Schafhaltung:Gut für die Psyche und den Naturschutz

Lesezeit: 2 min

Die Schafbauern Elisabeth und Johannes Kiel aus Kirchdorf müssen ihre Schafherde auf der Weide in Aiterbach derzeit täglich besuchen und den Tieren Wasser bringen. (Foto: Marco Einfeldt)

Familie Kiel hält eine kleine Schafherde und bewahrt damit Teile des Ampertals vor der Verbuschung. Sie wünscht sich mehr Hilfe von Landkreis und Gemeinden.

Von Katharina Aurich, Kirchdorf

Elisabeth Kiel kennt alle ihre 60 Schafe mit Namen, einige von ihnen hat sie selbst mit der Flasche groß gezogen. Die Tiere beweiden, in mehrere kleine Herden aufgeteilt, Wiesen an den Hängen des Ampertals, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden oder zu steil sind, als dass man dort Maschinen einsetzen könnte. Das bedeutet viel Arbeit für die 66-Jährige, die täglich mindestens einmal nach den Tieren sieht und ihnen im Moment 80 Liter Wasser in Kanistern bringt. Diese Art der Schafhaltung funktioniert nur aus Leidenschaft und beschert der Kirchdorfer Familie nur ein geringes Einkommen. Deshalb hofft die Schafhalterin, die von ihrem Mann Reinhold und Sohn Johannes unterstützt wird, dass Landkreis und Gemeinden künftig ihren Einsatz für Naturschutz und Landschaftspflege besser honorieren.

Denn wenn die Wiesenflächen und Streuobstwiesen nicht mehr beweidet würden, dann würden sie verbuschen. Nach den Büschen breiteten sich Bäume aus und das Landschaftsbild verändere sich. Langfristig entstehe ein Wald, schildert Reinhold Kiel. Damit würden Lebensräume für Insekten und seltene Pflanzen verloren gehen, die in der Agrarlandschaft eh keinen Platz mehr hätten, sagt Matthias Maino vom Landschaftspflegeverband, der Familie Kiel unterstützt und neue Flächen vermittelt. Naturschutz für alle dürfe jedoch nicht vom Idealismus einzelner abhängen.

Die Schafswolle wird zur Dämmung von Gebäuden verwendet

Elisabeth Kiel, die als chemisch-technische Assistentin arbeitete und vier Kinder großzog, liebte die friedlichen Schafe schon immer, wie sie erzählt. Als ihr drei Exemplare angeboten wurden, entschloss sie sich, eine kleine Herde aufzubauen, die heute aus einer bunten Mischung besteht: Suffolk-, Merino-, Bergschafe und ein Fuchsschaf weiden friedlich die mageren Wiesen ab und wählen mit ihren sensiblen Lippen zupfend die jungen Gräser unter den älterem Halmen aus. Wenn eine Fläche nichts mehr hergibt, wird der Zaun entweder ein Stück weiter gesteckt oder Elisabeth Kiel zieht mit den Tieren, die ihr problemlos auch über die Straße folgen und stehen bleiben, wenn sie stoppt, zur nächsten Weide. Die Lämmer, meist Zwillings- oder Drillingsgeburten, werden im Alter von etwa fünf Monaten geschlachtet. Am liebsten gibt Kiel sie zu einem Metzger in Kirchdorf, damit die Tiere keine weiten Wege zurücklegen müssen. Sie hat aber auch andere Abnehmer. Die Vermarktung sei kein Problem, nur der Preis von rund 80 Euro pro Tier entlohne nicht den Aufwand für die Aufzucht, so Reinhold Kiel.

Geschoren werden die Schafe von einem Profischerer, die Wolle wird zur Dämmung von Gebäuden verwendet oder es werden daraus für den privaten Bedarf Teppiche gefertigt. Außer der Betreuung der Schafe auf der Weide muss im Sommer Heu für den Winter gemacht werden, wenn die Tiere im Stall stehen. Mineralfutter und ein wenig Kraftfutter für säugende Muttertiere wird dazu gekauft. Elisabeth Kiel kann sich nichts Schöneres vorstellen, als Schafe zu halten. "Das ist nichts zum Geld verdienen, sondern für die Psyche und für mein Wohlbefinden", sagt sie. Lange Jahre hat sie sich mit Anthroposophie sowie den Lehren von Rudolf Steiner beschäftigt. Dennoch geht es der Familie auch um wirtschaftliche Aspekte, denn Sohn Johannes möchte die Schafe gerne übernehmen und davon leben können. Deshalb wünschen sie sich finanzielle Unterstützung durch den Landkreis und sind auf der Suche nach einem neuen Stall, den sie langfristig pachten können, damit die Tiere im Winter ein Quartier haben. Im Moment gibt es dafür nur eine Übergangslösung.

Eine Hoffnung der Familie ist der Besuch der Ampertalbürgermeister, die der Landschaftspflegeverband am 21. Juni zu einer Exkursion eingeladen hat. Eine Station werden die Schafe der Familie Kiel sein.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Landwirtschaft in der Diskussion
:Der Bauer als Buhmann

Glyphosat auf den Feldern, Nitrat im Grundwasser: Landwirte sehen sich zu Unrecht von Politik und Gesellschaft an den Pranger gestellt. Kreisobmann Stürzer: Wir kommen aus der Schusslinie nicht mehr heraus.

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: