Kita-Krise Freising:„Die Situation in Freising ist beschämend“

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Diskussion über die Lage der Eltern in Freising: Am Donnerstag hatten die Grünen zu einem Gespräch in den Klimperkasten gebeten. (Foto: Marco Einfeldt)

Zwar gibt es inzwischen eine gewisse Entlastung, noch immer aber warten Hunderte Freisinger Eltern auf einen Kita-Platz. Bei einer Veranstaltung der Grünen wurde nun nach Lösungen gesucht.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Kita-Krise ist in Freising seit Langem ein Thema, noch immer warten Hunderte Familien auf einen Betreuungsplatz – aktuell stehen 430 auf der Warteliste. Als Grund nennt die Stadt den eklatanten Fachkräftemangel, der ein bundesweites Problem sei. Zuletzt gab es eine leichte Entspannung: „Wir konnten von der Stadt ausgebildetes Personal halten“, berichtete Zweite Bürgermeisterin Eva Bönig (Bündnis 90/Die Grünen) bei einer Veranstaltung der Grünen. „Wo steht Freising in der Kita-Krise?“: Darüber wurde an diesem Donnerstagabend diskutiert.

Viele Räume in den Kitas stehen leer: Betreuungsplätze gebe es, aber das Personal fehlt, sagte Bönig. Zwar bringen Tagesmütter oder organisierte Nachbarschaftshilfen eine Entlastung, aber dies sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie angespannt die Situation ist, wurde in der Vorstellungsrunde deutlich: In der „Eltern-Bubble“ gebe es inzwischen eine riesige Frustration, schilderte eine junge Mutter. Der Fachkräftemangel sei ein Problem, das sei unstrittig. Aber dennoch fragten sich die Freisinger Eltern, weshalb es in Erding komplett anders aussehe, dort gebe es keine Warteliste. Andere Kommunen bieten vielleicht mehr Anreize als Freising, sagte SPD-Stadtrat Norbert Gmeiner. Dienstwohnungen, die in Erding über Kitas gebaut wurden, könnten ein Grund dafür sein, dass es dort entspannter laufe.

„Die Situation in Freising ist beschämend“, sagte Susanne Brejc, die sich gerade zur Tagesmutter ausbilden lässt. Viele Erzieherinnen und Erzieher in Freising seien unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen, berichtete Susanne Müller vom Tageselternzentrum Freising. Der Job sei fordernd, „viele geben auf und sind bei uns in der Tagesmutterausbildung zu finden“.

Entlastende Angebote für Eltern

Derzeit sei es wichtig, für die betroffenen Eltern entlastende und niedrigschwellige Angebote zu finden, darin war man sich einig. Erste gibt es bereits, wie das von der Stadt unterstützte Projekt „Wunschoma und Wunschopa“ des Freisinger Vereins „Wärmestube“. Ausgebildete Seniorinnen und Senioren übernehmen dabei auf der Basis eines Minijobs die Kinderbetreuung in Familien. Tagesmütter und -väter, Elternmitarbeit und ehrenamtliche Betreuungspersonen seien gefragt, sagte Sozialreferentin Charlotte Reitsam (Bündnis 90/Die Grünen). Sie präsentierte an diesem Abend noch andere Ideen.

So könnte beispielsweise in einem freien Kita-Raum ein Spielzimmer eingerichtet werden. Im Alten-Service-Zentrum in Eching gebe es bereits einen Indoor-Spielplatz, der als offenes Angebot von Eltern mit Kleinkindern bis sechs Jahren in Eigenregie genutzt werden kann, berichtete Reitsam. Selbstorganistation der Eltern sei hier gefragt, ihnen obliegt auch die Aufsichtspflicht und Haftung für die Kinder. In Freising könnte die Stadt oder ein Verein einen Raum zur Verfügung stellen, der von einem Verein angemietet und den Eltern dann für Spielgruppen zur Verfügung gestellt wird, sagte Reitsam. Der Verein „Wärmestube“ wäre dazu bereit.

In Hallbergmoos gibt es das „Zwergerlstüberl“, das vormittags eine Kinderbetreuung anbietet. Das Besondere daran: Die Kinder werden neben einer Erzieherin von einer Mutter oder einem Vater betreut. Die Aufsichtspflicht liege bei der Erzieherin. In Freising könnte die Stadt in einem ihrer Räume eine solche zusätzliche Teilzeit-Betreuungseinrichtung etablieren, bei der sich Eltern einbringen, schlug Reitsam vor.

Großtagespflege bietet Potenzial

Daneben biete die Großtagespflege großes Potenzial. Im Landratsamt wurde bereits die alte Klosterbibliothek für eine Großtagespflege mit Betreuung durch zwei Tagesmütter umgenutzt. „Sie ist eine Betreuungseinrichtung für die Angestellten des Landkreises“, berichtete Reitsam. Auch das Kreisbildungswerk Freising biete mehrere Großtagespflegen mit Tagesmüttern. „In Freising lässt sich sicher ein Raum im Besitz der Stadt finden, der sich mithilfe von Eltern und Tagesmüttern und -vätern als Großtagespflege nutzen lässt“, sagte Reitsam.

Diese Angebote könnten zumindest zu einer Entlastung führen, ein wirklicher Ersatz für eine Kita-Betreuung seien sie – abgesehen von der Großtagespflege – aber nicht. „Aber selbst wenn das Kita-Problem in den Griff bekommen wird, wartet die nächste Herausforderung auf uns“, warnte Sabine Bock, pädagogische Leiterin des Freisinger Zentrums der Familie. 2026 nämlich werde der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt. „Und das bedeutet, dass dann noch einmal viele Betreuungskräfte gebraucht werden.“

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