frommhold-Buhl vom Vhs-Vorstand meinte, nun könne Hinterberger doch das 50. Jubiläum anstreben. Die Dozentin will es offenbar nicht ausschließen: "Schau ma mal."

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