Klimaschutz:"Geschenk des Himmels"

Klimaschutz: Photovoltaikanlagen sollen in Zukunft auch in Landschaftsschutzgebieten errichtet werden dürfen.

Photovoltaikanlagen sollen in Zukunft auch in Landschaftsschutzgebieten errichtet werden dürfen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Weihenstephaner Studierende helfen dem Landkreis, Photovoltaikanlagen und Landschaftsschutz in Einklang zu bringen

Von Peter Becker, Freising

Eine Gruppe von 25 Studierenden der Hochschule Weihenstephan- Triesdorf (HSWT) wird bis Juli eine Potenzialanalyse für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Landkreis Freising erstellen. Das Besondere daran: Die Module sollen auch in Landschaftsschutzgebieten stehen dürfen. Markus Reinke, Professor an der HSWT für Landschaftsökologie und Umweltsicherung, leitet das Studienprojekt, das nach seinen Worten ein Beitrag zur Energiewende sein soll. Landrat Helmut Petz (FW) bezeichnete in der Bürgermeisterdienstbesprechung am Donnerstag das Zusammenwirken von HSWT und Landkreis als "Geschenk des Himmels".

Hausdächer und Flächen, die bislang als Standorte für Photovoltaikanlagen im Landkreis in Betracht kommen, reichen bei Weitem nicht aus, um das Ziel der Energiewende bis zum Jahr 2035 zu erreichen. "Wir müssen ausweiten", sagte Reinke. "Egal, wie wir dazu stehen." Bislang waren Landschaftsschutzgebiete als potenzielle Standorte mehr oder weniger tabu. Eine Ausnahme bildet die Neufahrner Kurve. Das Landratsamt genehmigte seinerzeit die Herausnahme einer Fläche zwischen Autobahn und Bahngleis für eine Photovoltaikanlage. Laut Reinke müsse man nun in neue Gebiete gehen, eben auch in Landschaftsschutzgebiete. Eine Orientierungshilfe, wo dies möglich sein könnte, ohne dort größere Schäden zu hinterlassen, soll die digital gestützte Karte bieten, welche die Studenten entwickeln werden. Darin sollen zum Beispiel Informationen zu möglichen Auswirkungen auf die Umwelt hinterlegt sein.

Die Studenten sollen die in Frage kommenden Flächen in vier Kategorien einteilen. Da gibt es von Grünland geprägte Landschaften, für die der Bau einer Photovoltaikanlage sogar "ein Benefit" sein könnte. Etwa bei erosionsgefährdeten Flächen oder in Sachen Naturschutz. Dann gibt es Gebiete, auf denen es prinzipiell keine Konflikte mit dem Naturschutz gibt. Unter die dritte Kategorie fallen Areale, auf denen keine zwingenden Probleme vorhanden sind. Dort könnten Module etwa entlang von Wanderwegen aufgestellt werden. "Das ist nicht unbedingt ideal", gibt Reinke zu. Da sei eine Abwägung notwendig. Und zu guter Letzt gibt es Flächen für die eine Genehmigung für Photovoltaikanlagen so gut wie ausgeschlossen ist.

Reinke sagte, dass so eine Karte eine gute Information für potenzielle Investoren sei. Sie gebe Auskunft darüber, wie eine Anlage auf Grünland oder am Waldrand aussehen könnte sowie über eine geeignete Umzäunung oder die Bepflanzung mit Büschen. Reinke schränkte ein, dass die Kartierung nicht perfekt sei, "aber eine professionelle Nachbearbeitung ist möglich". Er verwies darauf, dass Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) die Flächen, die für Photovoltaikanlagen in Frage kommen, massiv ausweiten wolle.

Im Hinblick auf vorliegende Anfragen sieht Landrat Petz Eile geboten. Er verwies auf einen Aufstellungsbeschluss der Stadt Freising. Der sieht den Bau einer Photovoltaikanlage im Landschaftsschutzgebiet "Freisinger Moos" unweit der Bahngleise vor. Petz nannte drei Möglichkeiten für Module in Landschaftsschutzgebieten: Entweder werde wie bei der Neufahrner Kurve eine Fläche herausgenommen. Oder wie bei der Moosburger Montessori-Schule ein Stück entnommen und an anderer Stelle wieder hinzugefügt. Eine dritte Variante wäre eine Modifizierung, wenn das die Umstände hergeben. Dies sei besser als eine Fläche aus einem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen.

Echings Bürgermeister Sebastian Thaler (SPD) meinte, durch eine entsprechende Kartierung behielten die Gemeinden gegenüber Investoren das Zepter in der Hand. Er wünschte sich zusätzlich ein ähnliches Vorgehen beim Bau von Windkraftanlagen.

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