Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl im Landkreis Freising:"Die Basis" liegt vor der ÖDP

Bundesweit haben die Kleinstparteien zugelegt, im Landkreis gehört mit 2,7 Prozent der Zweitstimmen nun auch die Linke dazu. Die Partei "Die Basis", die aus dem Corona-Maßnahmen-Protest kommt, erreicht im Landkreis 1,7 Prozent. Satirepartei scheitert an "Ein-Prozent-Hürde".

Von Alexander Kappen, Freising

Die Satire-Seite "Der Postillon" witzelte am Montag, die Sonstigen hätten bundesweit mit 8,7 Prozent locker die fünf Prozent-Hürde genommen und seien nun mit 63 Sitzen im Bundestag vertreten. Im Landkreis Freising können die Sonstigen zumindest für sich reklamieren, die Linke hinter sich gelassen zu haben. Für Letztere wiederum ist es die traurige Wahrheit, dass nun auch sie zu all den Klein- und Kleinstparteien zählt, die sich in Wahrheit hinter der Bezeichnung "Sonstige" verbergen.

Linke-Direktkandidat Nicolas-Pano Graßy brachte es bei der Bundestagswahl am Sonntag im Landkreis gerade einmal auf 2,4 Prozent. Bei den Erststimmen bedeutete das für seine Partei im Vergleich zur Wahl 2017 einen Rückgang um 3,4 Prozent. Nicht viel besser sah es bei den Zweitstimmen aus. Hier holte die Linke 3,1 Prozent weniger Stimmen als vor vier Jahren und landete bei 2,7 Prozent. Im gesamten Wahlkreis 2014, der neben dem Landkreis Freising auch den Landkreis Pfaffenhofen sowie Teile des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen umfasst, sieht es ähnlich aus. Hier holte Graßy am Sonntag nur 2,0 Prozent (minus 3,0), bei den Zweitstimmen lag die Linke bei 2,3 Prozent (minus 2,8). Damit lag die Partei im Wahlkreis ganz im Bundestrend, der ebenfalls hohe Verluste ausweist.

Enttäuschung bei der Linken

Das Eine hänge mit dem Anderen zusammen, meinte Graßy am Montag. "Vor Ort kann man natürlich nur schwer gegen den Trend im Bund oder in Bayern, wo wir auch Verluste hatten, ankommen." Sein Ergebnis und das seiner Partei im Wahlkreis sei "natürlich enttäuschend, da müssen wir nicht rumeiern". Mit seinem Wahlkampf sei er jedoch "sehr zufrieden - mit dem personellen Hintergrund, den wir vor Ort haben, haben wir das Beste rausgeholt". Dennoch werde man auf lokaler Ebene genauso wie im Bund die Lage noch einmal analysieren, um herauszufinden, "was wir beim nächsten Mal vielleicht noch besser machen können".

Verluste, wenn auch im erträglichen Rahmen, verzeichnete auch die ÖDP. Die Freisinger Stadträtin Emilia Kirner verbuchte als Direktkandidatin im gesamten Wahlkreis 1,6 Prozent. Damit verlor ihre Partei bei den Erststimmen im Vergleich zu 2017 ebenso 0,2 Prozent wie bei den Zweitstimmen, wo sie am Sonntag auf 0,8 Prozent kam. Im Landkreis Freising holte Kirner bei den Erststimmen 1,7 Prozent (minus 0,3), die ÖDP bei den Zweitstimmen 0,9 Prozent (minus 0,2).

"Sehr viele Mitbewerber"

Dass Kirner, eine sehr engagierte Kämpferin für einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, als Vertreterin einer Umweltpartei bei den Erststimmen für die ÖDP sogar leichte Verluste hinnehmen muss, obwohl Klimaschutz derzeit das Thema der Stunde ist, ist ein wenig verwunderlich. So richtig erklären kann sie es sich selber nicht. "Grundsätzlich hätte ich schon erwartet, dass die Klima- und Umweltschutzparteien mehr Stimmen bekommen", sagte sie am Montag, "aber es ist halt immer die individuelle Entscheidung jedes Einzelnen". Sie gab auch zu bedenken, "dass es dieses Mal viel mehr Mitbewerber gab, als noch bei der letzten Wahl, gerade auch bei den kleineren Parteien". Insofern sei sie mit dem Ergebnis schon zufrieden. Im Großen und Ganzen "haben wir unser Ergebnis gehalten", bilanzierte sie.

Besser als die ÖDP schnitt im Landkreis "Die Basis" ab, die erstmals zur Wahl antrat. Die relativ neue Partei, die aus der Protestbewegung gegen die Covid-19-Schutzmaßnahmen der Regierung entstanden ist, holte mit ihrem Direktkandidaten Eckhard Reineke 2,0 Prozent der Erststimmen. In Fahrenzhausen lag Reineke gar bei 2,8 Prozent. Bei den Zweitstimmen erzielte die Basis im Landkreis 1,7 Prozent. Im gesamten Wahlkreis kam Reineke bei den Direktmandaten auf 2,5 Prozent, die Basis bei den Zweitstimmen auf 1,8 Prozent.

Satire-Partei schafft die Ein-Prozent-Hürde

Die satirische "Die Partei" schaffte im Wahlkreis mit ihrem Direktkandidaten Daniel Weigelt ebenso die Ein-Prozent-Hürde (1,1) wie im Landkreis (1,3). In der Stadt Freising landete Weigelt gar bei 1,7 Prozent, in Eching und Marzling immer noch bei 1,5 Prozent. Im Landkreis verbuchte Die Partei bei den Zweitstimmen 0,9 Prozent. Die Tierschutzpartei war hier sogar knapp besser. Insgesamt 1002 Stimmen bedeuteten 1,0 Prozent.

Im Rennen der Direktkandidaten mischten noch drei weitere Bewerber von kleineren Parteien mit. Florian Geisenfelder von der Bayernpartei schaffte 0,7 Prozent, während Magdalena Lippa von der V-Partei3 noch 0,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte. Horst Boljahn von Volt blieben 0,3 Prozent.

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SZ vom 28.09.2021/ilos
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