Kleidung für Neonazis:Wirbel um Thor-Steinar-Laden in bester Lage

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Bei Neonazis ist diese Marke beliebt: Thor Steinar. (Foto: dpa)

Die Verunsicherung ist groß in Au: Mitten im Ort hat ein als extrem militant bekannter Neonazi einen Thor-Steinar-Laden eröffnet. Den einzigen für diese Kleidung in ganz Bayern. Der Bürgermeister versucht zu beruhigen und sendet einen Hilferuf ans Innenministerium. Das entsendet jetzt sogar Spezialisten.

Von Peter Becker

Unbeachtet von den Auer Bürgern hat im Oktober des vergangenen Jahres in der Marktgemeinde an der Oberen Hauptstraße ein Geschäft eröffnet, das Kleidung der Marke Thor Steinar verkauft. Diese dient Neonazis als Erkennungsmerkmal.

Betreiber ist laut der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (AIDA) ein aus Ostdeutschland stammender Mann, der in einer Nachbargemeinde wohnt. Er soll laut AIDA in der rechtsradikalen Szene aktiv sein.

Unter anderem gehörte er zum Umfeld der "Freien Kräften Erding". Der Mann scheint Verbindung zum in Deutschland verbotenen Blood&Honor-Netzwerk zu haben. In Altötting trat er bei einem Konzert, das sogenannte Hammerskins organisierten, in Erscheinung. Diese gelten als extrem gewaltbereit.

So manchem Auer Bürger dürfte am Dienstag der Appetit vergangen sein. Der Rundfunksender Bayern Eins sendet in seinem Magazin "Mittags in Oberbayern" ein Gespräch mit einem Experten für Rechtsextremismus. Darin ging es um den Laden "Revolution Store". In diesem wird nach Recherchen des BR Kleidung der Marke Thor Steinar verkauft.

Daraufhin standen im Rathaus die Telefone nicht mehr still. Bürgermeister Karl Ecker ist nun bemüht, keine Emotionen aufkommen zu lassen. "Das ist überflüssig wie ein Kropf", beurteilt er die Angelegenheit. Ecker hat ebenso wenig wie die übrigen Auer geahnt, dass ein als extrem militant bekannter Neonazi an der Oberen Hauptstraße einen Laden eröffnet hat.

Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Gemeindebücherei. Falls sich dort in irgendeiner Form verdächtige Gestalten herumgetrieben hätten, "wäre das den Mitarbeiterinnen bestimmt aufgefallen", sagt der Bürgermeister überzeugt.

Doch sowohl die spärlich erscheinende Kundschaft als auch der Ladeninhaber gelten als unauffällig. "Es gab bislang keine Beschwerden", berichtet der Bürgermeister. Allzu groß kann der Andrang nicht sein, denn die Öffnungszeiten sind mittlerweile zurückgefahren.

Doch die Klientel ist wohl eher nicht in der Hallertau zu suchen, sondern das Angebot richtet sich an Neonazis in ganz Bayern. Denn seit einiger Zeit ist der einzige Shop in dem es Thor-Steinar-Kleidung im Freistaat zu kaufen gab, geschlossen. Er befand sich in Nürnberg. Das Gebäude an der Oberen Hauptstraße in Au, in dem sich der "Revolution Store" eingemietet hat, gehört einer Privatperson.

Ecker berichtet, dass sich in der Marktgemeinde Verunsicherung breitgemacht hat. Schließlich wohnen in Au seit Herbst des vergangenen Jahres 25 Asylbewerber. "Wir haben überhaupt keine Erfahrung im Umgang mit Neonazis", gesteht der Bürgermeister. Deshalb hat er "unmittelbare Hilfe" im Innenministerium angefordert.

In einer E-Mail, die direkt an Joachim Herrmann adressiert ist, informierte er den Staatsminister über den Sachverhalt. "Für uns ist die gesamte Thematik Neuland", schreibt Ecker in der E-Mail.

Das Innenministerium reagierte prompt. Heute kommen Spezialisten nach Au, die zusammen mit dem Bürgermeister und der Verwaltung erörtern, wie am besten mit dem Fall umzugehen ist.

© SZ vom 24.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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