Besser Leben im Alter:Eine eigene Station für Hochbetagte

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Die neue Abteilung für Akutgeriatrie wird die Ärztin Esra Pichler (links) leiten, für die Pflege ist Franziska Köhl verantwortlich. (Foto: Klinikum Freising)

Im Klinikum Freising wird eine Akutgeriatrie aufgebaut. Ziel ist es, den Menschen ihre Selbstbestimmtheit zu erhalten und eine andauernde Pflegebedürftigkeit oder sogar Heimeinweisung zu verhindern.

Von Gudrun Regelein, Freising

Geriatrie ist Altersmedizin. Sie versorgt Menschen, die meist älter als 65 Jahre sind und unter alterstypischen Erkrankungen leiden. Dies wird immer wichtiger, denn die Zahl der Alten und Hochbetagten in Deutschland steigt. Laut dem Statistischen Bundesamt nahm die Zahl der über 65-Jährigen zwischen 1990 und 2018 um 50 Prozent von 11,9 auf 17,9 Millionen zu. In den kommenden 20 Jahren wird diese Zahl um weitere fünf bis sechs Millionen wachsen. Auch im Landkreis Freising leben immer mehr alte und hochbetagte Menschen: Von den 181 144 Bürgerinnen und Bürgern sind 15 069 älter als 65 Jahre, 14 665 sogar älter als 75 Jahre (Stand Ende 2021).

Auch den Kliniken sei bewusst, dass der Bedarf steigt, sagt Esra Pichler, Ärztin am Klinikum Freising. In einigen großen Krankenhäusern, wie dem Klinikum der Universität München, gebe es bereits eine geriatrische Abteilung - in vielen kleineren aber fehle diese noch. Am Klinikum Freising wird sich das bald ändern: Dort wird derzeit eine stationäre akutgeriatrische Station im sechsten Stockwerk aufgebaut, um diese besonders bedürftigen Menschen hausintern versorgen zu können. "Mit der eigenen Station für Akutgeriatrie leistet unser Klinikum einen wichtigen Beitrag, um dem demografischen Wandel zu begegnen", sagt Landrat Helmut Petz. Losgehen soll es im ersten Quartal 2023, mit zunächst 20 Betten und verschiedenen Therapieräumen. Die Leitung der neuen Abteilung wird Esra Pichler, Internistin, Geriaterin und Infektiologin, übernehmen, die pflegerische Leitung Franziska Köhl.

Selbständigkeit soll erhalten werden

Es gebe bestimmte Kriterien für den klassischen geriatrischen Patienten, berichtet Pichler. Beispielsweise ein Alter über 70 Jahre, eine eingeschränkte Mobilität, Schmerzen, eine Mangelernährung und oftmals eine schlechte Versorgung zu Hause. Falls so ein Patient wegen eines akuten internistischen Problems - einer Lungenentzündung beispielsweise - im Klinikum behandelt wird, dann wird er künftig in der geriatrischen Station aufgenommen werden. Großes Ziel der Akutgeriatrie sei, den älteren Menschen eine weitgehende Selbständigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Und damit eine andauernde Pflegebedürftigkeit und Heimeinweisung zu verhindern. Da diese Patienten häufig einen hohen Grad an Gebrechlichkeit und Multimorbidität - also das gleichzeitige Bestehen mehrerer Krankheiten - haben, sei für ihre Versorgung ein ganzheitlicher Ansatz notwendig.

"Nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern ein multiprofessionelles Team steht dafür zur Verfügung", berichtet Pichler. Derzeit würden noch besonders geschulte Pflegekräfte gesucht. Im Team selbst sind zudem Physio- und Ergotherapeuten, ein Logopäde und ein Psychologe tätig. Auch der Sozialdienst wirke mit, "der Patient wird rundum behandelt". Zu Beginn steht ein Assessment: Mobilität, Kognition und Emotion werden getestet. Vom ersten Tag an wird der Patient dann mobilisiert. Der Standardaufenthalt beträgt 14 Tage, nach dieser Zeit soll ein Patient, eine Patientin im besten Fall wieder nach Hause entlassen - und dort eventuell von einem Pflegedienst unterstützt werden. Falls notwendig, gebe es im Anschluss an den Klinikaufenthalt aber noch das Angebot einer geriatrischen Reha.

Esra Pichler hat bereits Erfahrungen in der Geriatrie gesammelt, sie war an der LMU schon einige Jahre in der dortigen geriatrischen Abteilung und zuletzt als Oberärztin in der Geriatrie am Klinikum Neuwittelsbach tätig. "Für mich ist das ein sehr spannendes Fach, das ein breites Wissen erfordert", sagt sie. Es sei sehr schön mitzuerleben, wie ein Patient nach der Behandlung wieder auf eigenen Beinen das Krankenhaus verlassen könne. "Das ist ein absolut schönes Arbeitsfeld."

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