Kirchbergers Woche:Ruhe ist erste Bürgerpflicht

Was heutzutage alles gefährlich ist, und wie man sich davor schützen kann

Kolumne von Johann Kirchberger

Nach Schweinepest und Rinderwahnsinn, Vogelgrippe und verseuchten Fischen, Gammelfleisch und EHEC, Tollwut, Fuchsbandwurm und radioaktiv belasteten Wildschweinen und Schwammerl jetzt also die Hasenpest. Die Nahrungsaufnahme, so scheint es, wird immer gefährlicher, zumal ja auch Obst, Gemüse und Salate mit Pestiziden und anderen chemischen Substanzen belastet sein können. Das Landratsamt kommt momentan nicht mehr nach, die Bevölkerung vor drohenden Gefahren zu warnen, wozu, ganz aktuell, das Baden im Kranzberger See gehört.

Das war nicht immer so. Früher haben sich die Behörden gerne Zeit gelassen, ehe sie nach immer hartnäckiger werdenden Fragen portionsweise herausrückten, was Sache ist. Das war so, als es um Kakerlaken und Mäusekot in einer Neufahrner Brotfabrik ging. Das war so, als im Landkreis Kuh Elsa krank wurde und es Wochen dauerte, bis Rinderwahnsinn eingeräumt wurde. Und das war im Vorjahr so, als in Moosach und Isar mit Malachitgrün verseuchte Fische auftauchten.

Informationen aus dem Landratsamt gab es, wenn überhaupt, nur zögerlich, weil ja, wie in solchen Fällen immer zu hören ist, keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben bestand. Unappetitlich ja, aber nicht gesundheitsgefährdend, kein Grund zur Panik, wurde beschwichtigt. Ruhe ist erste Bürgerpflicht.

Große Teile der Bevölkerung sehen das anders. Sie berufen sich auf das Recht, schnell und umfangreich informiert zu werden und protestieren gegen die Geheimniskrämerei, die angeblich dem Schutz von Landwirten und Unternehmen dient, um die nicht vorschnell in Verruf zu bringen. Bei der Hasenpest gibt es keine Verursacher, die man schützen müsste. Vielleicht deshalb erfolgte die Reaktion sofort, als ein toter, an Hasenpest verendeter Feldhase entdeckt wurde. Besonders gefährdet seien Jäger und Tierärzte, hieß es. Das leuchtet ein. Aber wieso sind auch Metzger und Köche gefährdet? Verarbeiten die auch verendet aufgefundene Hasen?

Gefährlich ist auch der Klimawandel. Vor dem hat das Landratsamt erstaunlicherweise noch nicht gewarnt. Auch nicht vor eventuellen Feinden aus dem Osten, womit jetzt ausdrücklich nicht Sachsen und sonstige AfD-Länder gemeint sind. So einem Angriff stünden wir aber gerade zur Volksfestzeit nicht völlig schutzlos gegenüber. Die Bundeswehr ist zwar aus Freising abgezogen, samt ihren nicht funktionierenden Gewehren und sonstigen Gerätschaften. Auch ist das Mitführen von Messern in der Lederhose strikt verboten, was die Verteidigungsbereitschaft der Freisinger aber nicht entscheidend schwächen kann. Zum Glück nämlich gibt es im Festzelt jede Menge Maßkrüge. Mit denen lässt sich bekanntlich nicht nur kräftig zuschlagen, sie sind auch als Wurfgeschosse bestens geeignet. Das wird jeden Feind erschrecken.

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