Kirchbergers Woche:Zu wenig Phantasie und Tatendrang

Viele gute Vorhaben scheitern am guten Willen oder aus Mangel an Geld

Kolumne von Johann Kirchberger

So viele schöne Vorhaben scheitern. Manchmal am guten Willen, mitunter am Einspruch der Nachbarn, meist aber am Geld. So können die einen keine Windräder bauen, Michael Kerkloh darf - vorerst - keine dritte Startbahn bauen und die Bahn musste ihre Pläne zurückstellen, die Gleisstrecke von Freising nach München, zumindest aber nach Neufahrn vierspurig auszubauen.

Der Lärm ist es, der irgendwie nicht zu verhindern ist und den aber keiner haben will. Sich dagegen mit einer Mauer zu schützen, wie etwa entlang von Autobahnen, ist nicht immer möglich. Die Windräder sind zu groß, die Flugzeuge fliegen zu hoch und eingemauerte Bahngleise würden einen Ort wie Pulling in zwei Teile zerlegen. Wenn schon, das hat der Freisinger OB jüngst wieder bekräftigt, dann müssten die Gleise in Pulling in einem Trog verschwinden, noch besser aber wäre es, die gesamte Strecke unterirdisch zu verlegen. Das aber ist teuer, weshalb die Bahn weiter zögert und ihre Züge lieber unpünktlich fahren lässt. Das geht zwar zu Lasten der Bahnreisenden, ist aber billiger.

Noch teurer wäre es, die Zugstrecke durch ganz Freising in einen Tunnel zu legen, obwohl sich dadurch wertvolles Bauland mitten in der Stadt gewinnen ließe. Aber um so etwas zu realisieren, ja zumindest einmal in Erwägung zu ziehen, dazu bräuchte es viel Phantasie, Weitblick und Tatendrang. Eigenschaften, die bei der Bahn nicht sehr verbreitet sind. Wie sonst könnte es sein, dass der einstige Freisinger Güterbahnhof nun schon seit Jahrzehnten brach liegt.

Phantasie, Weitblick und Tatendrang wären auch erforderlich, um die Probleme mit dem Park & Ride-Platz in Freising in den Griff zu bekommen. Ein Großteil der Freisinger Verkehrsprobleme in den Morgen- und Abendstunden entsteht nämlich durch Pendler, die zum Bahnhof fahren und dort parken oder von dort zurück in ihren Heimatort wollen. Überlegt wird freilich nur, wie die Zahl der Parkplätze erhöht werden könnte, etwa durch den Bau von Parkdecks, und da schon erweisen sich die Kosten als großes Hindernis. Das Problem von der Wurzel anzupacken, übersteigt aber offensichtlich alle Vorstellungen. So eine Ratio wäre die Verlegung des S-Bahnhofs. Nach Marzling zum Beispiel, wie neulich bei einer Veranstaltung der Naturfreunde gefordert wurde, oder auch eine Verlängerung der S-Bahn über Langenbach nach Zolling auf der alten Strecke des Holledauer Bockerls. Dort könnte dann ein großer Parkplatz gebaut werden, für die Pendler aus dem gesamten Norden des Landkreises.

Die Nordostumfahrung, die 2020 fertiggestellt werden soll, ist zwar durchaus geeignet, den Verkehr durch Freising ein wenig einzuschränken. Wer aber zum Bahnhof will, für den bringt diese Straße gar nichts, wie jüngst Bürgermeisterin Eva Bönig gesagt hat. Die Entlastung der Innenstadt wird deshalb weit geringer sein, als sich so mancher wünscht. Doch die Gleise nach Zolling auszubauen, dort in der Pampa einen Bahnhof und einen Park & Ride-Platz zu bauen, wie kürzlich die ÖDP vorgeschlagen hat, das würde viele Millionen kosten, und die ist keiner bereit zu zahlen. Lieber wird weiter gewurstelt und versucht, mit dem Bau neuer Straßen die Probleme in den Griff zu bekommen. Wird aber nicht gelingen.

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